Lawinengefahr: 1.200 Menschen eingeschneit

Der massive Wintereinbruch sorgt in der Obersteiermark weiter für präkere Verhältnisse: Über 1.000 Menschen sind eingeschlossen, die Ennstalstraße (B 320) gesperrt, und in St. Johann am Tauern wurde eine Siedlung evakuiert.

Weil ein Lawinenabgang im Bereich des Grimmings nicht ausgeschlossen werden kann, musste am Samstag die Ennstalstraße (B 320) für unbestimmte Zeit zwischen Trautenfels und Espang gesperrt werden. Pkws werden lokal über Irdning umgeleitet, Lkws müssen über die Autobahn ausweichen. Auch der Zugverkehr wurde eingestellt - ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet, die Reisezeit verlängert sich laut ÖBB um etwa zwei Stunden.

Schneechaos in der Obersteiermark

APA/EXPA/MARTIN HUBER

In Wildalpen wurden die Straßen nach Hinterwildalpen und Rothwald gesperrt, ebenso die Hochschwabstraße nach Weichselboden - hier sind rund 100 Personen eingeschneit. In Schladming wurden die Straßen ins Ober- und Untertal gesperrt. Weiters nicht passierbar ist die Straße zwischen Ober- und Unterlaussa in St. Gallen, der Koppenpass zwischen Bad Aussee und Obertraun (Oberösterreich) und im Bezirk Weiz der Pfaffensattel zwischen Semmering und Rettenegg.

Eisenerz nur erschwert erreichbar

Ein weiterer Hotspot ist der Bezirk Leoben - hier gibt es rund um den Präbichl eine angespannte Situation, sagt Günter Hohenberger von der Landeswarnzentrale: „Das bedeutet, dass die Stadtgemeinde Eisenerz nur erschwert erreichbar ist.“

Verkehr

Der Neuschnee beeinträchtigt auch den Verkehr - das Ö3-Verkehrsservice bietet mit einer interaktiven Karte einen Überblick über die aktuelle Verkehrssituation in der Steiermark und in ganz Österreich.

Die bereits in den vergangenen Tagen verfügten Straßensperren, etwa jene ins Sölktal, blieben weitgehend aufrecht - mehr dazu in Schneefälle: Immer mehr Orte abgeschnitten - , mehrere Ortschaften sind somit weiter eingeschneit und nicht über Straßen erreichbar. Zudem arbeiten hier die Feuerwehrleute an der Trinkwasserversorgung, weil die Hauptwasserleitung beschädigt ist. Sorge bereitet zudem, dass viele Hydranten eingeschneit sind: An die Bevölkerung erging daher der Appell, diese frei zu räumen, um im Brandfall bereitzustehen.

Siedlung in St. Johann am Tauern evakuiert

Die Straße auf die Planneralm wurde Samstagvormittag vorübergehend geöffnet, um eingeschlossenen Touristen die Abreise zu ermöglichen. Im Laufe des Tages kamen mehrere Straßensperren dazu, so die Straße über den Triebenpass zwischen Trieben und St. Johann am Tauern (Bezirk Murtal), weiters die Verbindungsstraße zwischen Döllach und Ketten nahe Liezen und die Zufahrt nach Zwanzenbichl (Gemeinde Landl).

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Lawinenwarnstufe vier

Mit den enormen Schneemassen ist auch die Lawinensituation groß - es besteht Warnstufe vier.

In der Ortschaft St. Johann am Tauern in der Gemeinde Pölstal wurden wegen der großen Lawinengefahr 14 Häuser evakuiert - die Menschen wurden in der Gemeinde untergebracht. In Hohentauern sind rund 550 Personen eingeschlossen. „Da schaut man, dass man da Möglichkeiten hat, dass man zum Beispiel zu den Bauern hin der Milchwagen über Umwege fahren kann - da bemühen wir uns sehr darum“, sagt der Vizebürgermeister der Gemeinde Pölstal, Siegfried Wildbolz.

Die winterlichen Straßenverhältnisse sorgen auch immer wieder für Unfälle: Bei Mürzzuschlag etwa wurde ein 26 Jahre alter Pkw-Lenker verletzt. Laut Polizei war er am Samstag auf einem Forstweg stecken geblieben. Als er versuchte zurückzuschieben, geriet der Pkw über die Böschung, überschlug sich mehrmals und kam nach rund 40 Metern zum Stillstand. Der Hund eines Anrainers schlug an und machte seinen Besitzer aufmerksam. Der Anrainer rettete den Lenker aus dem Unfallauto, das Rote Kreuz lieferte den 26-Jährigen ins Landeskrankenhaus Hochsteiermark in Bruck an der Mur ein.

Lawinenwarnstufe vier

Insgesamt sind in der Steiermark derzeit rund 1.200 Menschen eingeschneit - für sie bestehe aber keine Gefahr, sagt der Bezirkshauptmann von Liezen, Josef Dick: „Grundsätzlich ist die Bevölkerung in den abgeschnitten Ortsteilen an solche Lagen - ich will nicht sagen gewöhnt, aber sie sind erfahren. Was man den Menschen sagen kann: Wenn notwendig, können wir Räumungen durchführen, wenn notwendig, können wir auch über Notwege die abgeschnittenen Ortsteile mit Lebensmitteln versorgen. In einigen Ortsteilen sind Sanitäter ansässig, die Erste-Hilfe-Maßnahmen setzen könnten, und wir haben im gesamten Bezirk beim Roten Kreuz einen Bereitschaftdienst eingerichtet, der im Notfall auch einschreiten könnte.“

Bei der Landeswarnzentrale rät man: „In erster Linie ist die Bevölkerung daran angehalten, sich als gut als möglich zu Hause einzurichten und jetzt nicht unnötig versuchen hinauszufahren bzw. irgendwo ins Gelände zu gehen. Vor allem den Gästen ist geraten, wirklich im gesicherten Skiraum zu bleiben und nicht abseits der Piste unterwegs zu sein. Wir haben nach wie vor Lawinenwarnstufe vier, und das wird sich auch nicht ändern bis Montag vorerst einmal“, so Christian Patschok von der Landeswarnzentrale.

Wetter

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Mit einer Entspannung der Lawinensituation ist also nicht zu rechnen: Laut Prognosen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik könnte die Lawinengefahr mit anhaltenden Schneefällen und Wind sogar noch ansteigen.

Bundesheer in Bereitschaft

Die Lawinenkommissionen bewerten die Situation stetig neu - Erkundungsflüge in den betroffenen Gebieten wurden bisher aber immer wieder verschoben: Weil die Sicht weniger als 100 Meter beträgt, ist auch vonseiten des Bundesheers Abwarten angesagt. Laut Gerhard Schweiger vom Militärkommando Steiermark sei eine Wetterbesserung bis Sonntag nicht in Sicht.

Schneechaos in der Obersteiermark

APA/EXPA/MARTIN HUBER

„Wir hoffen, dass wir am Sonntag ein Zeitfenster von mehreren Stunden haben, um die Lage aus der Luft besser beurteilen zu können und eine bessere Einschätzung zu bekommen“, so Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ).

Schnee sorgt landesweit für Chaos

Teilsperre der Ennstalstraße, Totalsperre der Wiener Außenringautobahn, Verkehrsunfälle sonder Zahl, erhebliche Lawinengefahr in mehreren Bundesländern: Der Winter hat das Land derzeit unerfreulich fest im Griff - mehr dazu in Staus, Straßensperren und Flugausfälle (news.ORF.at).

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