Prozess: Zeugen gegen rechte Schlägertruppe

Der Prozess gegen acht Männer aus der rechten Szene ist am Donnerstag im Grazer Straflandesgericht mit der Anhörung von ersten Zeugen fortgesetzt worden. Ein Zeuge bestätigte „Heil Hitler“-Rufe und einschlägige Liedtexte.

In dem Verfahren geht es konkret um zwei Vorfälle - einen in einem Lokal und einen bei einer öffentlichen Übertragung der Fußball-WM, jeweils im Jahr 2010. Die acht Männer sollen zwei Personen schwer verletzt haben, indem sie sie zusammengeschlagen und ins Gesicht getreten hatten. Auslöser für die Zusammenstöße waren laut Staatsanwaltschaft in beiden Fällen rechte Gesinnungsäußerungen.

Bei den ersten Verhandlungstagen hatten sich die Angeklagten wortkarg gegeben und wollten entweder gar nicht vor Ort gewesen sein oder zumindest nicht mitgewirkt haben - mehr dazu in Prozess gegen Schläger aus rechter Szene fortgesetzt (14.3.2012).

Verängstigter Zeuge mit wenig Erinnerung

Der erste Zeuge - bei ihm wurden die Angeklagten aus dem Saal geführt - sagte am Donnerstag aus, dass er aus einem anderen Staat komme und seit der Schlägerei in dem Lokal wieder mit Misstrauen gegenüber Menschen zu kämpfen habe: „Ich komme aus einem Kriegsgebiet und bin Student in Österreich. Ich habe schwer Vertrauen zu Menschen gefunden, hätte es aber nicht für möglich gehalten, was ich dann in dem Lokal erlebt habe. Seither ist wieder alles anders. Ich habe auch in Deutschland gelebt und hatte dort nie Probleme mit Nazis.“ Da der Vorfall schon zwei Jahre her sei, konnte er sich aber an Details nicht mit Sicherheit erinnern.

Kellner erinnert sich genau

Als der Kellner des Lokals, der damals schlichtend dazwischen gegangen war, als Zeuge aufgerufen wurde, kamen die Angeklagten wieder in den Saal. Der Angestellte trat im Gegensatz zum Studenten resolut auf und schaute interessiert in die Runde der Beschuldigten: „Ich hatte schon, als sie ins Lokal gekommen waren, den Eindruck einer einheitlichen Truppe - streng gescheiteltes Haar, gewachst. Sie machten auf mich einen rechten, wenn nicht extrem rechten Eindruck“, schilderte der Kellner. Später seien die Sessel geflogen - „wie bei Bud Spencer und Terence Hill“.

Männer mit Hakenkreuz und besonderer Brutalität

Während einer der Gäste, der seinen Geburtstag in dem Lokal feierte, schon blutüberströmt am Boden lag, habe der Kellner einen Sessel „übergezogen“ bekommen, dann habe er zwei der Schläger - einer mit „lieben Bubengesicht“ - vor die Tür gedrängt. Erst danach erkannte er unter den Hemden der Schläger ein „Hakenkreuz-Symbol“ auf deren T-Shirts. „Die Brutalität der Rauferei hat mich erschreckt. Das war keine normale Wirtshausschlägerei“, so der Angestellte.

Mit Bestimmtheit konnte ein weiterer Zeuge von dem Vorfall berichten: „Sie haben sich schon davor mit ‚Heil HC‘, ‚Heil Strache‘ und ‚Heil Hitler‘ zugeprostet, dann flogen Bierdeckel in unsere Richtung. Vor der Rauferei haben sie ‚Die Fahne hoch - die Reihen fest geschlossen‘ gesungen“, wusste der Geschichte-Doktorand mit Sicherheit vor Gericht zu bezeugen.

Die Verhandlung wird am Freitag mit weiteren Zeugen fortgesetzt.