Tourengeher-Aktion: Hilferuf kam zu spät

Der Leiter der steirischen Bergrettung kritisiert die Aktion der beiden Wiener Tourengeher vom Wochenende: Es sei eine zu ausgedehnte Tour mit mangelnder Ausrüstung gewesen; vor allem der Hilferuf sei zu spät erfolgt.

Schneealpe

ORF

Auf der Schneealm hatte es Temperaturen um die minus 25 Grad

Diesen Einsatz werden Bergretter und Alpinpolizei nicht so schnell vergessen. Die beiden Wiener Tourengeher und vier Bergretter befinden sich nach wie vor im Krankenhaus; sie erlitten Erfrierungen zweiten und dritten Grades – mehr dazu in Zwölf Verletzte bei Tourengeher-Suche.

Grenzwertiger Einsatz

Gefährliche Situationen würden die Retter immer wieder erleben, sagt der Leiter der steirischen Bergrettung, Fritz Seidl, „nur passieren tut Gott sei Dank selten etwas, oder dass von uns eben Personen zu Schaden kommen. Jetzt waren einfach die Wettersituation und die Temperaturen und der Sturm schuld daran, dass es wirklich von der Seite so extrem war. Es ist um viel gegangen, und da geht man eben an die Grenze und manchmal eben ein bisschen darüber hinaus.“

Seidl: Hilferuf hätte früher passieren müssen

Unter Einsatz ihres Lebens brachten die Bergretter die Alpinisten in Sicherheit. Alle waren nach der stundenlangen Hilfsaktion erschöpft. Der Hilferuf der beiden Tourengeher hätte zwei bis drei Stunden früher kommen müssen, sagt Seidl: „Wenn ich in Not bin, dann ist rechtzeitig Hilfe holen wirklich immer vernünftiger, als wie zu warten bis es überhaupt nicht mehr geht.“

Keine Garantie für Rettung

Grundsätzlich können sich Alpinisten darauf verlassen, gerettet zu werden, betont Seidl, eine Garantie gebe es aber nicht; in Extremfällen gehe die Sicherheit der Bergretter vor. Fritz Seidl rät davon ab, bei tiefen Minusgraden und starkem Wind Touren auf Berggipfel zu unternehmen.

Diese Aktion sei noch einmal glimpflich ausgegangen: „Wenn auch was passiert ist, wenn auch Erfrierungen davongetragen werden, ist jeder zu einem gewissen Grad glücklich, dass er jemanden hat helfen können. Und ich glaube die zwei Verunfallten, denen wird es auch sehr wohl bewusst sein, was für sie gemacht wurde.“

Die beiden Tourengeher wurden von der Alpinpolizei angezeigt - das sei Pflicht, sobald Menschen verletzt werden. Die Staatsanwaltschaft Leoben muss dann prüfen, ob die Wiener auch wegen fahrlässiger Gemeingefährdung tatsächlich angeklagt werden.