Der Herr der Bienen: Johannes Wruss

Er ist Profi-Imker aus Leidenschaft und betreut die „Wunderwelt Bienen“ im ORF-Park: der Weststeirer Johannes Wruss. Er kümmert sich um die Bienen und die zwölf Bienenstöcke - und er weiß, was jeder tun kann, um Bienen zu helfen.

Früher hießen sie noch Maja und Willi und lebten mit dem Grashüpfer Flip, dem Mistkäfer Kurt und alle den anderen Tieren in trauter Eintracht auf der Klatschmohnwiese - diese überaus romantischen Zeiten eines Waldemar Bonsels sind aber schon lange vorbei: Den Bienen geht es an den pelzigen Kragen, auch in der Steiermark. Aus diesem Grund gibt es den ORF Steiermark-Programmschwerpunkt „Wunderwelt Bienen“ - mehr dazu in Wunderwelt Bienen.

Der ORF Steiermark-Imker

Im ORF-Funkhauspark in Graz stehen nun zwölf Bienenstöcke, und sie beherbergen höchst interessante, aber auch pflegeintensive Bienenvölker - und ein Bienenprofi kümmert sich um sie: Imker Johannes Wruss aus St. Andrä/Höch in der Weststeiermark - er wird die Bienen fachlich korrekt betreuen.

Die Bienenstöcke im Grazer ORF-Park

ORF/Regine Schöttl

Sendungshinweis:

„Radio Steiermark-Gesprächsstoff“, 26.4.2015

Imker seit der Schulzeit

Johannes Wruss hat als Imker sehr viel zu tun, gerade im Frühling: „In der Saison hat man üblicherweise keinen freien Tag, Man muss wirklich jeden Tag bereit sein, bei den Bienen etwas zu machen. Es gibt immer Krisen, wo man schnell sein muss, wo ein Schwarm zu fangen ist beispielsweise“, so Wruss. Er kann auf eine langjährige Erfahrung als Imker zurückblicken. „Ich habe noch in der Schulzeit, mit 15 Jahren, mit der Imkerei angefangen, habe einen Bienenzucht-Kurs in Graz besucht. Und ich war mit diesen Bienen eigentlich immer recht erfolgreich. So ist meine Imkerei bald einmal auf mehr als zehn Bienenvölker gewachsen.“

Liebe und Leidenschaft

Gleichaltrige Freunde hätte seine Leidenschaft akzeptiert, erinnert sich Wruss: „Es war kein Problem, es hat jeder akzeptiert. Meine Liebe waren unter anderem auch die Bienen. Ich habe an einem Wochenende einen Schwarm eingefangen, hatte keinen passenden Schutz dabei und hatte dann zehn Stiche im Gesicht und bin so am Montag in die Schule gegangen. Aber es war immer meine Liebe, in der Natur zu sein und mit der Natur zu arbeiten.“

Die Bienenstöcke im Grazer ORF-Park

ORF/Regine Schöttl

Weltweite Erfahrung

Wruss verschlug es nach der Schule als Imker nach Papua-Neuguinea. Dort sei seine Liebe zu den Bienen weiter gewachsen. In Australien und Neuseeland arbeitete er als Imker, auch in Kanada sammelte er Erfahrung und machte schließlich daheim in der Steiermark die Imkerschule. 1981 begann er seine Imkerei in Graz, 200 Völker betreut er derzeit.

Honigbienen als Dienerinnen eines Landes

Aus der Schule kann Wruss auch plaudern, wenn es um die Bienen geht, denen in jüngster Zeit Varroa Milbe und Neonicotinoide zugesetzt haben. Fast apokalyptisch heißt es, wenn die Bienen sterben, stirbt zwei Jahre später der Mensch. So dramatisch sei das nicht, so Wruss: „Ganz wichtig für eine intakte Umwelt ist die Bestäubungsleistung der Bienen, 80 Prozent unserer Pflanzen werden von den Bienen bestäubt. Die Honigbienen sind das ganze Jahr über ein sozialer Staat. Im Frühjahr gibt es schon pro Staat zehntausende Bienen, die bestäuben, während die Wildbienen sich erst entwickeln. Würde die Honigbienen aussterben, würden andere Insekten diese Rolle übernehmen. Aber natürlich gäbe es auch eine Umstellung in der Flora und Fauna. Es wäre ein großer Verlust für ein Land.“

"Wunderwelt Bienen"

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„Wunderwelt Bienen“

Die Bienen in Europa sind weiter in Bedrängnis. In einem groß angelegten Programmschwerpunkt will der ORF Steiermark nun die „Wunderwelt Bienen“ näherbringen - informativ, wissenschaftlich und auch künstlerisch - mehr dazu in Wunderwelt Bienen.

