Sommer werden immer unwetterreicher

Unwetter mit Starkregen, Hagel und Muren haben in der Steiermark in den letzten Wochen einen Millionenschaden angerichtet. Durch die globale Erwärmung sind Unwettersommer wie heuer laut Experten auch in den kommenden Jahren möglich.

Erst am Wochenende gingen vor allem im Bezirk Murau wieder schwere Unwetter nieder. Muren blockierten Straßen, auf dem Kreischberg fiel ein Baum auf die Seilbahn, 36 Personen mussten zwei Stunden in den Gondeln ausharren – mehr dazu in Gondel steckte fest: 36 Passagiere unverletzt. Besonders schwer traf es die Bewohner im Paltental. Eine Mure zog dort eine Spur der Verwüstung – mehr dazu in Wieder Verwüstung nach Unwetter (21.7.2012). Begonnen hatte der Unwettersommer Anfang Juli. Im Murtal wurde in vier Gemeinden Katastrophenalarm ausgerufen – mehr dazu in Murtal: Unwetter zogen Spur der Verwüstung (3.7.2012).

Unwetter

APA/Markus Leodolter

In St. Lorenzen im Paltental dauern die Aufräumarbeiten noch an

Feucht-schwüle Luft entlädt sich über Steiermark

Die Frage, die sich nicht nur die Betroffenen nach den schweren Unwettern der letzten Wochen stellen, ist sicher: Warum trifft es die Steiermark heuer so hart? Generell ist die Steiermark das gewitterreichste Bundesland Österreichs. Bestimmte Strömungen lösen diese Unwetter aus, erklärt Alexander Podesser, der Leiter der Zentralanstalt für Meteorologie in Graz: „In einem normalen Sommer haben wir Hochdrucklagen. Da gibt es dann Hitzegewitter, die eher lokal und vereinzelt auftreten. Heuer war es so, dass wir aus Südwesten permanent feucht-schwüle Luft zugeführt bekommen haben. Die hat sich bevorzugt in der Steiermark mit Gewittern, Starkregen, Hagel und so weiter entladen.“

Heuer habe sich die Adria besonders stark erwärmt, auf bis zu 28 Grad Wassertemperatur in den küstennahen Bereichen. Dieses Wasser verdampft und steigt in die Atmosphäre auf. Dann zieht diese wasserangereicherte Luft in Richtung Norden, bleibt im Gebirge hängen und entlädt sich mit Starkregen und auch Hagel. Die Steiermark mit ihrer Topographie ist hier also quasi „im Weg“. Genauso betroffen sind auch die alpinen Regionen in Kärnten.

Neigung zu Extremen nimmt zu

Durch die globale Erwärmung könnten die kommenden Sommer zunehmend unwetterreich werden. Denn mit den höheren Lufttemperaturen steigen wahrscheinlich auch die Meerestemperaturen, und dann kommt wieder feuchte Luft von der Adria in die Steiermark und entlädt sich. Das bestätigt auch Gottfried Kirchengast vom Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel in Graz: „Wenn wir dieses neue Klima- und Wetterwissen und die Datenauswertung zusammennehmen, dann sehen wir sehr deutlich, dass die Neigung zu solchen Extremen zugenommen hat, und es wird auch in Zukunft noch stärker zunehmen."

Die Überflutungen und Murenabgänge in der Obersteiermark sind kein Einzelfall: Bereits sieben schwere Umweltkatastrophen suchten die Steiermark seit dem Jahre 2003 heim, etwa die Hochwasserfälle in den letzten drei Jahren und die Stürme „Paula“ und „Emma“, die 2008 über die Steiermark hinwegfegten, sowie die Schneekatastrophe im Winter 2006 in Mariazell - mehr dazu in Steiermark von Katastrophen gebeutelt (26.7.2012) und „Brennpunkt“- on Demand.

Links: