Diagonale-Eröffnung im Zeichen der Genauigkeit

In Graz ist Dienstagabend die Diagonale 2019 eröffnet worden. Die Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber betonten dabei die Bedeutung der Genauigkeit für jene Filme, die sich ideologischen Fixierungen verweigern.

Veranstaltungstipp:

Die Diagonale 2019 geht noch bis 24. März in Graz über die Bühne

„Nationalismus ist Gift für die Gesellschaft“: Den Titel des diesjährigen Diagonale-Trailers, der von Johann Lurf gestaltet wurde, setzten die Intendanten an den Beginn ihrer Rede. Die Diagonale folge keinem Motto, „nimmt man jedoch die eingangs zitierte Warnung ernst, so kann sie nur unter dem Ehrenschutz von Humanität, Egalität, Geschwisterlichkeit und Solidarität stattfinden“, hieß es.

„Möglicherweise liegt das größte Potenzial zur Provokation für die Kunst gegenwärtig im Beharren auf Genauigkeit, in der Verweigerung vorschneller, populistischer Urteile, im vehementen Dranbleiben und unbequemen Nachfragen, in der entschleunigten Beobachtung“, meinten die beiden Filmexperten.

Plädoyer für öffentlich-rechtliche Medien

Der Kinofilm sei dazu in seinen stärksten Momenten fähig. Das teile er sich „auch mit dem Qualitätsjournalismus und einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der sich nicht andauernden populistischen Angriffen widersetzen muss oder mit voreiligen parteipolitischem Gehorsam beschäftigt ist. Wir brauchen öffentlich-rechtliche Medien, die politisch und finanziell unabhängig sind“.

"Sehr kritisch und hellwach“ zeige sich der österreichische Film, so Diagonale-Intendant Schernhuber schon bei der Programmpräsentation des Filmfestivals - mehr dazu in Diagonale gibt sich selbstbewusst

So wie die Bilder im Kino in Bewegung bleiben, so sollte es auch mit den Gedanken sein, hofften die Intendanten: „Lassen Sie uns den Begriff der Genauigkeit also gerade auf jene Filme richten, die sich politischer Hysterie und fetischisierter Bekenntniskultur verweigern. Die ideologische Fixierungen gekonnt aufbrechen oder vorab umschiffen. Filme, die sich von Schlüsselworten und Reizthemen, die gerade jetzt wichtig erscheinen, unbeeindruckt geben, dafür umso inniger und mit größter Zuwendung ihrer künstlerischen Vision folgen.“

„Kunst muss widersprüchlich bleiben“

Kunst sei widersprüchlich und müsse auch widersprüchlich bleiben, hieß es in der Rede: „Wo divergierende Meinungen hingegen unterdrückt, zensiert oder gar geahndet werden, droht die Gefahr der Polarisierung und in der Kunst die Propaganda. Film und Kino haben mehr als einmal unter Beweis gestellt, als gut geölte Propagandamaschinen imstande zu sein, falsche Versprechen glaubhaft zu vermitteln und trübe Wahrheiten wie Blaupausen über unsere Gesellschaft zu legen“, warnten Höglinger und Schernhuber.

Großer Schauspielpreis für Birgit Minichmayr

Im Rahmen der Eröffnung wurde auch Birgit Minichmayr mit dem Großen Schauspielpreis ausgezeichnet - mehr dazu in Diagonale: Schauspielpreis für Birgit Minichmayr. Die Schauspielerin „gilt nicht bloß unter Kritikern als Konstante, die durch ihr intensives Spiel, ihre gewinnende Aura und ihre unablässige Fokussiertheit mitzureißen vermag“, hieß es in der Begründung der Jury. Die Ausgezeichnete bekannte sich dazu, „sehr bockig“ zu sein, zeigte sich aber überaus gerührt - mehr dazu in Großer Preis für „bockige“ Minichmayr (news.ORF.at/diagonale)

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