So gut isst das Weinland

Sie ist vielleicht das typischste Festtagsgericht in der West- und Südsteiermark: die aufg’setzte Henn’ - darunter versteht man ein mit einer Semmelmasse gefülltes Brathuhn, das auf gebratenen Erdäpfeln quasi „aufgesetzt“ wird.

Der Sausal wird das Hügelland zwischen den Flüssen Sulm und Laßnitz genannt - der Name leitet sich vom lateinischen Solva Silva (der Sulmwald) ab. Der Sausal erstreckt sich von Leibnitz bis Deutschlandsberg und zeichnet sich einerseits durch seine sanften Hügel, aber auch durch seine steilen Hänge aus, auf deren schieferhältigen Böden saftige Reben für hervorragende Weine wie Riesling und Sauvignon gedeihen. Neben dem Wein ist hier auch das Sulmtaler Hendl beheimatet, und gemeinsam sind sie so etwas wie kulinarische Botschafter dieser Gegend.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 25.4.2019

Ein Huhn für höchste Ansprüche

Für die Gourmets zählen die Sulmtaler Hühner zu den besten der Welt - bei einer Blindverkostung durch Experten besiegte das Sulmtaler Hendl sogar seine berühmten französische Cousine aus der nordöstlich von Lyon gelegenen Region Bresse: Zwölf Juroren waren sich einig, das Hendl aus dem Sulmtal überflügelte das Bresse-Huhn kulinarisch.

Die Geschichte der Sulmtaler Hendln reicht weit zurück, wahrscheinlich stammt es vom steirischen Landhendl und dem Altsteirerhuhn ab, die seit dem 16. Jahrhundert auf den steirischen Streuobstwiesen, Weinhügeln, Kastanien-und Mischwälder südlich von Graz bis Marburg weit verbreitet waren.

Geflügel aus der Steiermark galt vom 17. bis ins späte 19. Jahrhundert als besondere Spezialität: Der steirische Kapaun war wegen seiner Größe und der besonderen Zartheit seines wohlschmeckenden Fleisches weit über die Grenzen der Steiermark hinaus verbreitet - daher war das Sulmtaler Huhn an den europäischen Fürsten- und Kaiserhöfen auch als das „Kaiserhendl“ bekannt. Zur Krönungsfeier von Napoleon Bonaparte im Jahre 1804 wurden unter anderem 150 Kapaune und 50 Hühner vom steirischen Landesamt geordert, und auch am Wiener Hof wusste man diese steirische Geflügelrasse zu schätzen: Rund 20.000 Hühner aus der Steiermark wurden Jahr für Jahr in die Hauptstadt der Österreichisch-Ungarischen Monarchie geliefert, das Sulmtaler Huhn durfte an keiner festlichen Tafel fehlen.

Aufg'setzte Henn'

ORF/Regine Schöttl

Aber am Ende des 19. Jahrhunderts ging der Bestand dieser Rasse dramatisch zurück, da durch Kreuzungen mit Hühnerrassen aus Asien das Sulmtaler Huhn viel von seinen Qualitäten verlor.

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Aufg’setzte Henn’

Die aufg’setzte Henn’ sollte traditionell mit einem Sulmtaler Hendl zubereitet werden.

Am Beginn des 20. Jahrhunderts begann der Steirische Geflügelzuchtverein mit der erfolgreichen Rückzüchtung der „Sulmtaler“ als neues Rassehuhn. Aber in den Wirren der Weltkriege und vor allem durch den Beginn der industriellen Hühnerzucht in den 50er-Jahren ging das Sulmtaler Huhn ein zweites Mal beinahe unter. Erst 1980 besann man sich wieder auf die Qualität dieser Hühnerrasse und begann mit der Zucht von neuem. 2006 wurde das Sulmtaler Huhn zum Leitprojekt im Naturpark Südsteirisches Weinland erklärt, 2007 wurde es von Slow Food Österreich in die „Arche des Geschmacks“ aufgenommen.

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