Pädophiler arbeitete als Kinderanimateur

Ein Deutscher, der nach seiner Verurteilung wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs aus seiner Heimat geflüchtet war, ist nun in der Steiermark festgenommen worden: Der Mann arbeitete seit acht Wochen in einem Thermenhotel in Bad Waltersdorf als Kinderanimateur.

Der 48-Jährige war vom Landesgericht Itzehoe in Schleswig-Holstein seit April 2012 per Europäischem Haftbefehl gesucht worden. Der gebürtige Hamburger wurde damals wegen schwerem sexuellen Kindesmissbrauches rechtskräftig zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Durch ganz Europa geflüchtet

Nach dem Urteil flüchtete der Beschuldigte von Deutschland nach Spanien, dann über Österreich nach Italien und schließlich wieder zurück nach Österreich - in Bad Waltersdorf im Bezirk Hartberg konnte er nun festgenommen werden.

Lebte in Wohnwagen

Seit Anfang September arbeitete der 48-Jährige - der unangemeldet auf einem Campingplatz in einem Wohnwagen lebte - in einem Waltersdorfer Thermenhotel als Kinderanimateur und war laut Geschäftsführung ein „Top-Mann“.

Hände samt Handschellen

dpa/Boris Roessler

Der 48-Jährige wurde in Deutschland zu 30 Monaten Haft verurteilt

„Nicht auffällig“

Er sei nicht auffällig gewesen, und es lagen auch keine verdächtigen Beobachtungen oder Meldungen von Gästen vor; umso überraschender sei dann der Zugriff des Bundeskriminalamts, das in Zusammenarbeit mit der Polizei aus Kiel den Aufenthalt des Deutschen ausforschen konnte, am Donnerstag gewesen. Die zivilen Beamten stellten den 48-Jährigen an seinem Arbeitsplatz und nahmen ihn mit; innerhalb einer halben Stunde und ohne großes Aufsehen sei die Aktion in der Therme auch wieder vorbei gewesen, so die Hotelleitung.

Auch seitens des Bundeskriminalamts konnten keine Übergriffe oder Beschwerdefälle ermittelt werden, bestätigt auch dessen Sprecher Mario Hejl: „Die ersten Ermittlungen unserer Beamten haben ergeben, dass der Mann zwar in einem Kinderhotel gearbeitet hat, es aber bis dato keine Übergriffe oder ähnliches gab, es gab auch keine Beschwerden gegen den Mann. Unsere Ermittlungen haben ergeben, dass gegen den Mann hier in Österreich nichts vorliegt.“

Niemand wusste von Verurteilung

Bei der Bewerbung im Thermenhotel hatte der Hamburger zwar seinen richtigen Namen, jedoch ein falsches Geburtsdatum verwendet: Er gab sich zehn Jahre jünger aus und legte auch diverse Zeugnisse früherer Arbeitgeber vor - aus diesen sei laut Hotelleitung hervorgegangen, dass er die vergangenen fünf Jahre als Animateur gearbeitet habe.

Von seiner Verurteilung in Deutschland habe niemand gewusst, so der Thermenhotel-Geschäftsführer: „Er war Rettungsschwimmer, er war Schwimmtrainer, er hatte eine plausible Ausbildung und zu keinem Zeitpunkt konnten wir ahnen, dass da eine Verurteilung in diesem Sinne vorliegt.“

Nach der Einvernahme wurde der Deutsche in die Justizanstalt Graz-Jakomini in Auslieferungshaft gebracht.