8.000 Kilometer voll Menschlichkeit

Alleine und zu Fuß hat der Grazer Techniker Thair Abud über 8.000 Kilometer von Graz bis nach Mekka zurückgelegt. Rund zehn Monate war er für seine kranke Schwester gepilgert - und hatte dabei stets das Gute im Menschen entdeckt.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 29.7.2015

„Egal wo - ich bin mit offenen Armen aufgenommen worden; ich bekam Speis’ und Trank und ein Dach über den Kopf“, erzählt Thair Abud strahlend über seinen Gang nach Mekka. Fast ein ganzes Jahr lang war der Grazer Techniker tagtäglich auf der Straße unterwegs gewesen; auf seinem rund 8.000 Kilometer langen Pilgerweg lernte er dabei ständig neue Menschen kennen - und schätzen.

Abud mit Freunden

Thair Abud

„Die schicken mich nicht in irgendein Hotel“

Obwohl Abud ohne Begleiter losgezogen war, wurde er von den Menschen auf seiner Reise dennoch nie alleingelassen: Anstatt seine Abende einsam in Hotels zu verbringen, nahmen ihn so auch immer wieder völlig Fremde bei sich zu Hause auf und teilten ihr Hab und Gut mit ihm.

Abud

Thair Abud

„Wo ich es nicht erwartet habe - im Iran - habe ich das meiste bekommen. Zum Schluss wusste ich bereits: Wenn ich irgendwo reingehe und mit irgendjemanden spreche, bekomme ich ein Abendessen und ein Dach über dem Kopf. Die schicken mich nicht in irgendein Hotel“, erinnert sich Abud dankbar zurück.

„Ich glaube definitiv an das Gute im Menschen“

Schlechte Erfahrungen machte der Grazer in all den Monaten seiner Reise kaum: „Ich war alleine, und kein einziges Mal hat man mich überfallen wollen - ich glaube definitiv an das Gute im Menschen.“ Das Böse existiere nur in der Einbildung.

Abud mit Kindern

Thair Abud

Friseurbesuche gegen die Einsamkeit

Trotz all seiner guten Erfahrungen sehnte sich der Grazer während seiner Reise nach mehr persönliche Nähe - diese fand er mindestens einmal in der Woche beim Friseur: „Der hat mir den Kopf gewaschen, mein Haar geschnitten, mich rasiert, mir die Schultern massiert. Und je südlicher ich gekommen bin, desto größer wurde der Service: Um mich rasieren zu lassen, saß ich eineinhalb Stunden beim Friseur. Da war jemand, der mich angegriffen hat - und ich fühlte mich wieder wohl.“

Abud

Thair Abud

Pilgern für die kranke Schwester

Mit seiner Reise löste Abud ein Gelübde ein: Wenn seine an Brustkrebs erkrankte Schwester wieder gesund würde, wolle er nach Mekka gehen. Auch heute kann sich der Grazer über ihren Zustand freuen: „Meiner Schwester geht es sehr gut - sie hat bereits eine Brustrekonstruktion gemacht. Es geht ihr herrlich“ - zwei Jahre ihrer insgesamt fünfjährigen Hormontherapie habe sie auch bereits erfolgreich hinter sich gebracht.

„Kann nicht mehr aufhören zu gehen“

Dennoch steht Abuds Rucksack auch heute noch rund um die Uhr bereit. Erst kürzlich ging er mit einer Hitzendorfer Pilgergruppe nach Mariazell und genoss den Weg auf den Hochschwab: „Herrlich! Es war großartig. Und es ist schön, dass die Leute mich annehmen.“

Kein Wunder, dass den Grazer immer wieder das Fernweh plagt: „Ich glaube, wer einmal gegangen ist, kann nicht mehr aufhören zu gehen. Der Rucksack ist gepackt vor der Haustür - ich brauche ihn nur aufzuschnallen.“