Standing Ovations bei Rocky Horror Show

Richard O’Brien’s Rocky Horror Show ist nach drei Jahren Pause in die Grazer Oper zurückgekehrt. Das Publikum belohnte das Gastspiel der verführerischen Musical-Mixtur aus Glamour, Glitzer und Grusel mit Standing Ovations.

Wenn Konfetti durch die Sitzreihen fliegt, Knicklichter in die Höhe und Zeitungen über die Köpfe gehalten werden, dann ist man mittendrin in der Rocky Horror Show. Zwischenrufe aus dem Publikum sind in dem Kult-Musical Pflicht. Dabei haben die schlagfertigen Erzähler – während dieser Tournee Herbert Steinböck oder Chris Lohner – jedoch stets das letzte Wort.

Rocky Horror Show

Rocky Horror Show

Von links: Die beiden Erzähler Chris Lohner und Herbert Steinböck mit „Dr. Frank’n’Furter“ Gary Tushaw und „Magenta“ Anna Lidman

Ein Musical zum Mitmachen

Und so entführt das Mitmach-Musical das Publikum in eine regnerische Novembernacht: Nach einer Autopanne sucht das frisch verlobte Vorzeigepärchen Brad und Janet nach einer Möglichkeit zu telefonieren – und wird im zwielichtigen Anwesen des Dr. Frank’n’Furter fündig. Ob es die richtige Entscheidung war, dessen kauzigem Diener Riff Raff ins Haus und damit „over at the Frankenstein Place“ zu folgen?

Rocky Horror Show

Jens Hauer

Stuart Matthew Price alias Riff Raff empfängt Jenny Perry und David Ribi als Janet und Brad

Eine Frage, der sich Zuschauer seit der Uraufführung 1973 am Royal Court Theater in Kombination mit einem angenehm-spaßigen Schauer über dem Rücken widmen: Mehr als 20 Millionen Menschen haben das Erwachsenenmärchen bereits miterlebt und die Kultfigur Dr. Frank’n’Furter – besungen als „Sweet Transvestite from Transsexual Transylvania“ – bei der Erschaffung seiner Kreatur Rocky über die Schulter geschaut.

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Jens Hauer

Rocky, verkörpert von Ryan Goscinski, hat andere Interessen als seinem „Master“ zu folgen

„Weil die Musik so fetzig ist“

Allerdings ist die Sache mit der Liebe nicht ganz so einfach – und das werden auch Brad und Janet bald erkennen, ganz zur Freude des Grazer Publikums. Denn was wäre die Rocky Horror Show ohne Ohrwürmer wie Janets verführerisches „Touch-A-Touch-A-Touch-Me“, Brads nachdenklichem „Once in a While“ oder dem Kult-Hit „Time Warp“?

Jens Hauer

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„Let’s do the Time Warp again“, forderte das Ensemble - und das Publikum war dabei

„Ich weiß noch: Wir haben das in der Klasse gesungen, weil die Musik so fetzig ist“, erinnert sich Erzähler Herbert Steinböck an seine ersten Erfahrungen mit Richard O’Briens Rocky Horror Show zurück. „Sie ist ein Meilenstein für die Art und Weise, wie heute mit Themen wie Sex und Homosexualität umgegangen wird. Das war damals eine Sensation und ist heute immer noch ein Riesenspaß“, freut sich Lohner über ihren Part als Erzählerin in dem Musical-Hit.

Termine:

Die Rocky Horror Show gastiert bis 8. Juli in Graz. Sämtliche Termine finden Sie hier!

Innerhalb von gerade mal sechs Wochen war dieser 1975 mit der „Rocky Horror Picture Show“ auch filmisch umgesetzt worden - mit Tim Curry (Dr. Frank’n’Furter) und Susan Sarandon (Janet) in den Hauptrollen. Als schräger Riff Raff brillierte niemand Geringeres als „Rocky Horror“-Mastermind Richard O’Brien selbst.

„Mein Leben lang war ich eigentlich geisteskrank“

Die Frage, ob er schon zu Beginn der Aufführungen geahnt hätte, was für ein Erfolg einmal daraus werden würde, verneint O’Brien übrigens: „Denn mein ganzes Leben lang war ich eigentlich geisteskrank. Sie müssen wissen, dass ich eigentlich als Mädchen geboren hätte werden sollen. Und weil ich nicht als Mädchen geboren wurde, war ich die meiste Zeit meines Lebens verrückt - zwar anwesend, bestritt aber das Leben in meinem Kopf.“

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Jens Hauer

„Don’t dream it - be it“ - eine der vielen Botschaften des Musicals

Schließlich schien er sich aber doch an den Rat seines Musicals - „Don’t dream it - be it“ zu halten: „Ich bin eben was ich bin und werde mich nicht dafür schämen“, so O’Brien heute. Eine Philosophie, die auch viele seit den 70ern wechselnde Teammitglieder begeisterte: „Das Besondere an der Rocky Horror Show ist, dass jeder sein kann, wer er will: Das Publikum kann sein, was es will und wir können unsere Charaktere erforschen“, so Jenny Perry, die eine süß-verruchte Janet an der Grazer Oper gibt.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“; 28.6.2018

„Time Warp“ bis 8. Juli

Perrys Bühnenpartner David Ribi (Brad) betont: „Es ist großartig zu sehen wie jeder im Publikum - jung und alt - sich einmal verkleiden und einfach eine gute Zeit haben kann“ - so gab es auch im Grazer Publikum ganz im Sinne des im Laufe der Jahre entstandenen Fan-Kults wieder funkelnde High Heels neben eng geschnürten Corsagen zu bewundern.

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Dieser Doktor ist eine Diva: Gary Tushaw gibt den Frank’n’Furter

Dabei ging natürlich nichts über Dr. Frank’n’Furters Garderobe: „Wir haben alles in uns. Also glaube ich, dass es, wenn ich Frank’n’Furter spiele weniger darum geht, jemand anderes zu werden als Dinge, die in mir sind, herauszulassen“, verrät Gary Tushaw über seine Rolle. Wer den fulminanten „Time Warp“ erleben möchte, hat noch bis 8. Juli Zeit dazu.

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