Kritik an Buch über Hassprediger in Graz

Grazer Moscheenvereine wehren sich gegen Vorwürfe, sie würden Hassprediger unterstützen. Der Journalist Shams Ul-Haq schreibt darüber in seinem Buch „Eure Gesetze interessieren uns nicht“. Die Polizei spricht von überholten Details.

Wie radikal geht es in unseren Moscheen zu? Der deutsche Journalist mit pakistanischen Wurzeln, Shams Ul-Haq, hielt sich ein halbes Jahr lang heimlich in Grazer Moscheen auf, um zu recherchieren. Seine Eindrücke verarbeitete er in dem Buch, das derzeit heftig diskutiert wird.

Buchhinweis

Shams Ul-Haq: Eure Gesetze interessieren uns nicht. Orell FüssliVerlag, 256 Seiten, 18 Euro.

Taktik in Moscheen geändert

Seit den polizeilichen Razzien und Festnahmen und den gerichtlichen Verurteilungen, so der Autor, hätten radikale Imame in heimischen Moscheen ihre Taktik geändert. Es werde nicht mehr offen zum Dschihad, dem Heiligen Krieg, aufgerufen, sondern geschickt und verdeckt vor allem junge Muslime in die gewünschte Richtung gelenkt.

Die Subul-el-Salam-Moschee in der Grazer Großmarktstraße ist eine jener Moscheen, die der deutsch-pakistanische Autor als Beleg dafür nennt, dass Hassprediger nach wie vor in Graz aktiv sind. Dort heißt es, jeder sei willkommen, man habe nichts zu verbergen. Der Vorwurf, Imame würden - verdeckt und geschickt - junge Muslime für den Dschihad anwerben, sei falsch und unberechtigt.

Recherche in Moscheen in Graz

ORF

ORF Steiermark-Reporter Helmut Schöffmann bei seinen Recherchen in den Grazer Moscheevereinen

Ähnliches ist nur wenige hundert Meter weiter, in der Tawhid-Moschee in der Herrgottwiesgasse, zu hören. Das Buch erhebt falsche Vorwürfe, sagt Waha Kosumov, ein Mitglied der Gemeinde: „Es ist voll erfundener Betrug." Auch bei der islamischen Religionsgemeinde hat man wenig Freude mit den Vorwürfen. Dass man sich schon lange aktiv gegen Radikalismus einsetzt, werde im Buch nicht berücksichtigt, so Ali Kurtgöz: „Für Hassprediger gibt es keinen Platz, egal welche Moscheen es sind, es gibt keinen Platz in der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich."

Gespräch über Radikalisierung

Autor Shams Ul-Haq war am Montag zu Gast bei „Mittag in Österreich“ und sprach darüber, wie Radikalisierung stattfindet.

Polizei beobachtet Tätigkeiten

Bei der Polizei will man das Buch des deutsch-pakistanischen Autors nicht kommentieren, einige Details seien überholt, heißt es. „Es wird beobachtet, alle diese Tätigkeiten dieser Vereine und Moscheen werden vom Verfassungsschutz beobachtet,und sollten hier strafrechtlich relevante Sachverhalte festgestellt werden, wird es auch zu Anzeigen kommen“, so Fritz Grundnig, Sprecher der Landespolizeidirektion Steiermark.