„Exile“ - zwischen Flucht und Heimat

Flucht und Integration behandeln zwei Steirerinnen jetzt in einem sehr persönlichen Kinofilm: „Exile“ zeigt die Suche nach Heimat aus der Perspektive von drei in Graz lebenden Flüchtlingen.

Was bedeutet Heimat für Menschen, die ihre verlassen mussten? Die Maturantin Mohadese Panahi erklärt: „Heimat ist, wo man sich nie einsam und fremd fühlt.“ „Wo du spürst, dass du in Sicherheit, in Frieden bist“, so der Pharmazie-Student Faruk Abdi. „Die Sprache ist für mich eine Heimat. Und ich sage immer: ’Ich bin durch die Sprache angekommen. Auch hier in Österreich“, schildert der Schriftsteller Omar Khir Alanam, dessen Buch „Danke“ auch seine „Ankommensgeschichte in die Heimat“ behandle.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 27.11.2018

Panahi, Abdi und Alanam sind Flüchtlinge. Seit vier Jahren leben sie in Graz, zwei Jahre ließen sie sich von den beiden Regisseurinnen Julia Reiter und Bernadette Weber für ihren Film „Exile“ (englischer Titel: „Exiles“) begleiten, der jetzt im Rechbauerkino angelaufen ist.

Gemeinsamkeiten statt Unterschiede

Ihren Fokus haben die Steirerinnen auf Gemeinsamkeiten gelenkt: „Es könnte uns ja allen passieren, dass wir einmal exilieren, auswandern müssen - dass wir unsere Heimat verlassen müssen. Wir wollten daher Gemeinsamkeiten zeigen statt Unterschiede. Wir wollten das Wir-Bewusstsein stärken“, betont Weber. Reiter unterstreicht indes: „Jeder von uns, der in ein anderes Land flüchten würde, würde ja trotzdem versuchen, dort das Meiste aus seinem Leben zu machen. Wir wollen zeigen, das ist nicht unverschämt, sondern einfach ein Grundbedürfnis nach Selbstverwirklichung. Das zeigen auch unsere drei ProtagonistInnen.“

„Ich habe wirklich gekämpft“

Mohadese Panahis Leidenschaft ist die Fotografie. Im Irak schuf die 21-Jährige eine kritische Fotoserie, die Frauen mit Kopftüchern zeigt - ein Diskurs, der sie hierher begleitet hat. Nun ist es Mohadeses großer Traum in Graz Medizin zu studieren, wofür die Maturantin bereits hart arbeitet.

Exile

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„Ich hoffe, ich kann das schaffen. Österreich ist meine zweite Heimat, und ich liebe es hier wirklich. Frauen haben hier viele Rechte, mehr als in Afghanistan oder dem Iran. Ich habe wirklich gekämpft: Für meine Mutter war es schwer zu ertragen, dass ich kein Kopftuch trug - aber sie hat es akzeptiert“, so Panahi.

„Ich bin einfach dankbar“

Während der Flüchtlingswelle 2015 hat der Student Faruk Abdi als Übersetzer für die Caritas gearbeitet. Abdi kennt die Konflikte rund um Flüchtlinge, doch die sogenannte „gespaltene Gesellschaft“ wolle er nicht verurteilen.

Exile

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„Ich bin einfach dankbar, dass wir da sind. Meine Familie und ich bedanken uns bei den Familien, die uns unterstützt haben und noch immer neben uns und hinter uns stehen“, so der 22-Jährige.

„Nein, es ist nicht selbstverständlich“

Als Autor erfolgreich zu sein, hat Omar Khir Alanam geschafft: Für sein Buch erntet der 27-Jährige österreichweit Anerkennung. Auch er hat eine klare Meinung: „Ich würde nicht sagen, dass es zwei Seiten gibt, ein Entweder-Oder. Das beschreibt nicht die Situation. Eher gibt es Leute, die Angst haben. Und das verstehe ich. In meinem Buch ‚Danke. Wie Österreich meine Heimat wurde‘ gibt es ein Kapitel, das heißt ‚Nein, es ist nicht selbstverständlich‘, weil mir bewusst ist, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ich da sein darf.“

Exile

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In Damaskus hat Omar Flüchtlingswellen selbst aus einer anderen Perspektive miterlebt, „also nach dem Irakkrieg. Die Situation war nicht anders. Es hat große Hilfsbereitschaft gegeben - aber auch Angst vor dem Fremden“, schildert Alanam. Die eigene Angst vor dem Fremden Exil haben die drei jedenfalls schon lange abgelegt - wie, das ist im aktuellen Kinofilm „Exile“ zu sehen.

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