Volkskrankheiten auf der Spur

An der Med-Uni Graz eröffnet am Freitag das Zentrum für Integrative Stoffwechselforschung. Vielen Volkskrankheiten auf der Spur forschen hier Experten an der Entschlüsselung der molekularen Grundlagen des Stoffwechsels.

Sogenannte Volkskrankheiten wie Diabetes, Krebs oder auch Alzheimer sind eine große Bürde für jeden Betroffenen sowie das Gesundheitssystem und stellen eine immense Herausforderung für die biomedizinische Forschung dar. Voraussetzung für die Entwicklung neuer Medikamente und Therapieformen sei ein tief gehendes Verständnis über die molekularen Ursachen von Krankheiten.

Transdisziplinäre Forschung als Schlüssel

In dem neuen Zentrum für Integrative Stoffwechselforschung forschen künftig Experten der Universität Graz, der TU Graz und der Med-Uni im Rahmen des Forschungsverbundes BioTechMed; Leiter des am Campus der Grazer Med-Uni angesiedelten Zentrums ist der Strukturbiologe Tobias Madl. Er und sein Team wollen bisher unerreichte Einblicke auf das Zusammenspiel und Folgen des Stoffwechsels werfen und etablierte und komplementäre Forschungsschwerpunkte auf dem Gebiet des Metabolismus in einem integrativen Ansatz verknüpfen.

Das Zentrum vereint die langjährige Expertise mehrerer Arbeitsgruppen, die unter anderem Signalwege des Energie- und Fettstoffwechsels oder fettstoffwechselassoziierte Erkrankungen erforschen, so Madl: „Es besteht innerhalb der drei Grazer BioTechMed-Universitäten bereits eine langjährige wissenschaftliche Zusammenarbeit, die nun am neuen Zentrum für Integrative Stoffwechselforschung durch die zur Verfügung stehende Forschungsinfrastruktur auf ein völlig neues Level gehoben wird.“

Chemischer „Fingerabdruck“

Die Anschaffung neuester Kernspinresonanz-Infrastruktur erleichtere es den Forschungsgruppen, in einem integrativen Ansatz zu arbeiten. Um die molekularen Grundlagen von Krankheiten zu entschlüsseln, nehmen die Forscher damit den chemischen „Fingerabdruck“, den Stoffwechselprozesse hinterlassen, unter die Lupe. Aus der Analyse der Summe der chemischen Fingerabdrücke will man auf „charakteristische Muster“ stoßen. Diese dienen in weiterer Folge dazu, Veränderungen von Stoffwechselprodukten zu erkennen bzw. Vorhersagen für den Verlauf und die Behandlung von Krankheiten treffen zu können. „Die Herausforderung liegt für die Wissenschaft darin, eine Vielzahl von Stoffwechselprodukten gleichzeitig quantitativ in einer komplexen Mischung zu erfassen“, so Madl.

Grundsätzlich nimmt die magnetische Kernspinresonanz-Spektroskopie eine Schlüsselrolle in der biomedizinischen Forschung ein: Sie ist laut Med-Uni Graz die einzige Methode, die nicht auf eine Trennung der Stoffwechselprodukte angewiesen ist - die Probe kann somit für weitere Analysen erhalten werden. Mit ihr können alle Arten von Stoffwechselprodukten in nahezu physiologischer Umgebung quantitativ erfasst werden; zudem sei die Spektroskopie unübertroffen, was die analytische Reproduzierbarkeit und Einfachheit der Probenvorbereitung angeht.

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