Metallerlöhne: Experte mahnt zur Mäßigung

Die Fronten bei den Metaller-Lohnverhandlungen sind verhärtet. Der Wirtschaftsexperte Michael Steiner zeigt Verständnis für die Forderung nach einer kräftigen Lohnerhöhung, warnt aber auch vor den Folgen von überzogenen Erhöhungen. Unterdessen gehen die Warnstreiks weiter.

Metallarbeiter beim Schweißen

dpa/Werner Baum/web

Die Metaller-Lohnverhandlungen sind diesmal besonders hart

Dass die Metaller-Lohnverhandlungen diesmal besonders hart sind, liege an der Wirtschaftssituation, so Steiner, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Uni Graz: „2011 war wirtschaftlich ein sehr gutes Jahr mit etwa drei Prozent Wachstum, das wird aber im kommenden Jahr nicht anhalten. Dadurch kommt es zu diesen harten Verhandlungen, weil einerseits die gute derzeitige Situation berücksichtigt werden soll, andererseits aber auch die Zukunft, in der dann die Löhne bezahlt werden müssen.“

Lohnzuwächse unter Wachstumsrate

Dass die Arbeitnehmer nach den mageren Krisenjahren endlich einmal eine kräftigere Lohnerhöhung wollen, ist für den Wirtschaftexperten nachvollziehbar: „Österreich ist bekannt dafür, dass Sozialpartner bei der Lohnentwicklung sehr kooperativ sind. Das war in den letzten Jahren immer wieder so, gerade von Arbeitnehmerseite wurde vorsichtig gefordert, sodass in den letzten Jahren die Lohnzuwächse eigentlich unter den Wachstumsraten geblieben sind“, erklärt Steiner.

Er warnt aber dennoch vor überzogenen Lohnerhöhungen, „weil ansonsten die Konsequenzen zu hoher Lohnzuwächse greifen. Das würde dann heißen, dass möglicherweise weniger Leute Beschäftigung finden, dass möglicherweise wieder Kurzarbeit greift, was dann wieder zu Lohneinbußen führt, bis hin zu - im ernstesten Fall - Entlassungen.“

Steiner zum Spielraum der Lohnverhandlungen

Viel mehr als drei Prozent Lohnerhöhung würde die heimische Wirtschaft nicht tragen, glaubt Steiner - außer bei den Metallern: Diese Branche sei auch 2011 sehr produktiv gewesen, da sei etwas mehr Spielraum drinnen, so der Wirtschaftsexperte.

Die Arbeitgeber bieten derzeit 3,65 Prozent Lohnerhöhung plus Einmalzahlungen, die Gewerkschafter fordern jedoch 5,5 Prozent mehr Lohn. Am Donnerstag gab es bei einigen steirischen Betrieben wie bei Magna oder Böhler Edelstahl Warnstreiks - mehr dazu in steiermark.ORF.at und news.ORF.at.

„Ein Zeichen setzen“

Weitere Betriebe folgten am Freitag: Rund 14.300 Arbeiter und Angestellte traten in einen befristeten Streik, der um Mitternacht enden soll. Betroffen sind u.a. die Andritz AG in Graz und Weiz, die Pewag, die Austria Draht in Bruck/Mur, die VA Erzberg in Eisenerz oder auch die beiden VA Divisionen Stahl bzw. Schienen in Donawitz - hier hat sich Julian Paschinger unter den Arbeitern umgehört - sie wollen „ein Zeichen setzen“:

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Man sei zu jeder Zeit verhandlungsbereit, auch am Wochenende, aber man wolle Resultate auf dem Tisch, so ÖGB-Sprecher Günther Gruber. Ab Montag könnten die Beschäftigten der Betriebe in einen unbefristeten Streik treten.

Gruppe von Metallern beim Streik mit Transparent "Höhere Löhne auch für uns"

APA / Herbert Pfarrhofer

„Signal für die Stärke der Arbeiterschaft“

„Der Streik ist ein Signal für die Stärke der Arbeiterschaft“, so Peter Scherz (GLB), Mitglied des Streikkomitees bei Magna-Steyr in Graz. „Die Stimmung der Belegschaft ist kämpferisch, wie man das nach Jahrzehnten ohne Streik in der Metallindustrie nicht unbedingt annehmen müsste. Die Leute sind sich bewusst, dass die Forderung nach einer ordentlichen Lohnerhöhung gerecht ist.“

Die Metallindustrie ist traditionell in der Steiermark einer der wichtigsten Industriezweige und einer der größten Arbeitgeber: Rund 42.000 Beschäftigte arbeiten in rund 500 Firmen.