Steirische Biodieselanlage in Mumbai eröffnet

Der steirische Biodiesel-Pionier Münzer aus Sinabelkirchen hat im indischen Mumbai ein Werk eröffnet. In der mehr als zwölf Mio. Einwohner zählenden Stadt wurde eine Produktionsanlage für abfallbasierten Biodiesel errichtet.

Mumbai war bis 1996 offiziell Bombay, ist die Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra in Indien und die wichtigste Hafenstadt des Subkontinents. Mit der Produktionsanlage in Mumbai lässt sich das oststeirische Biodiesel-Unternehmen Münzer eigenen Angaben zufolge erstmals seit der Unternehmensgründung 1991 außerhalb von Europa nieder.

Aus Altfett wird Biodiesel

Michael Münzer, geschäftsführender Gesellschafter der Münzer Bioindustrie GmbH spricht von dem bisher größten Internationalisierungsschritt in der Geschichte des Familienunternehmens „und das gleich in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt“, so Münzer. Eröffnen werden die Steirer die Anlage gemeinsam mit ihrem Tochterunternehmen Münzer Bharat, das 2016 in Mumbai mit dem Ziel gegründet wurde, Altspeisefett zu sammeln und zu Biodiesel zu veredeln.

„Wir wurden von der indischen Regierung eingeladen, das Land dabei zu unterstützen, eines ihrer großen Probleme zu lösen, die falsche Entsorgung und Handhabung von Altspeisefett“, ergänzt der Bruder von Michael Münzer, Ewald-Marco Münzer.

Dramatisches Müllproblem in Indien

Indien steht, genau wie Europa, vor dem Problem, die Importabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren und die Treibhausgasemissionen in den Griff zu bekommen. Darüber hinaus hat das Müllproblem besonders bei flüssigen Abfällen ein dramatisches Ausmaß erreicht. „Wir bieten hier für beide Problemstellungen Lösungen aus einer Hand an. Altspeisefett, das aktuell über den Kanal entsorgt wird, und damit die Abwassersysteme verstopft wird fachgerecht entsorgt und in weiterer Folge zu einem hochqualitativen Rohstoff für die Biodieselproduktion. Dieser wiederum leistet einen signifikanten Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen des Verkehrs-und Transportsektor - und das Made in India“, so Ewald-Marco Münzer weiter.

Laut dem Unternehmen kommt in Indien ein weiterer Aspekt dazu: Indien ist Weltmeister im Recycling. „Alles wird wieder verwendet, so auch das Altspeisefett. Aber nicht für die Energieproduktion, in den meisten Fällen gelangt dieser Abfall zurück in den Lebensmittelkreislauf und damit auf die Teller der Menschen. Über die Gesundheitsrisiken, die damit verbunden sind, sind sich jedoch die wenigsten bewusst“, sagte Michael Münzer.

10.000 Liter Produktionskapazität täglich

Das Tochterunternehmen Münzer Bharat entsorgt aktuell mehr als 400 Partnerbetriebe aus Gastronomie und Hotellerie sowie der lebensmittelverarbeitenden Industrie in Mumbai. Das gesammelte Altspeisefett wird in der Produktionsanlage in Navi Mumbai aufbereitet und zu Biodiesel verarbeitet. Aktuell liegt die Produktionskapazität bei 10.000 Litern pro Tag.

Weiterer Ausbau rund um Mumbai geplant

Die Vorarbeiten für die neue Biodiesel-Produktion von Münzer sind abgeschlossen. Am Mittwoch wurde das Werk eröffnet. Die nächsten Schritte sind schon in Planung. „Wir planen bereits die Ausweitung unserer Aktivitäten in den umliegenden Städten, wie etwa Pune oder Thane. Der wichtigste Schritt ist getan, jetzt müssen wir uns in einem Land mit mehr als 1,3 Milliarden Menschen beweisen“, sagt Michael Münzer.

Münzer Bioindustrie GmbH ist laut eigenen Angaben einer der größten Sammler flüssiger Abfälle in Zentraleuropa und einer der größten Produzenten von abfallbasiertem Biodiesel in Europa. Das Unternehmen betreibt ein österreichweites Sammelsystem für Altspeisefette und –öle. In seinen beiden Produktionsanlagen im Wiener Ölhafen Lobau und im steirischen Gaishorn am See werden jährlich mehr als 206.000 Tonnen abfallbasierter Biodiesel hergestellt.

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