Teure Kur wirkt: Wende bei schwer krankem Bub
In einem Grazer Traditionsgasthaus traten die Anwältin Karin Prutsch, die Mutter des schwer kranken Buben, Claudia Polic aus St. Radegund und der 13-jährige Georg vor der Presse auf. Der Grund: Der Junge wollte - einem seiner sehnlichsten Wünsche entsprechend - ein Schnitzel essen. Das konnte er schon seit Jahren nicht mehr - und nun fährt er selbstständig mit seinem Rollstuhl durchs Gastzimmer, was vor einem Jahr ebenfalls noch unvorstellbar war.
„Ich kann, was ich früher gar nicht mehr konnte“
„Ich besser sitzen, ich kann mehr trinken, länger wach bleiben, meine Hände schneller bewegen, was ich früher gar nicht mehr machen konnte“, sagt Georg Polic. Der 13-Jährige leidet an einem seltenen Gen-Defekt, in dessen Folge es zu einem immer stärkeren Muskelschwund kommt.
ORF
Eine neu entwickelte Spritzenkur mit dem Spezialmedikament Spinraza verheißt Hilfe, allerdings kostet eine einzige Spritze rund 80.000 Euro. Fünf müssen dem Buben insgesamt injiziert werden, danach jährlich vier. Zwei Injektionen bekam er bereits, und sie zeigten eine positive Wirkung.
Die Spritzen wurden über eine private Spendenaktion finanziert. Die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft KAGes weigerte sich vor einem Jahr, die Kosten zu übernehmen. Es gäbe für Kinder in Georgs Alter keine ausreichenden Hinweise auf Erfolg, obwohl bei ähnlichen Fällen in Wien die Behandlung durchaus bezahlt wurde. Jeder müsse sich in sein Schicksal fügen, habe der KAGes-Vorstand den Eltern damals gesagt - mehr dazu in Streit um Therapiekosten für schwer kranken Bub (28.1.2018).
„Man muss es nicht akzeptieren“
„Man muss ein Schicksal nicht akzeptieren, wenn es eine Behandlung gibt für eine Erkrankung, wenn es ein Medikament gibt, das eindeutig hilft. Wir haben den Beweis hier, dass die Behandlung indiziert war und dass sie hilft“, so Prutsch. Das Medikament helfe nicht nur, die Krankheit zu stoppen, sondern auch vorhandene Gesundheitsschäden wieder rückgängig zu machen; kein Facharzt für Neuropädiatrie habe Georg Polic untersucht und aufgrund seiner persönlichen Untersuchungsergebnisse eine Indikation bestätigt oder verneint, bevor die Finanzierung abgelehnt wurde, so die Anwältin weiter.
KAGes äußerte sich nur schriftlich
Vor Gericht will sie nun erreichen, dass eine Behandlung in der Steiermark möglich wird und dass die Kosten für die Behandlung übernommen werden. Von der KAGes wurden Interview-Anfragen am Montag abgelehnt. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es, mit der positiven Wirkung der Spritzenbehandlung sei nicht zu rechnen gewesen; man teile aber die Freude der Familie und hoffe, dass die positive Wirkung von anhaltender Dauer sein möge.