„Gespräche mit Astronauten“ im Schauspielhaus

Eine messerscharfe Satire über die oft erdrückende Last moderner Mutterschaft bringt das Grazer Schauspielhaus auf die Bühne: „Gespräche mit Astronauten“ von Felicia Zeller feiert seine österreichische Erstaufführung.

Beruf, Haushalt und Kinder - viele Mütter kennen diesen täglichen Spagat und landen nicht selten in der Überforderung. Zellers Stück „Gespräche mit Astronauten“ erzählt am Beispiel von vier Müttern von diesen Herausforderungen. Im Stück kommt Hilfe in Form von Au-pairs aus Osteuropa - doch die günstigen Arbeitskräfte landen schließlich in einem System der Ausnutzung.

„Das ist ein Kreislauf: Frauen, die es sich leisten können, lagern Kinderbetreuung, Erziehung und Hausarbeit aus, suchen sich Arbeitskräfte - meistens auch Frauen, die in der Gesellschaft weniger Status haben und dann für wenig Geld diese Arbeit machen“, so Regisseurin Suna Gürler. Von den Wünschen und Sehnsüchten der jungen Frauen bleibt meist wenig übrig.

„Ein arbeitender Mensch ist ein anerkannter Mensch“

Zwischen Kind und Karriere spannt sich damit der bissige Text, den Gürler mit ausgezeichneten Studierenden des dritten Jahrgangs für Schauspiel an der Kunstuni Graz temporeich und humorvoll in Szene gesetzt hat.

Gespräche mit Astronauten

Lupi Spuma

Ein brisanter Text, meint Gürler selbst: "Wir leben in einer Zeit, in der von allen Menschen erwartet wird, dass sie arbeiten: Ein arbeitender Mensch ist ein anerkannter Mensch. Hausfrau zu sein ist weniger ‚in‘, aber trotzdem gibt es die Erwartung, dass die Frauen sich um die Kinder kümmern und den Haushalt machen.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 12.10.2018

Multiples Kombinationschaos

Dabei stellt sich die Frage „Wie kann man das kombinieren? Und das geht einfach immer noch sehr schlecht. Sobald man Kinder kriegt, ist man als Frau relativ bald raus, wohingegen es für Männer nicht so ist“, betont Gürler. Diese schweben - im Stück sinnbildlich als gefeierte Astronauten - in der Schwere- und Sorglosigkeit des Alls und glänzen durch Abwesenheit.

Entlarvende Sprache und die Bitterkeit im Witz

Verpackt hat die Autorin das Stück in eine Sprache, die in ihrer Klischeehaftigkeit viel entlarvt: „Das lebt von diesem Tempo, dieser Ruhelosigkeit im Alltag - Multitasking. Familie managen, Beruf managen, Termine managen - das drückt diese Sprache sehr stark aus. Kein Satz ist gerade, man springt von Gedanke zu Gedanke, Person zu Person.“ Die schwierigen Themen bringt Felicia Zeller dabei mit Leichtigkeit auf die Bühne - „und gerade in diesem Witz, in diesem Tempo der Texte liegt auch diese Bitterkeit“, so Suna Gürler.

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