Neckermann-Pleite: 300 bangen um Job

Der deutsche Versandhändler Neckermann ist pleite. In seiner Grazer Niederlassung sind 300 Mitarbeiter beschäftigt - hier habe man mit der Pleite gerechnet: Man sei geschockt, aber nicht ohne Hoffnung, heißt es.

Das Geschäft des deutschen Traditionsunternehmens wackelte schon seit einigen Jahren, jetzt steht der Online-Versandhändler - konkret die Neckermann Logistik und Neckermann.de - vor dem Aus - am Donnerstag wurde der Insolvenzantrag bestätigt. Neckermann-Eigentümer, der US-Finanzinvestor Sun Capital, drehte den Geldhahn zu und stellte klar, dass es keine weiteren Mittel für die Finanzierung gebe.

Neckermann

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Neckermann-Eigentümer Sun Capital drehte den Geldhahn zu

In Deutschland bangen nun 2.400 Mitarbeiter um Jobs und Zukunft, in Graz sind es rund 300. Sie traf die Insolvenz der deutschen Mutter nicht ganz unvorbereitet - sie hätten damit gerechnet, sagt Betriebsratsvorsitzender Siegfried Schlein.

„Könnten selbstständig weitermachen“

Man sei zwar geschockt, aber nicht ohne Hoffnung: „Der Schock ist natürlich groß, aber wir könnten wahrscheinlich allein auch weiterbestehen. Wir können selbst zukaufen, wir müssen nur schauen, dass wir die Waren von den Lieferanten bekommen. Wenn die Leitung von heute auf morgen gekappt wird, könnten wir selbstständig weiterarbeiten - wie es mit der Finanzierung aussieht, das ist die große Frage“, so Schlein.

Im Moment aber hängen die steirischen Neckermann-Mitarbeiter in der Luft, sagt Walter Christian, zuständig für den Bereich Handel in der Gewerkschaft der Privatangestellten: „Menschlich ist jetzt natürlich die Situation für die Mitarbeiter besonders schwer, im Ungewissen zu sein, was passiert. In der Regel dauert das eine Woche, bis ich herausstellt, wie es weitergeht, und wenn es heißt, dass es abhängig ist von Deutschland, und das es so nicht geht, dann wird man versuchen, in Österreich einen Käufer zu finden, der das Unternehmen vielleicht fortführt.“

Neckermann-Zentrale gibt sich zugeknöpft

Derzeit gebe es nichts Konkretes, heißt es gegenüber dem ORF Steiermark auch aus der deutschen Firmenzentrale unter Berufung auf das laufende Verfahren. Neckermann setzte zuletzt verstärkt auf den Internethandel, mit Österreich nach Deutschland als wichtigstem Markt der Gruppe. Die Niederlassung in Graz gibt es unter dem Namen Neckermann seit 1997.

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