„925“ - ein Experiment der Empathie

Von „Nine to Five“ oder noch länger hat die Künstlerin Verena Rotky eine Woche lang in einem Grazer Geschäftslokal gearbeitet und gelebt - und das nur mit den Mitteln, die Passanten vorbeibrachten.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 23.7.2018

Welchen Wert hat Arbeit? Und wie wirkt das Schaffen von Kunst auf Passanten? Zwei Grundfragen, denen sich die Künstlerin in ihrem Selbstversuch stellte. Quasi im Schaufenster ging sie ihrem experimentellen Kunstprojekt „925“ (in Anlehnung an die Arbeitszeit „Nine to Five“) in der Grazer Hammerlinggasse nach - begleitet von viel Neugier.

Überrascht von so viel Mitgefühl

„Was ist, wenn ich nichts habe, und ich bin abhängig von anderen Menschen, von deren Aufmerksamkeit und deren Mitgefühl?“, fragte sich Rotky vor dem Projekt. Das Mitgefühl war jedoch groß: Die Besucher versorgten die Künstlerin rasch - und sorgten damit auch für so manchen neuen Zugang in Rotkys Kunst. Von der Ölmalerei, der sie sich eigentlich verschrieben hat, schaffte sie so etwa auch Kunstinstallationen mit Wolle, die Passanten ihr - angeregt durch am Schaufenster notierte Hinweise - vorbeibrachten.

In "Nine to Five" startete die Künstlerin Verena Rotky einen Selbstversuch

ORF

Eine Woche lang lebte Rotky in einem leeren Geschäftslokal in der Färbergasse

Die Beschäftigung mit der Frage, wie viel die Leute unter welchen Voraussetzungen bereit wären zu geben, sollte auch Empathie fördern - „sie mussten selbst entscheiden, was sie mir bringen - und alles, was in diesem Raum ist, ist gefördert“, verriet Rotky in ihrem für eine Woche lang bezogenen Atelier. Neben Hustenzuckerl bekam die verkühlte Künstlerin dort etwa auch Pizza oder Kaffee.

Hunderte positive Begegnungen

Auch im Internet hatte Verena Rotky ihr Projekt live übertragen und die ihr gelieferten Materialien spontan verarbeitet. Spannend war dabei auch der Aspekt der ständigen Beobachtung und omnipräsenten Kommunikation.

Dabei sei sie selbst erstaunt über die Reaktionen des Publikums gewesen: „Sie schauen alle, dann schauen sie, ob sie reinkommen dürfen - und dann sind es durchwegs positive Reaktionen“, freute sich Rotky. Nach hunderten Begegnungen hofft sie, auch zum Nachdenken angeregt zu haben - über den Wert der Arbeit - und den Wert des Menschen.

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