Spionage beim Heer: Experte nicht überrascht

Ein ehemaliger Oberst des Bundesheeres soll 20 Jahre lang für Russland spioniert haben - für den steirischen Geheimdienstexperten Siegfried Beer keine Überraschung: Österreich sei geopolitisch interessant gelegen.

Die Bundesregierung bestätigte am Freitag, dass die Staatsanwaltschaft gegen einen ehemaligen Oberst des Bundesheeres ermittelt. Aufgeflogen sei der Fall von jahrelanger Spionage durch Hinweise eines befreundeten Geheimdienstes – mehr dazu in Offizier soll für Moskau spioniert haben (news.ORF.at).

„Österreich an geopolitisch interessanter Stelle“

Der steirische Universitätsprofessor und Geheimdienstexperte Siegfried Beer zeigt sich von den Vorwürfen wenig überrascht: „Österreich war ja im Kalten Krieg nicht interessant, weil es den Kalten Krieg gegeben hat, sondern weil es an einer geopolitisch sehr interessanten Stelle in Europa gelegen ist. Mit den Verbindungen, die dieses Land hat und den Einrichtungen und der Neutralität – all das hat sich natürlich ein wenig geändert, aber nicht unheimlich viel.“

Worüber sich Beer sehr wohl verwundert zeigt, ist der Zeitpunkt, zu dem die Politik mit dem Fall an die Öffentlichkeit ging - vor allem, da der Fall eigentlich noch gar nicht abgeklärt sei: „Es muss doch eine gewisse Klarheit geben, dass dies ein ernsthafter Fall ist, weil im Regelfall versucht man ja nicht, solche Spionagefälle an die große Glocke zu hängen.“ Angesichts der 300.000 Euro, die für die Spionagedienste bezahlt worden seien, stellte Beer in diesem Zusammenhang deren Qualität infrage - Audio dazu in oe1.ORF.at.

Erste Konsequenzen

Beer meint, der Fall müsse eine große Bedeutung haben, und die Politik müsse wissen, was für Folgen sich daraus im Verhältnis zwischen Österreich und Russland ergeben. Erste Reaktionen diesbezüglich gibt es bereits: Laut dem Außenministerium hat Ministerin Karin Kneissl eine für Anfang Dezember geplante Moskau-Reise vorerst abgesagt, auch sei der russische Geschäftsträger in das Außenministerium zitiert worden.