Conchita Wurst: „Ich will weltbekannt werden“

Sie vertritt Österreich beim Songcontest 2014 in Kopenhagen mit dem Titel „Rise like a Phoenix“: Conchita Wurst. Und wie Phoenix aus der Asche war auch sie plötzlich da - doch der Weg dorthin war für Conchita alias Tom Neuwirth alles andere als einfach.

Geboren wurde die schillernde Sängerin mit Vollbart zwar in Gmunden, aufgewachsen ist Conchita Wurst alias Tom Neuwirth aber in Bad Mitterndorf in der Obersteiermark, wo die Familie Neuwirth ein kleines Gasthaus führt.

„Als kleiner schwuler Junge in der Obersteiermark zu leben, war nicht immer einfach. Die Problematik bestand damals einfach darin, dass ich nicht wirklich wusste, bin ich jetzt homosexuell oder nicht, und man hat es versteckt und vor sich selbst noch nicht zugegeben“, gesteht Conchita Wurst offen.

"Bart Mitterdorf"

Kurt Sölkner

Mittlerweile ist Bad Mitterndorf stolz auf Tom Neuwirth: Zum Finale des Song Contests wurde der Ort sogar in „Bart Mitterndorf“ umbenannt

Mit 14 Jahren zu Hause ausgezogen

Bereits mit 14 Jahren zog Tom Neuwirth von zu Hause aus und ging in Graz auf die Modeschule: „Ich habe drei Jahre durchgehalten, dann kam Starmania und da dachte ich: ‚Ach, jetzt bin ich berühmt‘ und habe die Schule abgebrochen. Ich habe aber zwei Jahre danach gemerkt, dass ein Schulabschluss doch etwas sehr nützliches ist und bin dann wieder zurück und hab’ abgeschlossen.“

„Frau Wurst war schon immer da“

Damals war von der Kunstfigur Conchita Wurst zwar noch keine Rede, auch wenn die Idee im Innersten bereits heranreifte: „Es war keine Kurzschlussreaktion, die Conchita Wurst auf die Welt zu bringen. Frau Wurst war schon immer da, die hatte nur lange keinen Namen, und sie musste - wie wir alle - einfach erwachsen werden. Und das war bei mir 2010, der Look, wie ich ihn gefühlt habe, und dann kam die Einladung zur ‚Großen Chance‘.“

Hinter Conchita Wurst steckt trotzdem immer noch Tom Neuwirth, der privat auch gerne mal nicht ganz so gestylt vor dem Fernseher sitzt: „Sonntag ist immer ein wahnsinnig ungesunder Tag. Da ist man faul, und bestenfalls kommt man aus dem Jogginganzug gar nicht raus und isst nur Chips und Schokolade.“ Im Übrigen trifft sich Tom gerne mit Freunden und mit seiner neuen Liebe.

Conchita Wurst

APA/Robert Jäger

Mode und Musik sind die zwei künstlerischen Lieben von Conchita Wurst

Weltbekanntheit als Ziel

Künstlerisch gibt es für Conchita Wurst gleich zwei große Lieben: „Das sind die Mode und die Musik. Ich habe schon immer gesungen, und man spricht immer von diesem gewissen Etwas - ob ich das habe oder nicht, das wird sich noch zeigen.“ Die Ziele, die sich gesteckt hat, sind aber eindeutig: „Ich will natürlich weltbekannt werden, und das beinhaltet dann eben so Dinge wie einen Grammy.“

Wie es in Zukunft konkret weiter geht, will sich Frau Wurst aber offen lassen: „Ich schließe nicht aus, dass irgendwann einmal Tom auf der Bühne steht, aber Frau Wurst wird es sicher noch lange geben, und natürlich will ich weiter Musik machen.“ Der größte Wunsch aber sei es, glücklich zu sein.

Sendungshinweis:

„Mittag in der Steiermark“, 4.5.2014

Wunsch nach mehr Toleranz

Und das ist Conchita Wurst zur Zeit, obwohl ihr noch immer viel Intoleranz entgegenschlägt: So kommt etwa auch aus einigen Ländern Protest von homophoben Kritikern - mehr dazu in Bewunderung vs. homophobe Anwürfe (news.ORF.at, 3.5.2014).

Mittlerweile hat Conchita Wurst aber gelernt, damit umzugehen: „Wenn mich jetzt jemand beleidigen möchte: Für mich gibt’s nichts belangloseres, weil ich einfach in meiner Mitte bin und weiß, wer ich bin. Ich würde mich gerne mit vielen an den Tisch setzen und ich bin überzeugt, nicht, dass sie mich danach lieben, sondern verstehen, worum es geht.“ Gleichzeitig hat Frau Wurst auch für ihre Kritiker Verständnis: „Ich glaube, dass es für viele schwierig ist, wenn man nur die Figur Conchita Wurst sieht, nicht mit der Materie vertraut ist und diese Unsicherheit so ins Negative umschlägt - was ich nicht kenne, mag ich nicht.“

„Alles, was jetzt kommt, ist nur noch Zugabe.“ Conchita Wurst versucht im Moment bezüglich der eigenen Chancen im Finale des Eurovision Song Contest tiefzustapeln. Doch Buchmacher und Medien sehen das anders. Seit Donnerstagabend ist sie eine klare Mitfavoritin auf den Sieg und rangiert bei den Wettquoten unter den ersten drei - mehr dazu in Klare Mitfavoritin nach starkem Auftritt (news.ORF.at).

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