Verantwortungsvolle Arbeit

Es sei prinzipiell gut, dass viele Menschen Interesse an Bienen und der Imkerei hätten, so Wruss. Man müsse aber langfristig denken und aushalten können. „Man kann das nicht jedem empfehlen, es muss wirklich ein ernsthaftes Interesse dahinter sein. Man braucht viel Energie, und man muss unbedingt eine Schulung besuchen. Dann dauert es noch viele Jahre, bis man seine Völker verantwortungsvoll und gut betreuen kann.“ Zum Trend, in der Stadt zu imkern, sagt Wruss: „Bienen lassen sich in der Stadt sehr gut halten. Immer blüht etwas in der Stadt, das Pollenangebot ist riesig.“

Was Bienen spüren

Bienen reagieren auf Erschütterungen oder Vibrationen, so Wruss. Wenn man Bienen im Auto führt, und es läuft der Motor, dann werden die Bienen automatisch ganz ruhig und fliegen nicht mehr auf. Sie nehmen die Vibrationen durch ihre Beine auf." Auf die Frage, ob Bienen Haustiere seien, sagt Wruss: „Nein, Haustiere sind das nicht. Im Sommer lebt die einzelne Bienen nur einige Wochen, im Winter einige Monate lang, eine Königin wird einige Jahre alt. Aber man gibt ihnen keine Namen. Man hat aber einen sehr intensiven Zugang zu ihnen. Ich schaue oft mehrmals am Tag nach, wie sie fliegen, wie der Pollenstand aussieht, ob es Räuberei gibt.“

Die Bienenstöcke im Grazer ORF-Park

ORF/Regine Schöttl

Bienen erkennen Gesichter

Laut einer Studie der Uni Graz, bei der Bienen schwarz-weiß-Bilder von Menschen gezeigt wurden, und sie mit Fütterung auf diese Bilder dressiert wurden, können Bilder unterschiedliche Gesichter erkennen. „Solange sie niemand stört, solange ihnen niemand den Honig wegnimmt, reagieren sie nicht auf fremde Leute -auch nicht aggressiv“, so Wruss.

Was tun, wenn Bienen kränkeln?

Der Tierarzt für die Bienen müsse immer der Imker sein, sagt Wruss. „Es gibt bei Bienenvölkern leider viele Krankheiten. In einem Bienenstaat leben auf engstem Raum viele Bienen zusammen, haben eine Temperatur von 37 Grad. Viele Krankheiten können sich sehr gut vermehren. Die Bienen haben aber im Laufe ihrer Evolution viele Strategien entwickelt, um mit diesen Krankheiten fertig zu werden. Der Imker muss schauen, dass die Bedürfnisse des Volkes erfüllt werden, Bienen lieben die Vielfalt der Natur. Wenn ein großes Angebt von Blühpflanzen vorhanden ist, dann sind die Bienen auch gesund und langlebig.“

Standort Funkhaus-Park: Keine Gefahr

Der Standort der ORF-Bienenstöcke sei optimal. Dort hätten sie eine Vielfalt an Sträuchern, Pflanzen und Bäumen. Der Park sei durch die Bienenvölker nicht gefährlicher geworden. „Die Bienevölker haben eine Bereich, in dem sie arbeiten, der drei bis vier Kilometer groß ist, Die Bienen werden sich sofort verteilen. Man wird nicht mehr Bienen sehen als vorher. Die Bienen sind nicht aggressiv, solange sie nicht gestört werden.“

Die Bienenstöcke im Grazer ORF-Park

ORF/Regine Schöttl

Im Stichfall: Fingernägel und Kälte

Auch er werde noch gestochen, so Wruss. „Bienen reagieren empfindlich auf dunkle Stoffe, deshalb hat der Imker üblicherweise etwas Helles an. Manchmal reagieren sie auch auf Seifen und Parfums etwas hektisch. Wenn man gestochen wird, ist es wichtig - die Biene reißt sich ja von ihrem Stachel los, der Stechapparat pumpt also weiter Gift in die Wunde - den Stachel nicht mit einem Pinzettengriff anzufassen, denn so pumpt man das Gift weiter in die Wunde. Stattdessen sollte man den Stachel möglichst schnell mit einem scharfen Gegenstand oder auch den Fingernägeln entfernen. Dann etwas Kaltes oder Zwiebel auflegen“, rät Wruss und ergänzt: „Bienenstiche in einer geringen Menge sind nicht schädlich.“

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