Notre-Dame: Kein Brandschutz für Grazer Kirchen

Nach dem Brand von Notre-Dame in Paris bietet die Grazer Feuerwehr der Diözese an, alle Kirchen in Graz auf Brandschutz zu untersuchen. Ein Steirer, der Augenzeuge des Brands in Paris war, schilderte unterdessen seine Eindrücke.

Nach mehrstündigen Löscharbeiten hat die Feuerwehr den verheerenden Brand in der Kathedrale Notre-Dame am Dienstag in den frühen Morgenstunden unter Kontrolle gebracht. „Das ganze Feuer ist aus“, sagte der Sprecher der Feuerwehr, Gabriel Plus, Dienstagfrüh. Nun beginne die Phase der Begutachtung - mehr dazu in Notre-Dame-Brand: Ermittler gehen von Unfall aus und in Brand in Kathedrale komplett gelöscht sowie in Das Ausmaß der Schäden in Bildern.

Grazer Dom

Taxiarchos228

Grazer Dompfarrer erschrocken

Die Bilder von der brennenden Kathedrale gingen um die Welt. Er sei erschrocken, sagte der Dompfarrer von Graz Heinrich Schnuderl, er hoffe, dass Dergleichen in Graz nicht passiere. Die Innenräume des Grazer Doms werden bis November restauriert - mehr dazu in Grazer Dom wird wegen Generalsanierung gesperrt.

Baustellenaufsicht beruhigt

Der Beauftragte für die Baustellenaufsicht, Peter Grabner, beruhigte: „Unsere Arbeiten sind hauptsächlich Reiningungsarbeiten. Brandgefährliche Arbeiten werden außerhalb des Doms in einer extra angemieteten Halle durchgeführt.“ Allerdings: Grabner gibt zu Bedenken, dass immer etwas passieren könne. 700 Sakralbauten gibt es in der Diözese Graz-Seckau. Überall herrsche absulutes Rauchverbot. Doch generell gebe es viel Brandlast, beispielsweise Altäre oder Sitzbänke aus Holz, so Grabner.

Denkmalschutz vor Brandschutz

Laut Gesetz sind keine Brandschutzmaßnahmen für sakrale Gebäude vorgeschrieben. Feuermelder gebe es nur in wenigen Kirchen, so Grabner, da habe auch der Denkmalschutz einiges mitzureden.

Grazer Dom

Marco Almbauer

Grazer Feuerwehr will an Diözese herantreten

Der Branddirektor der Grazer Feuerwehr, Klaus Baumgartner, bestätigte, gesetzliche Vorschriften gebe es nicht. Deswegen werde man jetzt aktiv an die Diözese herantreten und in Sachen Brandschutz Unterstützung anbieten: „Wir würden auch unterstützen in Vor-Ort-Beschauen, dass unsere Sachverständigen in den Bauten individuell und zielgerichtet jene Brandschutzmaßnahmen empfehlen, die aus unserer Sicht nicht nur zeitgemäß sondern auch technisch notwendig und sinnhaft sind.“

Wunsch nach mehr Brandschutzbauftragten

Vor mehr als einem Jahrzehnt habe man eine solche Feuerbeschau-Aktion bereits in Graz durchgeführt, mit großem Erfolg, so Baumgartner. Er würde auch sich auch mehr Brandschutzbeauftrage für Kirchen wünschen - Personen, die eine spezielle Ausbildung machen und für den Brandschutz zuständig sind.

In der Diözese Graz Seckau werde man auf alle Fälle überdenken, wie künftig Renovierungsarbeiten mit Brandgefahr ablaufen können, sagte Peter Grabner. Aber für den Dom bestehe keine Gefahr, so der Experte.

