„Lernlabyrinth“ zum 1. Weltkrieg in Graz
Lernlabyrinth
Man entkommt ihm derzeit nur schwer: dem 100. Jahrestag des Ausbruchs des 1. Weltkriegs. Die Medien sind voll davon, die Buchhandlungen ebenso. Einen ungewöhnlichen Zugang zum Thema wählten der Geschichtelehrer Heinz Kohlhammer und sein Großcousin, der Grafikdesigner und freischaffende Künstler Uwe Kohlhammer: Ihr „Lernlabyrinth“ auf dem Grazer Mariahilferplatz bietet einen aufschluss- und erkenntnisreichen Durchgang durch die Zeit und die Welt von vor 100 Jahren.
Spannende Zeitreise
Wer schnell und kurz und oberflächlich hinschaut, vermutet hinter dem typischen Stahlgitterzaun eine große Baustelle; aber schon der zweite Blick lässt einen in eine spannende Zeitreise eintauchen: Großformatige Plakate, dicht aneinandergereiht wie die einzelen Kader eines Films, betten das Kriegsgeschehen zwischen 1914 und 1918 ein in einen Kontext aus Gesellschaft, Wissenschaft, Sport und Kunst. Kurator Uwe Kohlammer: „Wie hat die Zeit früher ausgeschaut, wie hat es in Russland, in den Kolonien ausgeschaut. Wie hat es überhaupt zum Weltkrieg kommen können.“
APA/ Unbekannt
Von Schiele bis Dix
Großer Raum wird auch der Rolle der Künstler im 1. Weltkrieg gewidmet: So haben zum Beispiel die Maler Paul Klee, Franz Marc oder Egon Schiele allesamt Kriegserfahrung machen müssen, Otto Dix fertigte sogar über 500 Zeichnungen zum Teil im Schützengraben an. „Damals haben sich alle fast freiwillig gemeldet. Es war damals eine andere Stimmung - die haben damals gedacht, das dauert einen Monat, und man schaut sich das halt an. Georg Trakl hat es nicht überlebt, Wittgenstein war in England“, so Kohlhammer.
APA/ Frank Rumpenhorst
Der „Kriegs-Struwwelpeter“
Auch viele Schriftsteller jener Tage haben sich vor den Kriegskarren spannen lassen: „Sie haben dann ja auch die Propagandatexte geschrieben, Gedichte und Reime oder den Kriegs-Struwwelpeter“, so Kohlhammer.
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“; 4.6.2014
Geburtsstunde der Kondome
Das „Lernlabyrinth“ auf dem Mariahilferplatz soll natürlich historische Zusammenhänge in einem ungewöhnlichen Rahmen erfahrbar machen, sagen die Ausstellungsgestalter; daneben bietet die Ausstellung aber auch so manches Aha-Erlebnis: Dass zum Beispiel Kondome - ganz nach Heraklits Spruch vom Krieg als Vater aller Dinge - tatsächlich in der Zeit des 1. Weltkriegs entwickelt worden sind, ist nicht jedem geläufig - 1916 entwickelt, wurden die Kondome zur Pflichtausrüstung der Soldaten. Nur die Offiziere mussten sie nicht verpflichtend nehmen.