Steirischer herbst: Hotel am Abgrund als Sinnbild

Der steirische herbst hat sein Generalmotto für die heurige Ausgabe festgelegt: „Grand Hotel Abyss“ - „Grand Hotel Abgrund“ - stellt laut Intendantin Ekatarina Degot das „hedonistische Leben“ in den Vordergrund.

Der steirische herbst findet heuer vom 19. September bis 13. Oktober statt und steht dabei unter dem Generalthema „Grand Hotel Abyss“: Darin soll den „zerstörerischen Widersprüchen und dem unheimlichen Charme des Habsburgischen Europa sowie seiner Bedeutung für den Rest der Welt tiefer auf den Grund“ gegangen werden.

„Wie attraktiver Name eines Hotels“

Der herbst will damit unmittelbar an das Vorjahr anschließen, das sich unter dem Thema „Volksfronten“ mit einer „in einer Grenzregion des Kalten Krieges gelegenen Stadt“ befasste und diese Geschichte und das aktuelle politische Klima in Österreich und Europa behandelte. Die Metapher „Grand Hotel Abyss“ wurde laut Aussendung vom noch zur Zeit der k. u. k. Monarchie geborenen ungarischen Philosophen Georg Lukacs geprägt: Lukacs beschrieb die europäische Szene der Intellektuellen und Kulturschaffenden als u.a. „ein schönes, mit allem Komfort ausgestattetes modernes Hotel am Rande des Abgrunds, des Nichts, der Sinnlosigkeit“.

Das Logo des steirischen herbstes

Grupa E/steirischer herbst

Umgemünzt auf 2019 heißt das nach herbst-Intendantin Ekaterina Degot: „‚Grand Hotel Abgrund‘ würde ich sagen, als ob das ein attraktiver Name des Hotels wäre. Wir leben in diesen hedonistischen Zeiten, wo es sehr wichtig ist, angenehm zu leben und so viel wie möglich zu erleben.“ Gleichzeitig aber würden gesellschaftliche und ökologische Katastrophen an der nächsten Ecke warten.

Festival auch außerhalb von Graz

Wie immer gehe es um die „zeitgenössische Situation überall, aber konkret in Graz und in der Steiermark“. Gerade in der Steiermark sei Kunst und Kultur sehr stark mit dem Genuss verbunden: „Damit wollen arbeiten, darüber reden, künstlerische Werke zeigen“, so Degot.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 16.4.2019

Der Auftakt erfolgt am 19. September mit „einer Abendveranstaltung voller überraschender Ereignisse und entwickelt sich anschließend in der gesamten Stadt zu einem vierwöchigen, dicht gewobenen kuratorischen Narrativ aus Performances, Bühnenproduktionen, Installationen und Filmen.“ Es werde eine Reise durch die Stadt mit „performativen und installativen Elementen“ sein, wie immer interdisziplinär.

Aber auch in anderen Orten der Steiermark wird es herbst-Veranstaltungen geben: So gastiert das Festival etwa in Murau beim Festival Stubenrein. Dieses sei sehr diskursiv und dialogisch gebaut, so Degot. Außerdem denke man über ein Projekt an der Apfelstraße nach. Es sei ein wichtiger Teil des steirischen herbstes, auch heimische Künstler und Institutionen einzubinden: „Wir nennen diesen Teil heuer Parallelprogramm, um die Gleichberechtigtkeit zu betonen“, so Degot. Die vollständige KünstlerInnen-Liste soll Anfang Juni präsentiert werden.

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