Schnee: Hoffen auf Wetterfenster am Freitag

Die Schneesituation in der nördlichen Obersteiermark bleibt auch am Donnerstag angespannt. Vor allem die Schneelast wird immer mehr zum Problem. Für Freitag kündigte sich indes ein Wetterfenster für Hubschrauberflüge an.

Die Frage, die sich in den betroffenen Gebieten stellt, ist, wie lange Bäume, Hänge, Leitungen und vor allem Dächer dem Schnee noch stand halten. In Mariazell, wo die Schneemenge erheblich ist, sind bereits Experten der Zentralanstalt für Meteorologie im Ort und führen Messungen durch.

Wetter:

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Drei Viertel der Dachlasten erreicht

Die Messungen sollen Aufschluss darüber geben, wie schwer der Schnee ist. Dann kann man reagieren und abschätzen, welche Gebäude akut gefährdet sind und welche weniger, hieß es am Donnerstag. In Bad Aussee führten Experten solche Messungen schon am Montag durch, aber auch hier werden in den kommenden Tagen neue Daten fällig sein, ebenso im Salzatal. Das sind vorerst die Gebiete, in denen die Situation am prekärsten ist.

In punkto Schneelast stehe man derzeit bei 50 bis 75 Prozent der maximalen Dachlasten, hieß es am Donnerstag. Die Wetterexperten appellierten, Dächer noch vor dem neuen Schneefall abzuschaufeln.

Feuerwehren immer mehr gefordert

Weil unter der Schneelast auch immer mehr Bäume umstürzen, sind auch die Feuerwehren in der Obersteiermark zunehmend gefordert, sagte der stellvertretende Landeskommandant der steirischen Feuerwehren, Erwin Grangl: „Unsere Feuerwehren in den einzelnen betroffenen Gebieten und Gemeinden sind damit beschäftigt, umgestürzte Bäume wegzuräumen und Verkehrswege freizumachen. Wir müssen versuchen, gemeinsam mit den Behörden die Infrastruktur aufrecht zu erhalten, sprich Transporte durchzuführen. Was uns zugute kommt, ist das Wissen der einzelnen Feuerwehrkameraden der Örtlichkeiten, der Gegebenheiten und der Zusammenhalt intern. Das funktioniert ausgesprochen gut und die Stimmung ist größtenteils sehr positiv.“

Liste der Anforderungen wird immer länger

Die Feuerwehren stehen auch bereit, um in gefährdeten Gebieten Hilfe mit großen Geräten leisten zu können, sobald dies die Wetter- und Verkehrssituation zulässt und man abgeschiedene Ortschaften erreichen kann. Bei der Landeswarnzentrale, wo sämtliche Informationen im Minutentakt zusammenlaufen, hat man bereits eine lange Liste an Anforderungen - das sind Versorgungen der Bevölkerung sowie Lawinenerkundungen und Sprengungen, die alle abgearbeitet werden sollen, sobald die Hubschrauber starten können.

Hubschrauberflüge ab Freitagvormittag möglich?

Für Freitag ist ein Wetterfenster in der Obersteiermark prognostiziert. Ab Vormittag sollte mit bis zu sieben Hubschraubern geflogen werden. Jedes Fenster werde genutzt, sagte Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ) am Donnerstag: „Die Kräfte stehen bereit, ebenso wie etwa die Lebensmittellieferung nach Radmer.“ Ziel sei es, am Freitag eingeschlossene Bewohner mit Lebensmitteln zu versorgen und die Lawinengefahr genau zu beurteilen. Sollten Absprengungen möglich sein, sollen auch diese möglicherweise am Freitag geschehen. „Die Entspannung am Freitag ist weiterhin gut in den Wettermodellen absehbar. Erst am Abend dürfte es wieder bewölkt werden“, fasste Christian Pehsl von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik zusammen.

Verkehr:

Der Schnee beeinträchtigt auch den Verkehr - das Ö3-Verkehrsservice bietet mit einer interaktiven Karte einen Überblick über die aktuelle Verkehrssituation in der Steiermark und in ganz Österreich.

35 Flüge müssen abgearbeitet werden

Laut Schickhofer müssen 35 Erkundungs- und Versorgungsflüge abgearbeitet werden. „Die Situation ist ernst, aber wir haben sie im Griff“, fasste Schickhofer bei der Einsatzbesprechung in der Landeswarnzentrale in Graz zusammen. Nach wie vor seien mehr als 2.200 Menschen entweder in ihren Ortschaften eingeschlossen oder zumindest schwer erreichbar.

Nur kurze Wetterentspannung

Nach dem Wetterfenster am Freitag sollen schon wieder am Samstag erste Schneeflocken fallen. Ab Sonntag wird das Wetter in der Obersteiermark dann wieder ähnlich wie in den vergangenen Tagen und es könne in den Bergen wieder rund ein Meter Neuschnee bis Dienstag kommender Woche dazukommen, prognostizierte Pehsl. Am Mittwoch sollte dann aber die „eingefahrene“ Wetterlage vorbei sein.

Körperliche und psychische Belastung steigt

Die Einsatzkräfte sind laut Schickhofer körperlich gefordert, die betroffenen Bewohner zunehmend psychisch. „Das Kriseninterventionsteam ist daher im Einsatz.“ Es würde keinen Grund zur Panik geben, denn die Lage sei gut vorbereitet: „Es wird ruhig und professionell gearbeitet“, versicherte er. Die medizinische Versorgung sei für alle gesichert.

