Grazer Pyramidenspiel-Prozess geht dem Ende zu

Im Grazer Straflandesgericht ist am Freitag der Prozess um einen groß angelegten „Schenkkreis“ in der Weststeiermark fortgesetzt worden. Am vorletzten Verhandlungstag wurden nochmals Zeugen befragt.

Bereits 2006 soll das Pyramidenspiel begonnen haben, das schließlich zu einem Schaden in Millionenhöhe führte. Laut Staatsanwaltschaft Graz bildeten die Teilnehmer einen „Schenkkreis“, durch den sich das Geld vermehren sollte - mehr dazu in Pyramidenspiel: Erster Angeklagter vor Gericht (27.6.2018) und in „Schenkkreis“: Freispruch für Polizisten (20.11.2018).

Ursprünglich 16 Beschuldigte

Die Anklage verzeichnete ursprünglich 16 Beschuldigte, doch diese dezimierten sich sehr schnell. Schon an den ersten Verhandlungstagen einigte man sich in neun Fällen auf eine Diversion. Kurz vor Weihnachten gab es eine weitere, ein Mann wurde freigesprochen - mehr dazu in „Schenkkreis“-Prozess: Freispruch und Diversion (15.12.2018). Es blieben also fünf Personen, die auch im neuen Jahr auf der Anklagebank Platz nehmen mussten.

Seit Verhandlungsbeginn am 1. Oktober wurden zahlreiche Zeugen gehört, meistens waren es Geschädigte, bei denen der Ärger angesichts der Beschuldigten wieder so richtig hochkam. Einige mussten im Laufe der Befragung aber eingestehen, dass sie zwar bei einer Spielrunde Geld verloren, bei einer anderen dafür wesentlich mehr gewonnen hatten.

5.000 Euro verloren, Frau erhielt aber 80.000 Euro

So ähnlich verlief es auch bei einem Mann, den der Vertreter der Geschädigten am Freitag als Zeuge hören wollte: Er erklärte, dass er die Rang-Listen der Spieler - sogenannte Charts - für nicht ganz korrekt halte. „Leute, die später eingezahlt haben, sind früher beschenkt worden als die, die schon länger dabei waren“, war er überzeugt. Er selbst habe die Listen für eine der Angeklagten in den Computer übertragen, „weil sie sich dabei nicht auskennt“. Er selbst habe 5.000 Euro verloren, klagte der Mann. „Hat ihre Frau nicht auch mitgespielt?“, wollte der Richter wissen. „Ja, mit 10.000 Euro“, bestätigte der Zeuge. Ob sie gewonnen hatte, wusste er nicht auf Anhieb - erst auch Nachfrage fiel ihm ein, dass sie 80.000 Euro ausbezahlt bekommen habe.

„Ich bin entsetzt, ich habe weder manipuliert noch sonst etwas“, rechtfertigte sich die Beschuldigte, die die Listen geführt hatte. Sie erklärte, sie habe außerdem nie gesagt, sie würde sich bei einem Computer nicht auskennen. Die Listen habe der Zeuge ihrer Meinung nach selbst geschrieben.

Urteile für 1. Februar geplant

Ein Ende dieser gegenseitigen Vorwürfe soll es am 1. Februar geben, wenn mit den Urteilen ein - wohl nur vorläufiger - Schlussstrich gezogen wird.