Goldenes Japan im Schloss Eggenberg

Über 300 Jahre hat ein japanischer Stellschirm als Wanddekoration im Grazer Schloss Eggenberg überlebt. Für seine Erforschung wurde nun Barbara Kaiser, die Leiterin des Schlosses, von der Kansai Universität Osaka geehrt.

Im Zuge der Restaurierung des Japanischen Kabinetts im Schloss Eggenberg offenbarte sich eine Sensation: Ein als exotische Wanddekoration verwendeter achtteiliger Paravent zeigt eine einmalige und bisher unbekannte Ansicht vom Schloss und der Burgstadt von Osaka vor dem Jahr 1615 - dieser Schirm gibt neue Einblicke in eine einschneidende Phase der japanischen Geschichte.

Einzigartige Ansicht einer goldenen Zeit

Der sogenannte „Ôsaka zu byôbu“ (Stellschirm mit Darstellung von Osaka) stellt Osaka als Residenzstadt und blühende Metropole des Feldherrn und Reichseiniger Toyotomi Hideyoshi dar. Nach einem über 100 Jahre währenden Bürgerkrieg sei die Stadt im Süden der japanischen Hauptinsel in nur 15 Jahren zur wichtigsten Handelsstadt und Börse Japans ausgebaut worden, so Barbara Kaiser, Leiterin des Schlosses Eggenberg. Es würden so gut wie keine bildlichen Darstellungen des damaligen Osakas existieren, mit Ausnahme zweier Stellschirme, die die Eroberung der Stadt zeigen - nicht allerdings die Stadt in ihrer damaligen Blütezeit.

Der Osaka-Paravent

Universalmuseum Joanneum

Zu sehen ist der japanische Stellschirm mit seinen einzigartigen Darstellungen von Ôsaka im Japanischen Kabinett im Schloss Eggenberg

Postkartenmotiv auf Japanisch

Der Paravent zeigt in detailreichen Ausführungen die Schlossanlage umgeben von weiteren Residenzen der Lehensfürsten, das tägliche Leben in der Bürgerstadt mit ihren Märkten und Gaststätten und die für den Handel ausgesprochen wichtigen Wasserstraßen Ôsakas. Umgeben ist das Bild von einer Fülle an Schreinen und Tempeln; außerdem finden sich Darstellungen von Objekten aus den weitentfernten Städten Kyoto und Sakai auf der Stadtansicht. Eine weitere Besonderheit ist die Abbildung des sogenannten Phönixbootes: Diese sei laut Kaiser die einzige, die es davon gebe.

Sendungshinweis:

„Radio Steiermark-Sommerzeit“, 1.9.2016

Wertvoller Schatz für Forschung

Im Jahr 1615 wurde die Residenzstadt Hideyoshis niedergebrannt: „Nichts, durfte an das goldene Reich erinnern“, begründet Kaiser die Zerstörung des alten Osakas. Die Entdeckung des byôbu erschließt Forschenden nun eine neue Quelle mit einer Fülle an Informationen und Erkenntnissen. Für Kaiser zeigt sich darin auch, wie wichtig die museale Erhaltung von Kulturgütern sei: „Wenn wir unsere Geschichte verlieren und die materiellen Zeugnisse dieser Geschichte verlieren, verlieren wir einen wichtigen Teil von uns selbst.“

Ehrendoktorwürde für die Leiterin

Im Zuge der Entdeckung des einzigartigen Faltschirms und dessen Erforschung entstand eine Schlosspartnerschaft zwischen dem Schloss Eggenberg und dem Schloss Osaka; außerdem wurde im Jahr 2007 eine Zusammenarbeit zwischen dem Universalmuseum Joanneum, der Universität zu Köln und der Kansai Universität Osaka vereinbart.

Ehrendoktorwürde für Barbara Kaiser

Universlamuseum Joanneum

Barbara Kaiser wurde nun als Leiterin des Schlosses Eggenberg für ihre Verdienste rund um die Erforschung dieses außergewöhnlichen Kulturgutes mit der Ehrendoktorwürde der Kansai Universität Ôsaka ausgezeichnet.

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