Posaunenlegende Erich Kleinschuster gestorben

Andre Heller hat ihn einst den „Literaten der Posaune“ genannt: Der aus Graz stammende Erich Kleinschuster, einer der namhaftesten Jazzmusiker des Landes, starb in der Nacht auf Mittwoch im Alter von 88 Jahren.

Kleinschuster wurde am 23. Jänner 1930 in Graz geboren und schloss neben dem Studium der Posaune auch noch das Studium der Rechtswissenschaften ab. Als Jurist war er zwar nie tätig, wohl aber einst als Elektroschweißer bei Simmering-Graz-Pauker, um seine Studien in Wien zu finanzieren.

Vom Schweißer zur Jazzlegende

Die Entscheidung, als Jazzmusiker eine professionelle Laufbahn einzuschlagen, fiel 1958: Die Teilnahme am berühmten Newport Jazz Festival als Mitglied der International Youth Band brachte Kleinschuster mit großen Jazzmusikern in Kontakt, die ihn nachhaltig beeinflussten.

Erich Kleinschuster

ORF

Er spielte mit vielen Legenden, von Louis Armstrong über Joe Henderson und Art Farmer bis Jimmy Heath. Besonderen Einfluss hatte Miles Davis, „der mich stilistisch stark geprägt hat“, so Kleinschuster einmal in einem Interview - vieles, was Davis vor seiner Hinwendung zum Jazzrock an Melodik hervorbrachte, war auf die Posaune übertragbar. Als weitere Einflüsse nannte Kleinschuster den Altsaxofonisten Julian „Cannonball“ Adderley und den Posaunisten J. J. Johnson. „New York ist alles, New York ist die Wurzel“, so Kleinschuster.

„Literat der Posaune“

Zwischen 1971 und 1981 leitete er zehn Jahre lang die Abteilung Produktion und Unterhaltung im ORF. Außerdem gründete und leitete Kleinschuster die ORF-Bigband. Mehr als 50 Jahre prägte er als Solist, Komponist und Arrangeur die Geschichte des Jazz in Österreich.

Daneben spielte der „Literat der Posaune“ - wie ihn sein Freund Andre Heller bezeichnete - auch in Peter Herbolzheimers Rhythm Combination & Brass. 1972 sowie 1976 dirigierte Kleinschuster das Orchester für Milestones und Waterloo & Robinson beim Grand Prix Eurovision de la Chanson. Von 1998 an wirkte Kleinschuster als Organisator des Grazer Jazz-Sommers, zu dem er Größen wie George Benson, Al Jarreau, Dee Dee Bridgewater, Ibrahim Ferrer, Chick Corea und Randy Crawford an die Mur holte.

„Musiker müssen ihr Handwerk verstehen“

Als Lehrer setzte Kleinschuster die Forderung nach Perfektion am Instrument um: 1981 begann er eine langjährige Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz in den Fächern Improvisation und Jazzposaune; ebenso unterrichtete er an den Jazz-Abteilungen in Klagenfurt und in Wien.

Der Jazz-Professor blieb stets ein scharfer Kritiker sowohl des Jazz selbst als auch der Kulturpolitik. Wer ein guter Jazz-Musiker werden wolle, solle lernen und das üben, was er nicht könne: „Musiker müssen ihr Handwerk verstehen, es ist eine unabdingbare Notwendigkeit, sein Instrument zu beherrschen, alles andere ist Lüge und auf Zufall aufgebaut.“

Die Schwierigkeiten, als Jazz-Musiker sein Geld zu verdienen, ortete Kleinschuster in der Vielzahl oft auch schwacher Musiker und am Fehlen von Plattformen für den Jazz. Ein Problem sah Kleinschuster in der mangelnden Unterstützung durch Kulturpolitik und Wirtschaft: „Jazz ist nie im Geschenkregen gestanden“, sprach er aus langjähriger Erfahrung.

Dem österreichischen Jazz stellte Kleinschuster in einem APA-Interview im Jahr 2000 anlässlich seines 70. Geburtstages kein gutes Zeugnis aus: Der Jazz aus Österreich könne international derzeit nicht mithalten. In Wien sei das Niveau höher, in Graz herrsche ein Monopol der Universität, was eine Enge nach sich ziehe, in der sich keine Qualität entwickeln könne. In den letzten Jahren hatte Kleinschuster eher noch zum Spaß und bei kleineren Veranstaltungen gespielt.

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