Experten: Humus könnte Menschheit retten

Dem Boden geht durch übermäßige und einseitige Bewirtschaftung der Humus aus - aber Humus könnte angesichts des Klimawandels „die Rettung der Menschheit“ sein, sagten Experten bei einer Diskussion im ORF-Landesstudio.

Nicht umsonst heißt unser aller Lebensraum „Mutter Erde“ - die Erde, der Boden, ist Grundlage allen Lebens in der Natur und somit auch im eigenen Garten. Doch unser Boden ist schön langsam am Sand: Die Bewirtschaftung generell und da vor allem auch Monokulturen brauchten zwei Drittel des Humusvorrates auf.

Nur durch eine Umstellung der Bewirtschaftung kann im Boden aber Humus aufgebaut werden. Wie es geht, was es bringt, und warum der Boden das Klima wesentlich beeinflusst - die Antworten darauf gab es bei einer Podiumsdiskussion im ORF-Landesstudio.

Humus - Schwarzboden

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Marcus Wadsak: Klimawandel ist real

Zwischen Boden und Klima besteht eine komplexe Wechselbeziehung. Einerseits beeinflusst der Klimawechsel den Boden, und andererseits verändern Bodenverhältnisse stark das Klima. Ohne nachhaltigen Bodenschutz geht der Klimawandel weiter, der vom ORF-Meteorologen Marcus Wadsak drastisch prognostiziert wurde: „Der Klimawandel ist real, wir Menschen verursachen ihn, und er stellt uns vor ein riesiges Problem. Momentan gehen wir eher in Richtung katastrophal, wenn wir nicht handeln.“

„Einzige Überlebenschance“

Dürreperioden werden häufiger und länger und schränken die Lebensmittelproduktion auf unseren humusarmen Ackerböden ein, die den Wetterkapriolen ausgeliefert sind. Humusreiche und damit gesunde Böden können weit mehr Wasser aufnehmen und Starkregen besser verkraften, bestätigte Agrarexperte Gerald Dunst: „Das Problem ist, dass man das eigentlich zu spät erkannt hat. Wir gehen in Richtung Wüste mit unseren Böden. Wenn man das Thema Klima mitbetrachtet, ist Humus die einzige Überlebenschance für die Menschheit, weil Humus ist gebundener Kohlenstoff - das heißt, je mehr Humus im Boden, desto weniger CO2 in der Luft.“

Forderung: Komplett ohne Chemie

Mit maximal zwei Prozent Humusanteil sind unsere Böden arm dran und werden chemietechnisch am Leben erhalten, was wiederum in diesem Teufelskreis Lebensmittel und Böden schlechter macht. „Humus entsteht nur durch die Lebendigkeit im Boden, durch Mikroorganismen, vor allem die Bodenpilze sind hier sehr wichtig. Wenn man Bodenpilze mit Chemie in Verbindung bringt, ist das Thema erledigt. Vor allem Fungizide sind ein Riesenproblem. Wir müssen von der Chemie wegkommen. Es ist möglich, die Chemie komplett wegzulassen und hochwertige Lebensmittel in der gleichen Menge zu produzieren“, so Dunst.

Nicht zu viel aufräumen im Garten

Das funktioniert im Kleinen sogar noch besser, sagte Angelika Ertl-Marko - ihre persönlichen Erfahrungen veröffentlichte die ORF-Biogärtnerin in ihrem neuen Praxisratgeber für Humusaufbau: „Die Mutter Erde verzeiht sehr viel. Es geht darum zu mulchen - ich lasse Blätter und gehäkseltes Material auf dem Boden liegen, der Boden darf nie nackt sein. Es müssen die Bodenorganismen etwas zu fressen haben, dann kann sich der Humus aufbauen. Übermäßiges Zusammenrechen und Zusammenräumen ist per se nicht gescheit“, so Ertl-Marko. Also: Schlampig und unordentlich sein im Garten, und der Boden wird es mit reichlicher Ernte danken.