Missbrauchsopfer klagt Land Steiermark

Ein Steirer, der in den 60er- und 70er-Jahren von seiner Pflegemutter schwerst misshandelt worden ist, hat am Dienstag eine Klage gegen das Land Steiermark angekündigt. Der Mann verlangt 600.000 Euro Schmerzensgeld.

Der 53-Jährige war als Kind 15 Jahre lang bei einer Frau untergebracht, die wegen Mordes verurteilt gewesen sein soll - dort soll er massiv misshandelt und missbraucht worden sein. Das Jugendamt Leibnitz soll davon gewusst haben, dass es sich bei der Pflegemutter um eine verurteilte Kindesmörderin handelte: „Zwei Pflegekinder hat man der Frau weggenommen, aber mich hat man dort gelassen. Die Logik verstehe ich nicht“, so der Steirer am Dienstag.

Amtshaftungsklage wird eingebracht

Bei einer Pressekonferenz in Wien zeigte sich der Mann psychisch schwer angeschlagen: Es ginge ihm schlechter als zuvor, so der Steirer. Besonders getroffen habe ihn der Brief des Landes, das ihm darin in drei Zeilen mitgeteilt habe, dass seine Ansprüche verjährt wären: „Das ist so unpersönlich, damit habe ich mich nicht zurechtgefunden.“

Seine Rechtsanwältin verwies am Dienstag auf das vorliegende psychiatrische Gutachten, das nicht nur die Höhe des Schmerzensgeldes begründet, sondern auch die Geschäftsunfähigkeit des 53-Jährigen festgestellt habe – mehr dazu in Ehemaliges Pflegekind legt psychiatrisches Gutachten vor (11.1.2019).

Darauf aufbauend will sie die Verjährung der Amtshaftung bekämpfen, da es hierdurch zu einer „Hemmung“ gekommen sei. Die Frist hätte erst 2016 wieder mit der Handlungsfähigkeit ihres Mandanten zu laufen begonnen, als dieser durch Akteneinsicht erfuhr, dass das Jugendamt Kenntnis davon hatte, dass seine Pflegemutter eine Kindesmörderin war.

„So einen Fall gab es noch nicht“

Die Juristin schätzt die Chancen als gut ein, obwohl es „so einen Fall noch nicht gab“. Die Forderung stehe auf soliden Beinen und sei keinesfalls überbordend. Bisher habe der Steirer von der Klasnic-Kommission 5.000 Euro sowie zehn Therapiestunden bekommen; vom Land Steiermark bekam er 25.000 Euro, allerdings erst, nachdem er seinen Missbrauch an die Öffentlichkeit gebracht hatte.

„Ich wurde als Kind, wenn ich von meinen Erlebnissen erzählte, ausgelacht, verspottet und lächerlich gemacht - und es tat fürchterlich weh, dass mir dann auch als Erwachsener kein Gehör geschenkt wurde“, so der 53-Jährige. Die Klage soll noch am Dienstag beim Zivillandesgericht in Graz eingebracht werden.