Von aufblasbaren Bäumen bis zu Möbel der 90er
Veranstaltungstipp
Der steirische herbst geht heuer bis 14. Oktober über die Bühne.
Unter dem Motto „Volksfronten“ sollen heuer beim steirischen herbst „Überzeugungen erschüttert werden“, so Intendantin Ekaterina Degot bei der Eröffnung - mehr dazu in „Herbst“ will „Überzeugungen erschüttern“. Kernstück der 51. Ausgabe des ältesten europäischen Festivals für Gegenwartskunst ist ein Mix aus Installationen, Performances und diskursiven Arbeiten - mehr dazu in Der steirische herbst erfindet sich neu.
„Reflexion, Vergleich, Kontrast“
Ziel sei es gewesen, „sehr verschiedene Dinge zusammenzubringen und zu schauen, wie es funktioniert“, so Degot: Es gehe immer um „Reflexion, Vergleich, Kontrast“, wobei die Arbeiten immer auch „politisch und sozial“ zu sehen seien.
Pflanzenkommunikation im Volkshaus
Im Grazer Volkshaus hat das ungarische Künstlerduo Igor und Ivan Buharov eine Ausstellung und Installation mit dem Titel „Stimmen des unsterblichen Absichtsfeldes“ errichtet. Im Mittelpunkt stehen Pflanzen, die nicht nur die Mitte des Raumes beherrschen, sondern auch auf Bildern und Zeichnungen - die alle vom botanischen Institut der Karl Franzens-Universität stammen - präsent sind.
steirischer herbst
Die beiden Künstler sehen das Kommunikationssystem der Pflanzen als einen Weg, im Zuge der Massenüberwachung neue Kanäle für sichere Kommunikation zu erschließen. Zwei Filme ergänzen die auf drei Räume angelegte Arbeit.
„Schnee von Gestern“
Peter Rosegger inspirierte die in Moskau lebende Künstlerin Irina Korina zu ihrer Science-Fiction-Heimat-Installation „Schnee von Gestern“. Schon im Eingangsbereich der Helmut-List-Halle empfangen den Besucher schrille Jodel-Töne, die einen ziemlich schnell den Hauptraum aufsuchen lassen.
steirischer herbst/Liz Eve
Dort ist alles aus aufgeblasenem Plastik: Berge von Schnee - schmutzig, halb zusammen geschmolzen - sind da zu sehen, auch ein See aus blauen Plastikschläuchen, Bäume aus von unten mit Luft aufgeblasenen und dadurch ständig bewegten Schläuchen sind da, aber auch eine Projektion von zarten Wiesenblumen. Der Paradiesgarten erinnert hier vom Material und der Ausfertigung her an eine Hüpfburg für Kinder, die Realität wird dadurch anschaulich infrage gestellt.
Wie Möbel den Zeitgeist spiegeln
„Anschluss ’90“ ist im Haus der Architektur (HDA) zu sehen, wo Henrike Naumann dem Gefühl nach der deutschen Wiedervereinigung und der Auswirkung auf Österreich auf die Spur geht. Die neue politische Situation schuf Anfang der 90er-Jahre ungeahnte Konsummöglichkeiten, die sie mit ihrer Auswahl von Möbel und Wohngegenständen zeigt.
steirischer herbst/Mathias Völzke
Ein französisches Bett mit eingebautem Radio fehlt ebenso wenig wie ein Garderobenständer aus Metall mit Holzkugeln oder „zerrinnende“ Uhren. Die Künstlerin fand sämtliche Objekte in Graz oder Umgebung, wie sie selbst betonte.
Lebensbilder aus der Triestersiedlung
Im Kulturzentrum bei den Minoriten sind mehrere Einzelausstellungen zu sehen: Martin Behr und Martin Osterider sind mit Bildern aus ihrer Serie über die Triestersiedlung, in der sie beide aufgewachsen sind, vertreten.
steirischer herbst/Liz Eve
Die Aufnahmen zeigen diesen Teil der Stadt mit den heutigen Bewohnern, Migranten ebenso wie Anhänger der FPÖ. Dabei geht es um Details, eine Häkeldecke oder eine Hakenkreuz-Schmiererei, die immer wieder neue Blicke auf Altbekanntes ermöglichen.
Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 24.9.2018
Victoria Lomasko präsentiert ihre Sicht auf Moskau unter dem Titel „Intercession on Karl Marx Street“: Zeichnungen aus dem Gerichtssaal sieht man genauso wie Propagandaplakate in Form von Ikonen. Die Heiligen werden durch Aktivisten, Häftlinge, Arbeiter oder Kinderprostituierte ersetzt, der Blick der Künstlerin bleibt dabei stets einfühlsam.
„Ökonomie der Verzweiflung“
Nur bei flüchtigem Hinsehen gefällig und bunt anzuschauen sind die Arbeiten von Ines Doujak, die in „Ökonomie der Verzweiflung“ Kinder mit Hautkrankheiten aus medizinischen Lehrbüchern des 19. Jahrhunderts abbildet.
steirischer herbst
Die Bilder werden begleitet von Statistiken über die Ausbeutung der Menschen in jedem Alter, Organhandel, Prostitution und Sklaverei.
Der Rausch Afrikas im Kunsthaus
Auch Malerei aus Afrika bereichert heuer den steirischen herbst: Das Grazer Kunsthaus zeigt unter dem Titel „Congo Stars“ Werke von den 60er-Jahren bis heute und kombiniert dabei populäre Kunst mit zeitgenössischen Arbeiten - mehr dazu in Der Rausch Afrikas im Kunsthaus.
Künstliche Welten im Künstlerhaus
Optischen Illusionen und computergenerierter Virtual Reality widmet sich schließlich eine Ausstellung im Grazer Künstlerhaus: Zwölf Künstler untersuchen dabei das Eintauchen in künstliche Welten - mehr dazu in Künstliche Welten im Künstlerhaus.