Nahrungsmittelallergien bei Kindern steigen
Immer mehr Kinder im Schulalter leiden unter Allergien, immer mehr auch unter Nahrungsmittelallergien. Die Ärzte sprechen bereits von Zuständen in epidemischem Ausmaß. In zehn Jahren hat sich die Zahl der Nahrungsmittelallergien bei Kindern verdoppelt. Die Hauptgründe: viele Umwelteinflüsse, weniger Infektionskrankheiten, dafür aber immer mehr Eltern, die selbst allergisch sind.
APA/Jagadeesh Nv
Erdnuss-Allergen ist Hitlistenführer
Die größten Feinde der jungen Nahrungsmittelallergiker sind Kuhmilch, Hühnereier, Getreide und Nüsse. Bei den Nüssen sei die Erdnuss neuerdings ganz vorne dabei, sagte Kinderärztin Eva-Maria Varga von der Universitätskinderklinik Graz. „Das ist ein Allergen, das man früher nur aus den USA gekannt hat, aber inzwischen ist das Erdnuss-Allergen Hitlistenführer der Nahrungsmittelallergene bei Kindern und Jugendlichen“, so Varga.
Allergieschub zum Schulstart
Vor allem rund um den Schulstart sei ein Allergieschub keine Seltenheit, so Varga weiter. „In den Ferien kommen viele Kinder damit gut zurecht, aber in der Schulzeit - überdies auch Pollenzeit - sind sie oft unkonzentriert und müde und müssen Medikamente einnehmen, um dem Unterricht folgen zu können.“
Keine Allergologen
Der Weg müsse zum spezialisierten Kinderarzt führen, denn in Österreich gebe es noch keine Fachärzte für Allergologie - so Kinderärztin Varga
Schon erste Symptome beachten
Nahrungsmittelallergien können lebensbedrohlich sein, im schlimmsten Fall zu einem allergischen Schock führen - daher sollten Eltern Symptome wie Juckreiz, Müdigkeit und Übelkeit ernst nehmen, betonte Varga. Auch sollten sie einen spezialisierten Kinderarzt aufsuchen, denn Fachärzte für Allergien gebe es hierzulande nicht.
„Allergiemarsch“
Bleibt die Allergie unentdeckt, setze das ein, was Mediziner den „Allergiemarsch“ nennen, sagte die Kinderärztin: „Am Anfang ist ein Organ betroffen. Sehr oft ist es der Magen-Darm-Trakt. Aber Kinder, die schon sehr früh in ihrem Leben Neurodermitis mit Nahrungsmittelallergie zeigen, haben ein sehr hohes Risiko, später die Allergien auszuweiten.“
Lebensqualität schlecht
Allergien beeinträchtigen die Lebensqualität massiv. „Bei Neurodermitis hat man die schlechteste Lebensqualität überhaupt - Kinder wie Eltern. Bei Nahrungsmittelallergien weiß man, dass diese Kinder eine Lebensqualität haben, die sogar schlechter ist als jene von Diabetikern. Diese Kinder müssen immer dem Allergen ausweichen, das ist enorm schwierig“, sagte Varga.