Erstes Grazer Primärversorgungszentrum öffnet

In Graz wird am Montag das erste Primäversorgungszentrum der Landeshauptstadt eröffnet. Die Gebietskrankenkasse hofft auf Vorbildwirkung. Die Ärztekammer fordert mehr Anreize für Ärztinnen und Ärzte etwa durch offenere Angebote.

Gegenüber dem Grazer LKH und gleich neben einer Apotheke liegt das Primärversogungszentrum namens Medius: Drei Allgemeinmediziner arbeiten dort mit einem Team aus Gesundheits- und Sozialberufen zusammen.

Schwerpunkt Diabetes und Geriatrie

„Eine große Hausarztpraxis, wo Ärzte und Gesundheitsberufe im Team arbeiten und erweiterte Öffnungszeiten anbieten“, sagte Allgemeinmediziner Stefan Korsatko, der gemeinsam mit zwei Ärztinnen das Zentrum führt. Seine Kollegin Elisabeth Strobl-Gobiet ergänzte: „Unser Schwerpunkt liegt bei Diabetes und Geriatrie, aber auch psychischer Bertreuung. Wir bestehen aus drei Hausärzten, einem Physiotherapeuten, einer Diätologin, einem Ergotherapeuten, zwei Diplomkrankenschwestern und vier Ordinationsassistentinnen - von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr.“

Zuschuss von einer Million Euro

Auf rund 450 Quadratmetern will sich das Team einen Patientenstock von bis zu 4.000 Menschen erarbeiten. Investiert haben die Mediziner bisher rund eine Million Euro, Gesundheitsfonds und Gebietskrankenkasse unterstützen mit einer weiteren Million Euro die Personalkosten in den kommenden fünf Jahren.

Viele Ärzte zögern noch

Das Grazer Primärversorgungszentrum ist nach dem in Weiz das zweite in der Steiermark. Gebietskrankenkassenobmann Josef Harb nannte es „Keimzelle“ und Vorbild für jene, die laut Gesundheitsplan noch folgen sollen: „Unser Ziel ist noch erreichbar. Wir erkennen aber schon, dass die Sorge der Ärztinnen und Ärzte, sich in dieser Gesellschaftsform zusammenzuschließen, relativ stark wirkt.“

Ärztekammer wil mehr rechtlichen Spielraum

Primärversorgungszentren seien noch Neuland auch für Ärzte, sagte Christoph Schweighofer, stellvertretender Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in deren Kammer: „Ich höre immer wieder, dass die Ärztekammer gegen solche Primärversorgungszentren ist. Das stimmt nicht. Aber es wird nur gelingen, diese Zentren mit Personal zu besetzen, wenn man zulässt, dass eine Vielfalt ensteht.“ Die Ärzte wünschen sich mehr rechtlichen Spielraum, etwa auch für lockerere Versorgungsnetzwerke in den ländlichen Regionen.

Elf Zentren insgesamt geplant

Probleme wie überfüllte Spitalsambulanzen und unbesetzbare Hausarztordinationen sollen Primärversorgungszentren beseitigen. In der Steiermark sind insgesamt elf Primärversorgungszentren geplant. In Graz tagten im April europäische Experten zur Frage, wie man neue Versorgungsnetzwerke am besten aufbaut - mehr dazu in Experten tagten zu Primärversorgungszentren. Eine steirische Delegation rund um Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) besuchte im Mai des Vorjahres Primärversorgungszentren in den Niederlanden, um sich Tipps und Anregungen zu holen - mehr dazu in Primärversorgung: Steirer holten Tipps in Niederlanden (6.5.2017).

Gesundheitszentren

Außerdem gibt es Gesundheitszentren in der Steiermark. Solche gibt es bereits in Eisenerz, Mariazell und Vorau. Bis zum Jahr 2025 sind 30 neue Gesundheitszentren in der Steiermark geplant - mehr dazu in Steirische Gesundheitspläne bis 2025 vorgestellt (14.6.2017).

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