Hochwasser: „Reis-“ statt Getreidefelder

Das Hochwasser hat im obersteirischen Ennstal rund 2.000 Hektar Agrarflächen von rund 500 landwirtschaftlichen Betrieben teils schwer geschädigt. Der Schaden wird auf rund eine Million Euro geschätzt.

Blumenwiesen haben sich in Geröllhalden verwandelt, die jungen Maiskulturen ähneln eher Reisfeldern. Das Wasser, das in den vergangenen Tagen gleichzeitig von oben und aus Bach- und Flussläufen kam, ist noch nicht versickert. Vögel nutzen die Gunst der Stunde und nehmen ein Bad in einem seichten See, der ursprünglich Acker sein sollte.

Acker steht unter Wasser

Landwirtschaftskammer Steiermark

Eine Million Euro Schaden

Dennoch ist das obersteirische Ennstal im Vergleich zu den Hochwasserschäden in anderen Bundesländern „mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagt Landwirt Markus Huber aus Wörschach beim Lokalaugenschein am Donnerstag. Der Schaden für die Bauernschaft sei trotzdem ein „harter Brocken“. Die Landwirtschaftskammer beziffert ihn mit rund einer Million Euro.

Huber stapft zum „Seeufer“ und begutachtet die Saat. Ob sich davon noch eine Ernte einfahren lässt? Huber musste ebenso wie andere Landwirte am Wochenende hilflos zusehen, wie die Enns zwischen den Gemeinden Pichl-Preunegg und Admont über die Ufer trat und die nahe liegenden Anbaugebiete unter Wasser setzte. Besonders betroffen sind hier Grünland und Silomais als wichtigste Futtergrundlage für die Milch- und Rinderbauern. Das Gras auf den verschlammten Wiesen taugt nicht mehr als Futter, muss stattdessen kompostiert werden.

Verschlammtes Blatt

Landwirtschaftskammer Steiermark

Das Grünfutter kann nur noch kompostiert werden.

Felder sind nicht zu bewirtschaften

Wochen, wenn nicht Monate werden vergehen, bis die Felder wieder bewirtschaftet oder abgeerntet werden können. Besonders schwer erwischt habe es jene, die noch nicht ihre erste Mahd hinter sich hatten. Diese sei laut Landwirtschaftskammer Steiermark die ergiebigste.

Obwohl die Überflutungen nicht an das Ausmaß jener aus dem Jahr 2002 herankommen, der Schaden dürfte sogar noch höher liegen als vor 11 Jahren. Denn damals kam das Wasser erst im August, damals war bereits Ernte eingefahren, der Mais war höher und damit auch robuster.

Vierter Hochwasserschaden

Mit einem bis zu fünfstelligen Schaden müssen die Landwirte jeweils rechnen, wenn Futter zugekauft werden muss. „Passiert so ein Hochwasser einmal in zehn Jahren, dann hat man eben Pech gehabt, aber wir waren erst 2002, 2009 und 2012 sogar zwei Mal betroffen. Und heuer ist das Jahr noch jung“, ist Hubert Kapp aus Aigen besorgt.

Laut Landwirtschaftskammerpräsident Gerhard Wlodkowski fiel in der Region in nur drei Tagen so viel Niederschlag wie normal in einem ganzen Monat - nämlich 130 bis 150 Liter pro Quadratmeter. In Johnsbach fiel sogar Schnee, dessen Last die Heuernte zunichtemachte. Hilfe für die Bauern aus dem Katastrophenfonds müsse es geben, denn oftmals seien Existenzen gefährdet.

Schäden penibel dokumentieren

Die Landwirtschaftskammer ruft die betroffenen Betriebe auf, die Schäden an den Fluren und durch Schneedruck mittels Privatschadensausweis (Katastrophenfonds) zu melden. Die Geschädigten sollten Fotos und etwaige Rechnungen, sowie Aufstellungen der eigenen Arbeitsleistung für den Termin mit dem Sachverständigen bereithalten. Die Dokumentation der Schäden sei besonders wichtig, heißt es.

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