Missbrauch: Klasnic für staatliche Anlaufstelle

Als Leiterin der Opferschutzkommission für kirchliche Missbrauchsfälle fordert Waltraud Klasnic eine staatliche Anlaufstelle. Diese müsse sich für alle Opfer zuständig fühlen, egal in welchem Umfeld sie sexuelle Gewalt erfahren hätten.

Klasnic erwartet sich, dass der Bund eine übergeordnete Anlaufstelle für jene Opfer einrichtet, die sich bisher noch nirgends gemeldet haben: „Missbrauch und Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Thema. Da kann man sich nicht verschließen. Und diesem Thema hat sich die öffentliche Hand zu stellen. Die Kirche war einen großen Schritt voraus, der Staat ist herzlichst eingeladen, den nächsten Schritt zu gehen“, so Klasnic.

Eine Telefonnummer für alle Opfer

Wichtig sei, dass es künftig eine Telefonnummer für Opfer aus ganz Österreich gibt, und dass eine anerkannte Persönlichkeit an der Spitze der zentralen Anlaufstelle steht, sagt Klasnic. Man könnte diese Anlaufstelle etwa in der Volksanwaltschaft im Bundeskanzleramt oder im Familienministerium ansiedeln.

Klasnic-Kommission

APA/Herbert Neubauer

Sitzung der Opferschutzkommission

Kommission fordert klare Zuständigkeit

Ulla Konrad, Klasnic-Kommissionsmitglied und Präsidentin des Psychologenverbandes meint zur derzeitigen Situation: „Es kann nicht sein, dass die Leute in den Ländern eine Ansprechperson haben, im Bund eine haben und in der Kirche, sondern hier muss es eine klare Zuständigkeit geben, und ich glaube, da sind alle aufgefordert nachzudenken, dass es eine einheitliche Struktur gibt. Es gibt auch Betroffene, die sind vom Säuglingsheim weitergekommen in eine kirchliche Einrichtung, vielleicht in eine Landeseinrichtung.“

Anti-Missbrauchsschulungen

Die Erfahrung der Kommission mit den mittlerweile 1.058 kirchlichen Opfern, die sich an die Klasnic-Kommission gewandt haben, zeige, dass es vielen Opfern schlecht gehe. Auf die Frage, warum sie nicht schon vor eineinhalb Jahren eine staatliche Kommission forderte, sagt Klasnic, ihre Kommissionsmitglieder hätten das damals getan, in Absprache mit ihr, insbesondere Kurt Scholz. Der fordert nun auch Anti-Missbrauchs-Schulungen für alle, die mit Kindern arbeiten – in Schulen, in der Justiz und in Sportvereinen etwa. Scholz wünscht sich auch vom Bund Förderungen für Selbsthilfegruppen von Missbrauchs- und Gewaltopfern.

Konkrete Gespräche geplant

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) unterstützen die Forderung Klasnics. In einer gemeinsamen Pressekonferenz teilten die Minister am Donnerstag mit, dass es schon in den nächsten Tagen konkrete Gespräche dazu geben werde. Die beiden Minister schätzen, dass man sich bereits innerhalb der kommenden zwei Wochen mit den Ländern und anderen Organisationen einigen werde.

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