Ein Meter Neuschnee innerhalb von 48 Stunden

Die Landeswarnzentrale verzeichnete Donnerstagfrüh 30 Straßensperren wegen Lawinengefahr oder Schneemassen. Laut Meteorologen fiel bis Donnerstagfrüh in 48 Stunden bis zu ein Meter Neuschnee. Am Loser im Ausseerland liegen nun vier bis fünf Meter Schnee, genau wisse man es aber bald nicht mehr, denn die Messstation sei demnächst komplett mit Schnee bedeckt. Als Hot-Spots der Schneefälle gelten nach wie vor die Gebiete rund um Mariazell, das Salzatal und das Ausseerland.

Lawinenwarnstufe könnte herabgesetzt werden

Meteorologe Alexander Podesser erklärte, dass durch die leichte Wetterentspannung in den Nordalpen die Lawinenwarnstufe fünf am Freitag wohl auf vier hinabgestuft werden dürfte. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die Gefahr von Lawinen nach wie vor erheblich bis groß sei. Mit Spannung werden die Ergebnisse der Erkundungsflüge erwartet, denn bisher wisse man nicht, ob oder wie viele größere Lawinen schon abgegangen sind. Außerdem werde kontrolliert, ob die Lawinenschutzbauten bereits mit Schnee gefüllt sind.

200 Kilogramm Sprengstoff für Lawinensprengungen

Das Militärkommando Steiermark teilte mit, dass Donnerstagvormittag rund 200 Kilogramm Sprengstoff für Lawinensprengungen in der Kaserne nach Aigen angeliefert wurden. Sie werden bis zum Einsatz bewacht. Im Bezirk Liezen bereiteten Soldaten einen Pioniereinsatz zum Freischneiden von Verkehrswegen vor. Im Bezirk Murtal wurde eine Forststraße in Richtung Hohentauern von zivilen Kräften befahrbar gemacht.

Transport nach Hohentauern gelungen

Für die abgeschnittene obersteirische Gemeinde Hohentauern überlegten sich die Lawinenexperten und die Behörden zwei mögliche Szenarien für Freitag: Entweder werden Schneemassen kontrolliert abgesprengt, damit vor allem Urlauber die Ortschaft verlassen können, oder Plan B kommt zum Einsatz. Dieser sieht Einzelfahrten durch die Gefahrenzone vor. Am Donnerstag ist dem Bundesheer zumindest ein Versorgungstransport nach Hohentauern gelungen. Lebensmittel und Diesel konnten über einen Forstweg in die Gemeinde gebracht werden.

Wenn allerdings keine Sprengungen möglich sind, soll unter strenger Aufsicht der Lawinenexperten jeweils ein Fahrzeug von Hohentauern nach Trieben durchgelassen werden. „Es darf jeweils nur ein Fahrzeug in die Gefahrenzone einfahren. Wenn das Fahrzeug die Gefahrenzone verlassen hat, darf wieder das nächste einfahren“, hieß es aus dem Büro Schickhofer. Möglich sei das, da eine mögliche Lawine lange genug brauche, um im Tal bei der Straße zu sein. In der Zwischenzeit könne ein einzelnes Fahrzeug die Gefahrenstelle rechtzeitig verlassen.

Weitere Evakuierungen

Bereits am Mittwoch ordneten die Behörden weitere Evakuierungen im Bezirk Liezen an. Im Ortsteil Niederstuttern in der Gemeinde Stainach-Pürgg mussten 25 Bewohner insgesamt sieben Gebäude verlassen. In den Ortsteilen Espang und St. Martin der Gemeinde Mitterberg-St. Martin waren rund 40 Personen in 18 Häusern betroffen. Noch Mittwochnachmittag wurden laut Bereichsfeuerwehrverband Liezen weitere rund 30 Gebäude im Bezirk evakuiert. Rund 85 Menschen mussten ihre Wohnräume vorübergehend verlassen. Auch ein Autohaus wurde evakuiert. In Johnsbach brachten die Feuerwehrleute Medikamente an vereinzelte Haushalte, da kein anderer Transportweg möglich war.

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Lokalaugenschein in Eisenerz:

Unmittelbar vor der Sperre des Buchauer Sattels war ORF Steiermark-Reporterin Ulli Enzinger in Eisenerz für einen Lokalaugenschein.

Schulen geschlossen

Die Bildungsdirektion Steiermark teilte am Donnerstag mit, dass Schulen in den betroffenen Gebieten auch am Freitag geschlossen bleiben. Zumindest bis voraussichtlich Montag gibt es in der HAK Liezen und im Stiftsgymnasium Admont keinen Schulbetrieb. Geschlossen sind nach wie vor auch die Volksschulen Rohrmoos-Untertal, Nikolai im Sölktal, Landl, Weißenbach, Gams, Wildalpen und Knoppen.

Telefonat mit Bundeskanzler

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) tauschten sich über die aktuelle Lage in den vom massiven Schneefall betroffenen Gebieten aus, hieß es am Donnerstag aus dem Büro Schützenhöfer. Kurz meinte: „In einem Telefonat mit Landeshauptmann Schützenhöfer habe ich die aktuelle Schneelage und Lawinensituation besprochen. Der Landeshauptmann bewertet in enger Abstimmung mit dem Krisenstab und den Einsatzleitern vor Ort regelmäßig die Situation“, sagte der Kanzler.

Lage in Restösterreich angespannt

Auch in anderen Bundesländern bleibt die Schneelage prekär. Die Lage in den Alpen bleibt angespannt. Zahlreiche Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten. Für Teile des Landes gilt immer noch die höchste Lawinenwarnstufe. Mehr dazu in Etliche Orte weiter nicht erreichbar (news.ORF.at).

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