Unterweger und die Reflexion des eigenen Bösen

Aus Briefen, Begegnungen und Berichten hat Andrea Wolfmayr das Mosaik ihrer Beziehung zu Jack Unterweger zusammengesetzt. In „Jack & ich. Das Böse in mir“ hat sie es zu Papier gebracht.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 30.12.2018

Begonnen hat der Briefwechsel zwischen Andrea Wolfmayr und Jack Unterweger Anfang der 80er-Jahre: Sie stand am Beginn ihrer schriftstellerischen Laufbahn, er saß bereits seit einigen Jahren wegen Mordes in der Justizanstalt Stein, wo er seine literarische Laufbahn begann. In seiner Literaturzeitschrift „Wort-Brücke“ sollten Texte zahlreicher später bekannter Schriftsteller erscheinen - unter ihnen auch Andrea Wolfmayr.

Bis vor eineinhalb Jahren, als sie mit dem Schreiben des Buches „Jack & ich. Das Böse in mir“ begann, habe sie gar nicht mehr an Unterweger gedacht, so Wolfmayr: „Ich hatte ihn vergessen, praktisch aus meinem Leben gestrichen - mir war nicht klar, dass er sich tiefer in meine Erinnerung gegraben hat, als ich das haben wollte.“

„Manchmal reitet mich der Teufel“

Der Kontakt zwischen ihr und Unterweger blieb dennoch lange bestehen - auch nachdem er 1990 begnadigt wurde und sich in der Literatur- und Societyszene bewegte. Den Kontakt habe sie damals regelrecht forciert, sagt Wolfmayr heute zurückblickend: „Manchmal reitet mich der Teufel - ich muss es wissen, gehe genau dorthin, wo es gefährlich ist.“

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Bereits ein halbes Jahr nach Unterwegers Entlassung begann eine Serie an neun Prostituiertenmorden - sämtliche Indizien und räumliche Bezüge wiesen auf Jack Unterweger als Mörder hin, und Wolfmayr bekam Besuch, damals in ihrer Wohnung in Gleisdorf - von Jack Unterweger.

Eine Frage, die alles überlagerte

Dabei überlagerte die Frage, ob er die Frauen getötet habe oder nicht, alles, so die Autorin: „Als ich ihm in Realität begegnet bin, nach dem Schriftverkehr, war das die Frage, die mich daran gehindert hat, noch andere Fragen zu stellen.“

So habe Wolfmayr in ihrem Buch mit Erlebtem und Reflektiertem gearbeitet, sie greift auf Medienberichte, Texte Unterwegers und anderer Autoren, auf Fachbücher und den Briefverkehr zurück. Die Form, die sie für ihr Werk gefunden habe, beschreibt sie als ein „Konglomerat, ein Mosaik, ein Patchwork, eine Montage - aus dem was ich vorfinde, und dem was ich denke“.

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