Listerien-Quargel mitverantwortlich für Tote

Über zwei Jahre nach dem Skandal rund um einen mit Listerien verseuchten Quargel aus Hartberg laufen die Ermittlungen immer noch. Ein medizinisches Gutachten stellte nun eine Mitverantwortung für den Tod von sieben Personen fest.

Acht Menschen in Österreich und Deutschland waren Anfang 2010 gestorben, nachdem sie den Quargel des Hartberger Käseherstellers Prolactal konsumiert hatten. Seither ermittelt die Staatsanwaltschaft und in deren Auftrag das Landeskriminalamt gegen Hersteller, Mitarbeiter und Behörden.

Listeriose zumindest mitverantwortlich für den Tod

Ein medizinisches Gutachten stellte nun fest, dass bei sieben Personen die Listeriose zumindest mitverantwortlich für ihren Tod war. Damit sei die Voraussetzung für eine Anklage wegen fahrlässiger Gemeingefährdung mit Todesfolge bereits gegeben, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher am Mittwoch.

Schon vor dem abschließenden Gutachten haben Sachverständige Mängel im Qualitätsmanagement der Firma und nicht rechtzeitig getroffene Maßnahmen zur Behebung des Problems festgestellt - insbesondere bei der Prüfung des Mindesthaltbarkeitsdatums der zu verarbeitenden Rohstoffe. Außerdem seien Probeziehungen nicht ordnungsgemäß erfolgt und ein Produktionsstopp sowie die Rückholung des verunreinigten Käses nicht rechtzeitig veranlasst worden. Auch seien die Verantwortlichen „offensichtlich von einer falschen Toleranzgrenze“ ausgegangen, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft.

Ermittlungen bis Sommer abgeschlossen

Bevor über eine Anklage entschieden werde, müsse aber noch geprüft werden, ob Organen der Landessanitätsdirektion Steiermark möglicherweise Fehler bei der Kontrolle des Betriebs unterlaufen seien, so Bacher. Nicht erhärtet habe sich der Verdacht gegen Organe des Bundesministeriums für Gesundheit. Weiterhin verdächtigt werden aber fünf Mitarbeiter des oststeirischen Käseerzeugers. Im Sommer 2012 sollen diese Ermittlungen abgeschlossen sein.

Während das Strafverfahren gegen Prolactal in Österreich im Finale ist, wurden die Ermittlungen in Deutschland nach einer Anzeige der Organisation Foodwatch gegen das Unternehmen bereits im März 2011 eingestellt. Beim Standort von Prolactal in Hartberg blieb nach dem Skandal kein Stein auf dem anderen: Die Quargelproduktion wurde gänzlich eingestellt, das Werk konnte nur mit Mühe vor der kompletten Schließung gerettet werden.