KAGes nach Herz-OP: Kein fehlerhaftes Verhalten

KAGes-Vorstand Karlheinz Tscheliessnigg hat zum Tod eines Patienten nach einer Herztransplantation am LKH Graz gesagt, es sei kein fehlerhaftes Verhalten gewesen. Er verteidigte Ärzte und Standort und kritisierte die Patientenombudsfrau.

Der Fall sorgt für Aufregung: Die Witwe des 61-jährigen Patienten warf dem LKH fahrlässige Tötung vor, die Patientenobfrau kritisierte die Vorgehensweise der KAGes, und Experten forderten ein Aus für Herztransplantationen in Graz - mehr dazu in Experte gegen Herztransplantationen in Graz.

Tscheliessnigg sieht keinen Fehler

Tscheliessnigg gilt als Pionier bei Herztransplantationen - er war jahrelang Leiter der klinischen Abteilung für Herzchirurgie am LKH Graz und ist seit 2013 Vorstand der KAGes.

Nach der tödlichen Herztransplantation stellte er sich hinter das Ärzteteam: „Ich habe immerhin über 200 Herzen transplantiert, und zwar mit gutem Erfolg jahre- und jahrzehntelang, und war der erste in der Steiermark, der so etwas gemacht hat. Ich kenne mich, glaube ich, sehr gut aus bei der Herztransplantation, und dazu kann ich sagen, ein fehlerhaftes Verhalten in dem Sinne ist nicht entstanden.“

Der Patient sei bereits in einem sehr schlechten Zustand gewesen, als er auf den OP-Tisch kam, so Tscheliessnigg, der 61-Jährige sei letztlich an einem Multiorganversagen gestorben.

Patientenombudsfrau sei „auf dem Kriegspfad“

Tscheliessnigg verteidigte auch die Einholung eines zweiten Gutachtens: Der erste Gutachter habe nicht die ganze Krankengeschichte des Patienten gekannt und sei kein Spezialist für Herztransplantationen. Das zweite Gutachten hatte die Patientenombudsfrau Renate Skledar heftig kritisiert: Da könne die KAGes gleich pokern, meinte sie sarkastisch. Tscheliessnigg sagte dazu: „Das ist wieder eine klassische Aussage von dieser Ombudsfrau, die offenbar auf dem Kriegspfad gegen die KAGes ist, warum, weiß ich nicht - möglicherweise will sie noch großartig was leisten, bevor sie in Pension geht.“

Ministerium kündigt Verfahren an

Das zuständige Gesundheitsministerium kündigte unterdessen ein eigenes Verfahren an: Der Leiter der Abteilung für klinische Herzchirurgie habe um ein Peer-Review-Verfahren angesucht und das mit seiner Meinung nach völlig unhaltbaren Vorwürfen begründet - diesem Ansuchen komme man nach, das Verfahren soll so rasch wie möglich stattfinden, hieß es in einer Stellungnahme des Ministeriums.

Experten dazu sollen unter anderem aus Basel, Zürich und Berlin nach Graz kommen, um die Krankengeschichte zu untersuchen und zu besprechen. Was kann ein solches Verfahren bringen? Dazu Tscheliesnigg: „Natürlich interne Konsequenzen, aber auch extern, falls tatsächlich schwere Qualitätsmängel auftreten sollten, wird man hier die Konsequenzen ziehen müssen. Ich persönlich bin jedoch überzeugt, weil wir schon mehrmals Verfahren aufgrund anderer Dinge hier hatten und nie etwas herausgekommen ist, dass auch diesmal nichts herauskommen wird, und deswegen sehen wir diesem Peer Review gelassen entgegen.“

„Warum werden wir derartig verfolgt?“

Der KAGes-Vorstandsvorsitzende sprach von Daueranschuldigungen und der ständigen Behauptung, es gebe Qualitätsmängel - seit 2014 habe es Hunderte Überprüfungen gegeben, bei denen nie etwas herausgekommen sei. Die ständigen Überprüfungen seien auch der Grund, warum es vergleichsweise wenig Operationen gegeben habe: „Natürlich gibt es Schadensfälle, es soll jetzt nicht heißen, dass überhaupt nichts passiert - nur wir sind in Österreich im vorderen Drittel der Qualität, und dann kommen solche Vorwürfe, da fragt man sich dann, wie kommt es dazu, warum werden wir derartig verfolgt? Warum soll ich, wenn all diese Überprüfungen alle positiv für uns ausgegangen sind, kein Vertrauen in den derzeitigen Leiter der Herzchirurgie haben?“, so Tscheliessnigg.

„Herzen sind exzellent gelaufen“

Die Forderung nach einem Aus für Herztransplantationen in Graz aufgrund der geringen Fallzahlen könne er jedenfalls nicht nachvollziehen, sagte Tscheliessnigg: 2017 habe es wegen interner Probleme keine gegeben, der Leiter der Herzchirurgie sei von vielen Seiten angegriffen worden, deswegen kam die Auflage, dass er keine schweren OPs durchführen dürfe. „Die Herzen sind exzellent gelaufen, es ist also kein Grund zu sagen, wir haben es plötzlich verlernt“, so Tscheliessnigg. Nur Wien und Innsbruck als Herztransplantationszentren seien zu wenig, meinte er.

Hartinger-Klein für Transparenz

Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hat sich am Freitag vor einem EU-Sozialrat in Brüssel für mehr Transparenz ausgesprochen: „Qualität im Gesundheitswesen ist für mich die höchste Priorität und Qualitätsmessung natürlich auch.“

„Wir werden mit internationalen Experten diese Situation uns in der Steiermark entsprechend nach standardisierten Kriterien ansehen“, so die Ministerin. Sie wolle, dass Patienten die Frequenz diverser Operationen sehen können, „mir ist die Transparenz auch für den Patienten sehr, sehr wichtig“. Maßgeblich seien etwa, wie viele Operationen in Krankenhäusern gemacht werden und welche Wartezeiten es dabei gebe. Die Bundesländer sollen diese Statistik befüllen, „was noch ein bisschen zu wünschen übrig lässt“, so Hartinger-Klein. Das Portal kliniksuche.at sei technisch schon vorhanden, es sei nun von den Ländern zu befüllen.

„Transplantationen in Graz einstellen“

Auch der Klagenfurter Herzchirurg Ferdinand Waldenberger unterstreicht, so wenige Transplantationen wie in Graz seien problematisch: „Es wurden in Graz in den letzten Jahren sehr wenige Herztransplantationen gemacht - in den letzten Jahren glaube ich null bis zwei, sodass ich davon ausgehen muss, dass für das Team und auch für den Einzelnen zu wenig Erfahrung vorhanden ist. Das wäre für mich ein Indiz dafür, dass man die Transplantationen in Graz einstellen sollte.“

Unterdessen kündigt die steirische Patientenombudsfrau Renate Skledar wegen eines weiteren Falles eine Stellungnahme bei der Staatsanwaltschaft Graz an: „Es geht um Vorwürfe, die an uns herangetragen worden sind. Es geht dabei um mögliche Mängel in strukturellen und organisatorischen Abläufen rund um das Transplantationsgeschehen auf dieser Herzchirurgieabteilung.“ Mittlerweile bekommt der Fall auch politische Dimensionen: Die steirischen Grünen wollen, dass sich der Gesundheitsausschuss des Landtags damit befasst.

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