Schüler besser auf Politikerauftritte vorbereiten

Politiker in Schulen einzuladen sei grundsätzlich nichts Schlechtes, sagt der Medienexperte Heinz Peter Wassermann. Allerdings müssten die Schüler entsprechend vorbereitet werden. Einzelauftritte seien „problematisch“.

Auf den ersten Blick hat es einen Mehrwert für die Schüler: Ein externer Vortragender bringt Abwechslung in den Unterricht, ein - in der Regel - Kenner der Politiklandschaft vermittelt den Schülern Einblicke in die Politik, so geschehen im Zuge des EU-Wahlkampfes an zwei Grazer Schulen. Allerdings handelte es sich um Einzelauftritte zweier ÖVP-Kandidaten.

Vorbereitung unterschätzt

Oft werde vergessen, dass es für Politikerauftritte in Schulen eine intensive Vor- und Nachbereitung brauche, meint Heinz Peter Wassermann. Der Medienexperte und Professor an der FH Joanneum lehrt unter anderem internationale politische Entwicklungen. Instrument einer solchen schulischen Vorbereitung könnten Gruppenarbeiten sein, im Rahmen derer sich die Schüler mit der Politik des Gastes beschäftigen.

So könne man etwa fragen: „Was sind zentrale politische Aussagen? Was ist die Wahlprogrammatik? Aber auch - wenn wir jetzt das europäische Parlament hernehmen -, wie ist das Abstimmungsverhalten zu diesem und jenem Thema?“, so Wassermann. Ein zweiter Punkt sei außerdem wichtig: „Präzise formulierte Fragen.“ Ohne Vorbereitung sei vor allem ein Einzelauftritt in jedem Fall problematisch.

Politiker in Schulen nicht grundsätzlich abzulehnen

Aber auch mit Vorbereitung dürfe es solche Einzelauftritte nicht geben - es brauche eine Moderation, so Wassermann, denn besonders wichtig sei die Möglichkeit, klare Antworten zu erhalten und so die Linie des Politikers analysieren zu können. Dann sei es auch unproblematisch, Politiker einzuladen: „Es ist grundsätzlich nicht problematisch Politiker einzuladen, sondern ich finde das durchaus eine begrüßenswerte Initiative“, so Wassermann. Allerdings sei es eben wichtig, „dass es keine Soloauftritte sind, sondern dass es wirklich die Parteienlandschaft oder eine zunehmend fragmentierte Gesellschaft auch am Podium präsentiert beziehungsweise repräsentiert“, sagt der Medien- und Politikexperte.

Doch auch für diese Art von Diskussionsrunde gilt: Die Schüler müssen vorbereitet werden. Die Parteien würden sich ja auch vorbereiten, indem sie etwa abwiegen, welcher Gast am besten in die Schule und zur Zielgruppe der Schüler passt, so Wassermann: „Das bedeutet, da habe ich automatisch eine Art von Nähe, automatisch auch ein Maß an Authentizität.“

„Parteiwerbung“ in Schulen „peinlich“

Ausgangspunkt für die aktuelle Diskussion waren Einzelauftritte der ÖVP-Kandidaten Lukas Mandl und Othmar Karas an mehreren Schulen - unter anderem in der Steiermark - mehr dazu in EU-Wahl: Kritik an ÖVP-Vorträgen an Schulen. Die Vorfälle waren vom Nachrichtenmagazin „profil“ thematisiert worden.

Inzwischen hat sich auch die nach eigenen Angaben überparteiliche SchülerInnen-Bewegung Progress.stmk zu Wort gemeldet: „Politische Bildung an Schulen zu missbrauchen, um billig auf Stimmenfang zu gehen, ist ein No-Go“, sagt die Vorsitzende Lena Stuhlpfarrer. Das schulische Umfeld für „versteckte“ Parteiwerbung zu nutzen, sei mehr als peinlich, heißt es in einer Aussendung zu den jüngsten Vorfällen.

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