Neunjährige misshandelt: Wieder Kritik an Jugendamt

Nach den sexuellen Übergriffen in einem städtischen Jugendheim gibt es nun neue Vorwürfe gegen das Jugendamt der Stadt Graz: Ein neunjähriges Mädchen soll jahrelang von seiner Mutter misshandelt worden sein. Das Jugendamt soll von dem Fall gewusst haben.

Laut einem Bericht der „Kleinen Zeitung“ warfen Polizisten in einer Beschwerde an die Amtsleiterin sowie an Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) Mitarbeitern des Jugendamts „Untätigkeit“ vor.

Neunjährige berichtete von Misshandlungen

Ausgangspunkt war ein Polizeieinsatz am vergangenen Samstag, als zwei Beamte in einer Wohnung einer 29-Jährigen auf Anzeichen von Verwahrlosung und Gewalt stießen, die neunjährige Tochter berichtete von Misshandlungen. Als sich die Polizisten an das Jugendamt wandten, wurden sie weiter an die Landesnervenklinik Sigmund Freud verwiesen - in die dortige Kinder- und Jugendpsychiatrie wurde das Kind dann auch nach kurzem Aufenthalt in der Kinderklinik des LKH gebracht; ihre Schwester verblieb bei der Mutter.

Jugendamt weist Vorwürfe zurück

Seitens des Jugendamtes wurden gegenüber der Zeitung die Vorwürfe zurückgewiesen, ebenso wie die Behauptung, dass das Kind wiederholt wegen Brüchen behandelt worden sei; eine Anzeige gegen die Mutter, die angeblich in psychiatrischer Behandlung ist, sei im Vorjahr zurückgelegt worden.

Das Amt habe bereits im Juli 2012 die Entziehung der Obsorge für beide Kinder beantragt, allerdings nach sieben Monaten einen abschlägigen Bescheid vom Gericht erhalten - die Entscheidung habe sich auf einen Sachverständigen gestützt, heißt es.

Polizei sucht „bilaterales Gespräch“

Der von Vizebürgermeisterin Martina Schröck (SPÖ) geäußerte Vorwurf, die Polizisten hätten den Dienstweg nicht eingehalten, wird von Landespolizeidirektor Josef Klamminger zurechtgerückt: „Das ist nicht das Problem, man sollte sich nicht auf Formalismen versteifen.“ Es sei nichts dagegen zu sagen, wenn Missstände aufgezeigt würden; insgesamt sei die Zusammenarbeit mit dem Grazer Jugendamt ausgezeichnet, und man werde im konkreten Fall ein „bilaterales Gespräch“ suchen.

Das Grazer Jugendamt war erst Anfang März mit Vorwürfen konfrontiert gewesen, als schwere sexuelle Übergriffe in einer städtischen Jugend-WG bekannt wurden. Auch hier war das Amt über Vorkommnisse schon länger informiert, allerdings nicht von der Schwere der Übergriffe, die von den eingeschüchterten Opfern verschwiegen wurde - mehr dazu in Heimmissbrauch: Behörden prüfen System (8.3.2013).

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