Apothekerkammer warnt vor Online-Apotheken

Die steirische Apothekerkammer warnt einmal mehr vor gefälschten Medikamenten aus dem Internet. Aus Anlass der Zerschlagung eines Tablettenfälscherrings verlangt man jetzt die Verschärfung der rechtlichen Rahmenbedingungen.

Am Montag flog eine internationale Bande auf, die im Internet mit gefälschten Arzneimitteln einen Umsatz von drei Millionen Euro gemacht haben dürfte. Ermittler des Bundeskriminalamtes stellten 20.000 Pakete mit rund 300.000 gefälschten Arzneimitteln sicher - mehr dazu in Tablettenfälscherring aufgeflogen (wien.ORF.at)

Tabletten

APA/ Matthias Hiekel

90 bis 95 Prozent aller im Internet bestellten Medikamente sind Fälschungen

Keine Beratung

Der Handel mit gefälschten Arzneimitteln wurde bisher komplett unterschätzt und wird immer mehr zum Problem, heißt es dazu von der Apothekerkammer. Deren steirischer Präsident Gerhard Kobinger warnt davor, Medikamente im Internet zu bestellen - manchmal seien sie zwar günstiger, doch die Beratung fehle völlig, und man wisse nicht, was in dem Medikament drinnen ist.

Keine Ahnung

Die Produktionsbedingungen in diversen asiatischen Hinterhoflabors seien abenteuerlich, so Kobinger: „Es ist wahnsinnig viel gefälscht, nach einer Untersuchung 90 bis 95 Prozent aller zugeschickten, im Internet bestellten Arzneimittel sind Fälschungen. Es kann sein, dass nur der Beipacktext falsch ist, es kann sein, dass ganz etwas anderes drinnen ist, mehr Wirkstoff, weniger Wirkstoff, Verunreinigungen. Bis hin zu giftigen Substanzen wurde schon alles gefunden und aufgegriffen.“

Vor allem Potenzmittel, Schlankheitspillen, aber auch Antibiotika und Antidepressiva würden häufig im Internet bestellt - teils Medikamente also, vor deren Einnahme man dringend mit einem Arzt sprechen sollte und die in Österreich auch nur ein Arzt verschreiben darf.

Schärfere Gesetze gefordert

Die Apothekerkammer wünscht sich verschärfte gesetzliche Rahmenbedingungen. Laut der derzeitigen Rechtslage dürfen rezeptpflichtige Medikamente in Österreich überhaupt nicht bestellt werden, rezeptfreie können über Online-Apotheken aus dem EU-Raum bezogen werden. Ab Mitte 2015 werden auch österreichische Apotheken einen Online-Versand anbieten dürfen, doch davon halte er nichts, sagt Apothekerkammer-Präsident Kobinger: „Ich finde es wirklich entbehrlich, weil es ist nur, dass ich die Tür aufmache gegenüber den Arzneimittelfälschungen, und das könnten wir uns einfach ersparen.“ Nur die streng kontrollierte Abgabe von Medikamenten durch Apotheken verhindere, dass Fälschungen in Umlauf geraten, sagt Kobinger.

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