Kein „Skandal“ mehr: Das war der 30. Tuntenball

„Traut euch, anders zu sein. Be the Scandal!“ Mit diesem Aufruf lockte der 30. Tuntenball am Samstag seine mehr als 2.500 Gäste in den skandalös-glamourös gestalteten Grazer Congress. Conchita trat mit Glatze auf. Hier gibt es die Bilder!

Einer der nunmehr größten Grazer Bälle begann einst mit einem „kleinen Faschingsgschnas“: Vor drei Jahrzehnten feierten die ersten Tuntenballgäste in der Unimensa - mehr dazu in 30 Jahre Tuntenball im Portrait. Zum ersten Mal trafen sich Homosexuelle nicht „versteckt im Keller“, wie Joe Niedermayer, Organisator des Balles, formulierte, sondern in der Öffentlichkeit. Das sei ein Skandal gewesen - gerade deshalb lautete das heurige Ballmotto „Scandal“.

„Es waren 30 aufregende Jahre, in denen sich für Schwule, Lesben, bi-, trans- und intersexuelle Menschen sehr viel verändert hat“, unterstreicht Niedermayer auch als Vorsitzender der RosaLila PantherInnen. In seiner Eröffnungsrede lobte er Österreich als fortschrittliches Land und nannte unter anderem das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare und die „Ehe für alle“ als Beispiele.

Wo wieder jeder Gast ein Star war

Als prominente Gratulanten stellten sich Gery Keszler und Conchita ein. Letztere wünschte „Happy Birthday“ und erinnerte an ihre eigene Schulzeit in der Grazer Modeschule: Die Werkstunden habe sie zweckentfremdet und ihr Kostüm für den Tuntenball gestaltet, plauderte sie aus dem Nähkästchen.

Aber auch beim diesjährigen Tuntenball wurde wieder jeder zum Star. Dabei boten die aufwendigen, oft in mühevollster Kleinarbeit gestalteten Kostüme des Öfteren so manch tiefen Einblick. Priestergewand, oben ohne, in BH und Nikab oder mit Plastikmüll: Fast jedem Kostüm haftete ein bisschen Skandal an.

Während es jede Menge Platz für Kreativität, Komplimente und Spaß gab, war Intoleranz bereits im Vorfeld ausgeladen worden. Denn nicht überall geht es so bunt und friedlich zu wie in der von Moderatorin Alexandra Desmond mit Pomp und Glamour eröffneten „größten VIP-Arena der Welt“.

Conchita

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Conchita mit Glatze und Bart

Zum 30. Jubiläum des Balls, der 1990 als kleines Fest in der Grazer Mensa begonnen hat, kehrte auch Conchita zu ihren Grazer Wurzeln zurück: Der Ball sei jährliches Highlight ihrer Grazer Zeit gewesen, sagte Conchita. Sie trat diesmal mit Glatze und Bart auf, dazu trug Conchita ein glitzerndes rotes Kleid mit tiefem Ausschnitt und sehr langem Beinschlitz.

Conchita

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Der Couragepreis „Goldene Panthera“ ging an Viktoria Veronese: Die Obfrau des Vereins Ausgesprochen! wurde für ihr Engagement für LGBTI-Lehrer und Lehrerinnen und stellvertretend für alle Lehrpersonen, die Aufklärungsarbeit leisten, ausgezeichnet. Sie wolle dazu beitragen, dass die Schule eine diskriminierungsfreie Zone werde, sagte Veronese.

Mitternachtseinlage Marke „extra heiß“

Den Zusammenhalt beschwor Katharina Kacerovsky. Sie ist die Organisatorin der EuroPride, der europaweiten Regenbogenparade, die heuer in Wien stattfindet. „Ihr werdet nicht zu überhören sein“, rief sie den Ballgästen zu.

Um Mitternacht sorgten mehrere Künstlerinnen und Künstler für eine sprichwörtlich feurige Burlesque-Show. Anschließend schwebten die schillernden Ballgäste zum Walzer „Gold und Silber“ über die Tanzfläche - barfuß und in High Heels. Dann ging die Party für Papst und Ballerina, Polizistin und Matrosen so richtig los.

Sendungshinweis

„Steiermark heute“, 24.2.2019

Reinerlös für den guten Zweck

So wurde auch in diesem Jahr wieder bis in die Morgenstunden miteinander gefeiert - und das für den guten Zweck: Der Reinerlös des Balls geht an die zahlreichen Projekte der RosaLila PantherInnen. Geld, das auch weiterhin das Betreiben von Aufklärungsworkshops und die Unterstützung von Beratungseinrichtungen ermöglichen wird.

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