Spannungen um Nutzung des Künstlerhauses

Spannungen gibt es derzeit rund um die Nutzung des Grazer Künstlerhauses, der Halle für Medien und Kunst: Drei der fünf eng mit dem Haus verbundenen Künstlervereinigungen fühlen sich in ihrem Mitspracherecht beschnitten.

Seit das Künstlerhaus existiert, ist es eng verbunden mit folgenden fünf steirischen Künstlervereinigungen: der Berufsvereinigung bildender Künstler Steiermark, der Sezession Graz, dem Steiermärkischen Kunstverein, dem Werkbund und der Vereinigung bildender Künstler Steiermark. Weil man ihr Mitspracherecht im Künstlerhaus seit längerem beschneide, wolle man das Thema jetzt öffentlich machen, so drei der Vereine.

Vorwurf: Wirkungsplatz entzogen

Die fünf Künstlervereinigungen seien der Boden für bildende Künstler in der Steiermark, also das Fundament, auf dem sie sich entwickeln könnten, so formuliert es Gottfried Pengg-Auheim, Präsident der Vereinigung Bildender Künstler Steiermark. Diesem Boden werde sukzessive der Wirkungsplatz im Künstlerhaus entzogen.

„Diese Möglichkeit, die in den 50er-Jahren geschaffen wurde, ist uns jetzt leider scheibchenweise entzogen worden, und dafür kämpfen wir natürlich, dass wir wieder die Möglichkeit erlangen, gute Ausstellungen selbst platzieren zu können“, so Pengg-Auheim.

Wettbewerb für Einzelkünstler

Gemeinsam mit der Sezession Graz und der Berufsvereinigung Bildender Künstler Sektion Steiermark (kurz BVBK) wolle man darauf aufmerksam machen. Ein entscheidender Punkt sei das neue Ausstellungskonzept, das von Seiten des Künstlerhauses für die Vereinigungen vorgesehen ist, so Armin W. Nimra-Ruckerbauer, Präsident des BVBK Steiermark: „Es ist ein Wettberwerb für Einzelkünstler ausgeschrieben worden, was für die Künstlervereinigungen bedeutet, dass sie als Vereinigungen nicht mehr sehr präsent sind. Und es ist ein Wettbewerb, der für alle fünf Vereinigungen ausgeschrieben worden ist, und die Ausstellungszeit ist gegenüber den alten Vereinbarungen, die mit dem Land Steiermark getroffen wurden, wieder um zwei Wochen verkürzt worden.“

„Scheibchenweises Abschneiden“

Und Pengg-Auheim ergänzte: „Ursprünglich war die Ausstellungszeit ein halbes Jahr für alle Vereinigungen. Das wurde dann für drei Vereinigungen auf jeweils zwei Wochen verkürzt. Und jetzt werden fünf Vereinigungen in zweieinhalb Wochen über die Weihnachtszeit ausgestellt. Man sieht schon, wie dieses scheibchenweise Abschneiden unserer Ausstellungen passiert.“

„Reagieren mit Rufzeichen und Kunst“

Im Rahmen dieses Wettbewerbes sollen ein Hauptpreis, ein Förder- sowie ein Publikumspreis vergeben werden. Der gezeigte Querschnitt der Ausstellung „Salon Steiermark“ wird von einer Fachjury ausgewählt. Welche Entscheidung diese treffen wird, wird sich zeigen - von Seiten der Künstlervereinigungen habe man aber auf die neuen Parameter reagiert.

„Wir haben auch alle fünf über das Konzept gesprochen. Und es gibt einen Konsens, dass wir im Künstlerhaus unser Stammhaus haben wollen. Der Weg dorthin ist von uns Dreien mit einem Rufzeichen bei dieser Ausstellung verbunden, den die anderen beiden so nicht mittragen. Wohlgemerkt, es gibt auch welche vom Werkbund und vom Künstlerbund, die da auch mitmachen, aber wir wollen darauf reagieren mit dem, was wir am besten können - nämlich mit Kunst“, so Pengg-Auheim.

Kritik: Handlungsspielraum bedroht

Durch die begrenzte Ausstellungszeit sieht man auch den Handlungsspielraum bedroht, so Helga Hudin von der Sezession Graz: „Es ist vordergründig, dass wir unsere Autonomie bewahren und dass wir mehr Zeit bekommen, um auch ausländischen Künstlern die Gelegenheit geben, einen Austausch zu machen. Jetzt haben wir 16 Tage für fünf Vereine. Da ist es natürlich nicht möglich, einen ausländischen Künstler einzuladen und ihm die Gelegenheit zu geben, im Künstlerhaus auszustellen.“

In dem neuen Konzept sehe sie die Gefahr, so Hudin, dass die Vereinigungen untereinander ausgespielt werden könnten. Schließlich sei es dann ein Wettbewerb unter 350 bis 400 steirischen Künstlern, die in verschiedenen Vereinigungen sind, die wiederum unterschiedliche Schwerpunkte und Arbeitsansätze hätten.

Derzeit keine Künstlerhaus-Stellungnahme

Von Seiten des Künstlerhauses, Halle für Kunst und Medien, gibt es auf Nachfrage derzeit keine Stellungnahme: Man werde sich kommende Woche bei der Bekanntgabe der Juryentscheidung und damit einhergehenden offiziellen Ausstellungseröffnung zur Situation äußern.

Links: