„Fahr Rad“: Werbung in Ausstellungsform

„Fahr Rad!“ lautet Titel einer Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums, die derzeit in Graz Station macht. Es geht um die Frage, wie öffentlicher Raum für umweltfreundliche und sichere Mobilität gestaltet werden soll.

Wie kann Stadtentwicklung aussehen, um noch mehr Menschen aufs Fahrrad zu locken? Mit Projektbeispielen aus aller Welt wirbt die Ausstellung „Fahr Rad!“ für die sanfte Rückeroberung der Stadt.

Ausstellungstipp:

Die Ausstellung „Fahr Rad!“ mit dem Untertitel „Die Rückereroberung der Stadt“ ist bis Mitte August jeweils von Dienstag bis Sonntag im Haus der Architektur in Graz zu besichtigen.

Cleveres aus den Niederlanden

Kuratorin Stefanie Lampe steht vor einer Plakatwand mit Fotos und Abbildungen eines Fahrradparkhauses auf dem Bahnhofsgelände der niederländischen Stadt Utrecht. Das wachsende Pendleraufkommen rund um den Bahnhof bewog Utrechts Städteplaner zum Bau dieses Fahrradparkhauses der Superlative - und es wurde dabei weder an Geld, noch an cleveren Ideen gespart. „An jedem Fahrradständer gibt es einen Code, den kann der Fahrradfahrer abscannen und findet so sein Rad wieder. Ähnlich einem großen Autoparkhaus gibt es ein elektronisches Leitsystem, wo es noch frei Plätze gibt. Die Fahrradwege sind wie überall in den Niederlanden orange“, so Lampe.

Ector Hoogstad Architecten: Fahrradparkhaus am Bahnhof, Utrecht/Niederlande, 2017

Ector Hoogstad Architecten – Petra Appelhof

Olafur Eliasson, Cirkelbroen, 2015 | Christianshavns Kanal, Copenhagen, 2015 | Photographer: Anders Sune Berg | Courtesy of A gift from Nordea-fonden to the city of Copenhagen

2015 Olafur Eliasson

Beispiel Barcelona

Eine rund sieben mal drei Meter große Abbildung zeigt die Umsetzung eines Verkehrskonzepts in einer belebten Straße in Barcelona. „Das Großbild zeigt das Besondere: Grünplanung, Stadtplanung und Verkehrsplanung wurden dort perfekt umgesetzt“, meinte Lampe.

Verkehrsströme komplett entflochten

Die Umgestaltung der traditionsreichen Straße Barcelonas führte nicht nur zu mehr Grün und einem gesicherten Platz für die Radfahrer, sondern verdoppelte auch den Freiraum für die Fußgänger, so die Kuratorin: „Es gibt einen Gehweg, dann kommt eine Grünfläche, auf der immer wieder Bänke platziert sind, sodass sich die Fußgänger hinsetzen könne, vor allem auch ohne etwas zu konsumieren. Das ist in einer Stadt ja wichtig. Und die Verkehrsströme sind komplett entflochten. Die Radfahrer sind in der Mitte der Straße, links und rechts die Autofahrer und dann die Fußgänger. Dadurch hat jeder seinen Raum“, so Lampe.

COBE und Gottlieb Paludan Architects: Nørreport Station, Kopenhagen/Dänemark, 2015

Lars Rolfsted Mortensen

Radschnellweg Ruhr RS1, Niederlfeldsee in Essen, Brücke: Ahlbrecht Baukunst, Essen

Opterix, Johannes Kassenberg

Gutes Zusammenspiel

Wenn Architektur und Verkehrsplanung gut zusammenspielen, lässt sich der öffentliche Raum so gestalten, dass eine umweltfreundliche und sichere Mobilität für alle möglich wird, zeigt sich auch der Gastgeber der Ausstellung, Markus Bogensberger vom Grazer Haus der Architektur, überzeugt: „Mobilität ist ein wesentlicher Faktor für die Lebensqualität und auch für die Stadtentwicklung. Es geht darum, sanfte Mobilitätsformen zu forcieren. Spannend ist das, wenn das mit Infrastruktur und Architektur geschieht, die schön gestaltet sind und somit einen Beitrag zum Stadtbild liefern“, so Bogensberger.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 29.5.2019

Grazer Tradition

Zum Stadtbild von Graz gehören auch viele Radfahrer, nicht umsonst zählt die Murmetropole mit ihrem dichten Radwegnetz zu den fahrradfreundlichsten Städten des Landes. „Graz hat eine große Tradition in bezug auf Fahrradinfrastruktur. Das hat in den 80er-Jahren begonnen, und wir wollen ein bisschen dazu beitragen, dass diese Vorreiterrolle in Österreich und vielleicht auch Europa von Graz wieder eingenommen werden kann“, so Bogensberger.

Einblick, Überblick, Rückblick

So gibt es neben Einblicken in gelungene internationale Verkehrslösungen auch einen großen Steiermark-Teil, der die Fahrrad-Situation hierzulande beleuchtet. „Wir haben in Zusammenarbeit mit der TU Graz eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Situation in der Steiermark erstellt und auch einen historischen Rückblick“, sagt Bogensberger.

Link: