Kartnig-Prozess bis Oktober vertagt

Am Grazer Straflandesgericht ist am Dienstag der Prozess gegen Hannes Kartnig und sieben Mitangeklagte fortgesetzt worden - und zwar mit einem Knalleffekt: Der Prozess wurde um mehr als ein Monat vertagt.

Nach längeren Schreiduellen zwischen den Parteien beantragten die Kartnig-Anwälte am Dienstag, den Staatsanwalt wegen Befangenheit auszutauschen. Der Richter vertagte daraufhin den Prozess bis 24. Oktober.

Ein solcher Antrag muss dem Leiter der Staatsanwaltschaft, Thomas Mühlbacher, vorgelegt werden, der dann darüber entscheidet.

Hannes Kartnig

APA/Markus Leodolter

Hannes Kartnig

Situation im Gerichtssaal eskalierte

Im Laufe der Verhandlung am Dienstag eskalierte die Situation: Einer der Angeklagten, der bei einer Versicherung tätig war, mischte sich ein, ebenso Staatsanwalt Johannes Winklhofer. Der Richter lächelte milde und griff nicht ein, was sich aber in Bezug auf den Verhandlungsfortgang bitter rächen sollte.

Als Gutachter Fritz Kleiner mit seinem Vortrag beginnen wollte, stellten die Kartnig-Anwälte Richard Soyer und Michael Pacher den Antrag auf Ablehnung des Staatsanwaltes, der sich ihrer Meinung nach in der verbalen Auseinandersetzung als befangen erwiesen habe.

„Das ist meine Arbeit als Staatsanwalt.“

Staatsanwalt nicht gegen Überprüfung

Anwalt Soyer war der Meinung, dass „der Herr Staatsanwalt nicht mehr tätig sein sollte“. Winklhofer sprach sich nicht gegen eine Überprüfung durch den Leiter der Behörde aus und rechtfertigte sich nicht für seine Äußerungen: „Das ist meine Arbeit als Staatsanwalt“, meinte er lapidar.

Urteil frühestens Ende Oktober

Nun muss der Leiter der Staatsanwaltschaft entscheiden, wer in Zukunft in diesem Prozess die Anklage vertreten wird. Die Fortsetzung wird allerdings erst ab 24. Oktober erfolgen, da sich alle Beteiligten vorher auf keinen Termin einigen konnten. Mit einem Urteil wird nun frühestens am 28. Oktober gerechnet.

Die Vorwürfe: Schwerer Betrug, betrügerische Krida, grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen sowie Steuerhinterziehung.

Finanzbeamte als Zeugen geladen

Vor den Schreiduellen der Anwälte sah sich der Angeklagte Hannes Kartnig, dem schwerer Betrug, betrügerische Krida, grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen sowie Steuerhinterziehung vorgeworfen werden, erneut mit Vertretern des Finanzamtes als Zeugen konfrontiert - aus diesem Umfeld war seinerzeit verlautet worden, Kartnig habe 800.000 Euro im Casino verspielt.

Kartnig wieder einmal in Rage

Nun ging es darum, ob alle Konten und Sparbücher des Beschuldigten in die Berechnungen der Finanz eingeflossen waren. Das konnte der Finanzbeamte nicht mit Sicherheit sagen, was Kartnig wieder einmal sehr erboste: „Sie patzen mich die ganze Zeit an, sie verbreiten Schmutz über mich. Es ist eine Frechheit, was sie sich erlauben“, sagte der 59-Jährige.

Prozess läuft seit einem halben Jahr

Der Prozess läuft seit dem 10. März. Unter den gehörten Zeugen waren zahlreiche ehemalige Spielergrößen wie Ivica Vastic, Roman Mählich, Hannes Reinmayr, Gilbert Prilasnig oder auch der derzeitige Sturm-Trainer Franco Foda. Dabei ging es immer mehr oder weniger um die selbe Frage: Wer hat wie viel Schwarzgeld bekommen oder wusste etwas von Schwarzeinnahmen?

Dass sich die Ex-Spieler bei diesem Thema eher zugeknöpft zeigten, war kein Wunder - andererseits machte auch niemand ein Hehl daraus, dass Zahlungen abseits des ausgehandelten Vertrages - auch in Form von Wohn- oder Autozuschüssen - im Profifußball absolut üblich seien.

Anklage ausgedehnt

Die Prozess-Pause seit Mitte Juni wurde nur durch einen einzigen Verhandlungstag im August unterbrochen, der allerdings für Kartnig eine Überraschung brachte: Der Staatsanwalt dehnte die Anklage in Bezug auf die Steuerhinterziehung um 1,5 Mio. Euro aus - damit schuldet der Ex-Präsident laut Anklage der Finanz nun 3,2 Mio. Euro.