Landesfeuerwehrkommandant: Gute Option

Auch Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried meldete sich zu Wort. „Sicherheitslösungen für kulturell wertvolle und historisch bedeutsame Gebäude sind mit einem hohen Aufwand verbunden. Sowohl was den Installationsaufwand betrifft, um einen möglichst hohen Grad an unverfälschtem Erhalt des Objekts und der Substanz zu erreichen – als auch was den laufenden Betrieb, die Wartung und die Kostensituation betrifft", sagte er. Dennoch, seien bauliche wie technische Maßnahmen vor allem zur Brandfrüherkennung „im Bestreben, Denkmäler und historisch wertvolle Gebäude auch für künftige Generationen zu sichern eine gute und geeignete Option.“

Landespolitik: Mehr Augenmerk auf Brandschutz

Bestürzt zeigten sich Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) über die Brandkatstrophe in Paris. Nach einem derartigen Unglück richte sich der Blick aber auch vermehrt auf den Brandschutz der historischen Gebäude in der Steiermark, sagten sie.

„Es müssen bei uns alle menschenmöglichen Vorkehrungen getroffen werden, um unsere wertvollen Kulturgüter vor einer derartigen Katastrophe zu bewahren", so Schützenhöfer: Vom Grazer Uhrturm über Schloss Seggau bis hin zur Stiftsbibliothek Admont oder der Basilika in Mariazell beherberge die Steiermark zahlreiche geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten. Diese müssten auch für die nächsten Generationen erhalten bleiben.

„Vor allem Präventivmaßnahmen“

Bei Renovierungsarbeiten werde bereits der Brandschutz intensiv berücksichtigt, so Schützenhöfer: „Wir wollen aber nach den Ereignissen von Paris ein besonderes Augenmerk auf den Brandschutz und dabei vor allem auf Präventivmaßnahmen bei unseren steirischen Sehenswürdigkeiten legen."

Basilika von Mariazell

ORF

Mariazeller Basilika am Feuerwehrnetz

Landeshauptmann-Stv. Michael Schickhofer, Feuerwehr- und Katastrophenschutzreferent der Landesregierung, sagte: „Gemeinsam mit unseren steirischen Feuerwehren tun wir alles, um die steirischen Kulturgüter zu sichern und vor Bränden zu schützen. Im steirischen Landesarchiv haben wir bereits jetzt umfangreiche Brandschutzmaßnahmen installiert. Auch die bedeutsame und historisch unschätzbare Basilika in Mariazell ist mit einer vollautomatischen Brandmeldeanlage an das Netz der steirischen Feuerwehren angebunden."

Notre-Dame-Augenzeuge erzählt

Montagabend hat der in Paris lebende steirische Architekt Dietmar Feichtinger hat den Brand in der Kathedrale Notre-Dame aus der Nähe miterlebt. Er schilderte dem ORF Steiermark seine Eindrücke: „Ich konnte es zuerst, als ich es von Bekannten erfahren habe, gar nicht glauben. Da habe ich das Ausmaß noch nicht begriffen, das ist mir erst später bewusst geworden“, sagte Dietmar Feichtinger im Interview mit dem ORF Steiermark.

Paris Notre Dame Brand Farafellner Feuerwehr

APA/AFP/Francois Guillot

„Wie stark das in die Seele geht“

Er selbst sei wie viele Pariser auch zu Notre-Dame gefahren. Das Bild der brennenden Kathedrale hat sich ins Bewusstsein gegraben - mehr dazu in Schock und Bestürzung in aller Welt. „Die wirklichen Ausmaße der Schäden kann man wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen sagen - der Schaden ist aber jedenfalls enorm“, so Feichtinger. „Es ist ein enormer Schock für die Franzosen, dass die Ausmaße des Brandes so gigantisch sind. Es ist beeindruckend, wie stark das an die Seele geht. Mich persönlich macht es auch sehr traurig.“

Symbolische Krise und Zusammenhalt

„Es trifft Viele, dass ein Zeichen der Kultur, das fast 1.000 Jahre alt ist, so zerbrechlich ist. Aber ich denke, solch symbolische Krisen können tatsächlich den Zusammenhalt stärken“, meinte Feichtinger. „Man weiß ja aus der Vergangenheit, dass Kathedralen wieder aufgebaut worden sind. Rein technisch ist das natürlich möglich, aber es wird eine enorme Geldsumme und auch einen wahnsinnigen Aufwand verlangen, um genau dieses Bauwerk wiederherzustellen, das so speziell war für die ursprüngliche und die spätere Bauzeit.“