Übergewicht: Magenverkleinerungen boomen

200 Experten aus ganz Österreich diskutieren dieser Tage im Schloss Seggau zum Thema Fettleibigkeit. Die Zahlen sind alarmierend: 40 Prozent der Österreicher sind zu dick. Die Magenverkleinerung bei Übergewichtigen boomt.

40 Prozent der Österreicher sind übergewichtig - zu diesem Ergebnis kommt der am Freitag veröffentlichte Ernährungsbericht 2012. Ursache sind falsche Ernährung und zu wenig Bewegung - mehr dazu in 40 Prozent der Österreicher zu dick (news.ORF.at).

Hilfe zur Selbsthilfe

In Österreich gibt es über 25 Adipositas-Selbsthilfegruppen, die Hilfesuchenden die Möglichkeit geben wollen, sich rund um den Bereich Adipositas mit anderen Betroffenen auszutauschen und zu informieren.

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Bewegung hilft

Die Experten sind sich einig, dass der erste Schritt mehr Bewegung sein soll: „Jemand, der sich ausgiebig bewegt hat, ist eigentlich nicht hungrig, sondern eher satt und reduziert in der nächsten Zeit die Kalorienzufuhr automatisch ein bisschen, und das ist natürlich etwas, das im Kopf passiert“, sagt der Internist Thomas Wascher.

Es ist nie zu spät

Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist es auch nie zu spät, um mit Sport zu beginnen: „Selbst wenn man sein ganzes Leben ein Couch-Potatoe war: Wenn man beginnt, sich zu bewegen, etwa im 50. Lebensjahr, darf man damit rechnen, das man fünf Jahre später alles, was man versäumt hat an Bewegung und Gesundheitsnutzen, wieder aufgeholt hat“, so Wascher.

Immer mehr übergewichtige Menschen gehen aber auch einen anderen Weg: Derzeit werden in Österreich pro Jahr etwa 2.700 Magenverkleinerungen vorgenommen - das sind mehr als doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren.

Drei unterschiedliche Eingriffe

Genau genommen handelt es sich um drei unterschiedliche Eingriffe: Es gibt das Magenband, das den Magen verkleinert, den Magenbypass - also eine Magenumleitungsoperation - und den Schlauchmagen, bei dem der größere Teil des Magens entfernt wird. Durch alle drei Eingriffe wird das Volumen des Magens verkleinert; der krankhaft übergewichtige Patient wird dadurch mit kleineren Nahrungsmengen satt und nimmt ab.

Übergewichtige Frau

dpa/Waltraud Grubitzsch

Ab einem Body-Mass-Index von 40 ist eine herkömmliche Therapie für Übergewichtige nicht mehr zielführend, sagen die Experten

„Attraktivere“ Operationstechniken

Angewendet werden die Magenverkleinerungen bei extrem übergewichtigen Patienten. Den enormen Anstieg der Operationszahlen erklärt sich der Chirurg Gerhard Prager mit der fortgeschrittenen Operationstechnik: „Es ist so, dass die Eingriffe heute in minimalinvasiver Technik durchgeführt werden und so für die Patienten sehr attraktiv sind."

Experten für qualifizierte Zentren

Hermann Toplak von der Grazer Universitätsklinik für Innere Medizin und Präsident der Österreichischen Adipositas Gesellschaft gibt aber zu bedenken, dass die Qualität der OPs trotz der gestiegenen Anzahl nicht leiden darf: „Wofür ich mich ausdrücklich ausspreche, ist, dass es dafür qualifizierte Zentren geben soll, weil die Qualität der OP hängt mit der Zahl der Operationen zusammen, die die Chirurgen pro Jahr durchführen. Je mehr Operationen von einem Chirurgen an einem Zentrum durchgeführt werden, desto weniger ist mit Komplikationen zu rechnen.“

Nachsorgepatient auf Lebenszeit

Eine weitere Herausforderung ist die Nachsorge dieser Patienten: Wer einen chirurgischen Eingriff zur Magenverkleinerung hinter sich hat, bleibt für den Rest seines Lebens Nachsorgepatient. Aufgrund der steigenden Anzahl können die Spitalsambulanzen allein die Nachsorge in Zukunft nicht mehr schaffen.

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