„An der Grenze des Machbaren“

Das Universalmuseum Joanneum darf sich zwar über ein umgebautes Museumsviertel freuen, die Zukunftsaussichten sind aber alles andere als rosig. Die beiden Geschäftsführer Peter Pakesch und Wolfgang Muchitsch sehen sich im Interview zurückgeworfen an die Grenze des Machbaren.

Sie stehen seit fast neun Jahren an der Spitze des Joanneums, wie war die Entwicklung in dieser Zeit?

Peter Pakesch

APA/Universalmuseum Joanneum

Pakesch: „Es hat sich sehr, sehr viel verändert“

Pakesch: Es hat sich sehr, sehr viel verändert! Es läuft nie alles nach Wunsch, aber das meiste ist so geworden, wie wir wollten. Die Integration des Kunsthauses (Eröffnung Oktober 2003, Anm.) in das Joanneum war nicht einfach, es sollte ein Motor für Veränderungen sein. Heute ist der Unterschied zwischen schnellem, dynamischen Kunsthaus und dem Rest nicht mehr so groß. Es gab in dieser Zeit immerhin fünf politische Referenten, die für das Joanneum zuständig waren. Das Engagement für die Erneuerung der Gebäude war aber immer gegeben.

Muchitsch: 2003 mussten wir die GmbH erst hochfahren, viele Bereiche gab es bis dahin gar nicht. Mittlerweile sind wir ein Vorzeigemodell in Österreich und haben auch international einen guten Ruf. Wir hatten beispielsweise von Anfang an eine interne Revision, und auch die Museumsakademie wurde erst geschaffen.

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Das Joanneum besteht zu großen Teilen aus ständigen Schausammlungen. Wie kann man hier immer wieder neue Besucher gewinnen? Wie hat sich der Museumsbetrieb, die Art der Präsentation, verändert?

Pakesch: Bis vor 20 Jahren wurde Museum als etwas Statisches gesehen. Das Museum als Akteur in der Gesellschaft muss erst gelernt werden. Wir müssen neue Wege der Vermittlung suchen, es ist wichtig, mit den Besuchern ständig im Dialog zu stehen. Die Besucher sollen hier Alternativen zur Gegenwart finden.

Muchitsch: Man muss aus den ständigen Schausammlungen etwas herausziehen, das dann wieder als Thema für eine Sonderschau dienen kann.

Pakesch: Im Archäologiemuseum werden zum Beispiel regelmäßig archäologische Themen besprochen, Projekte mit Künstlern durchgeführt...

Muchitsch: ... oder aktuelle Grabungsergebnisse eingebracht.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“,
Sendung vom 18. November

Nun gab es massive Kürzungen (4,3 Mio. Euro für 2011 und 2012, Anm.), die sich auch auf die Öffnungszeiten auswirken. Zum Teil sind die Sammlungen nun monatelang geschlossen oder nur selten zugänglich.

Pakesch: Wir müssen die Schließungen machen, weil wir es uns nicht anders leisten können. Aber für Gruppen sind die Ausstellungen in Ausnahmefällen immer zugänglich.

Wie beurteilen Sie die derzeitige finanzielle Situation?

Pakesch: 2012 wird definitiv ein sehr mageres Jahr, wir werden einige Ausstellungen zwei Jahre lang stehen lassen.

Muchitsch: Von 2012 bis 2017 wird sich die budgetäre Situation nicht verändern. Finanziell sind wir auf die Zeit vor der Ausgliederung zurückgeworfen.

Pakesch: In die 70er Jahre!

Wolgang Muchitsch

APA/Universalmuseum Joanneum

Muchitsch: „Ein, zwei Einschnitte wird es noch geben müssen“

Muchitsch: Ein, zwei Einschnitte wird es noch geben müssen, aber bei den Öffnungszeiten sind keine weiteren Einsparungen mehr möglich. Aber es besteht natürlich die Gefahr, dass das noch nicht das Ende der Einsparungswelle seitens des Landes war.

Pakesch: Wir konnten über die Jahre viele Orte beleben und haben eine große Infrastruktur, die wir aber nicht in dem Maße bespielen können, wie es wünschenswert wäre. Wir hoffen aber auf Stabilität bis 2017. Derzeit sind wir an der Grenze dessen, was machbar ist.

Welchen Stellenwert hat in dieser Situation das Jubiläum?

Muchitsch: Da wir die Ältesten sind, gab es eine Bereitschaft, in die Gesamterneuerung zu investieren. Im Laufe der Jahre wurden nicht nur Gebäude erneuert, sondern auch Sammlungen neu aufgestellt. Jetzt stürzen wir praktisch in den Zielraum.

Pakesch: Es ist das Jahr über viel passiert. Es gab ein großes öffentliches Interesse, was sehr wichtig ist, denn es gibt wenig solche Institutionen auf der Welt.

Das Gespräch führte Karin Zehetleitner, APA

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