Entführte Kinder: Wiedersehen in Paraguay

Neun Jahre nach der Entführung durch ihren Grazer Vater hat Georgine Ehmann ihre beiden Kinder in Paraguay nun wiedergesehen. Dabei zeigte sich das steirische Geschwisterpaar zurückhaltend, sagte ihre Mutter im Interview in Graz.

Entführte Geschwister verpixelt

BMI/Montage

TV-Hinweis

Einen ausführlichen Beitrag zum Wiedersehen in Paraguay können Sie auch in „Thema“ nachsehen - mehr dazu in tvthek.ORF.at.

Im Herbst 2005 brach für die gebürtige Ungarin eine Welt zusammen: Nach der Trennung von ihrem Ehemann verschwand dieser mit den gemeinsamen zwei Kindern spurlos - Ingrid und Phillip waren damals acht und fünf Jahre alt. Die Ermittlungen der Polizei und verzweifelte Internetaufrufe der Mutter blieben ohne Erfolg.

Vor zwei Wochen löste sich das Rätsel: Die Polizei bekam die Nachricht, dass der Vater der Kinder in Paraguay nach einem Motorradunfall gestorben war - mehr dazu in Entführte Kinder nach Jahren wieder aufgetaucht (10.10.2013) und Entführte Geschwister: Mutter nimmt Stellung (17.10.2013).

Schwieriges Happy End

Doch das Happy End für Mutter und Kinder gestaltet sich schwierig. Bei einer gerichtlichen Mediation in Capitan Miranda in Paraguay sahen sie einander nun erstmals wieder - abgeschirmt hinter den Mauern des Gemeindeamtes.

Georgine Ehmann

ORF.at

„Mit der Zeit haben sie mehr Nähe zugelassen“, erzählt die Mutter der beiden, Georgine Ehmann

„Am Anfang waren sie ein bisschen zurückhaltend, aber dann mit der Zeit haben sie mehr Nähe zugelassen. Ich habe ihnen Bilder gezeigt und sie gefragt, ob sie sich an irgendetwas erinnern“, erzählt Ehmann im „Thema“-Interview über das erste Treffen unter Aufsicht der Jugendanwaltschaft.

Ein Prozess, der Zeit braucht

Es gilt zu klären, was die Kinder wollen: zurück zur Mutter oder doch in Paraguay bleiben. Zunächst wollten die Kinder ihre Mutter nicht sehen - nach so vielen Jahren haben sie offenbar Angst.

Für die zuständige Jugendanwältin Diana Carolina Lugo Matiauda ist das nur verständlich - es sei eben ein Prozess, der Zeit brauche: „Jede Person braucht ihre Zeit, um ihre Ängste zu beseitigen, Zweifel auszuräumen, zu verzeihen, und wir versuchen, dass das auf möglichst sanftem Weg passiert. Deshalb können wir keine genaue Zeitangabe machen - weil es um Gefühle geht. Alle Kinder, alle Jugendlichen wollen Schutz in den Armen ihrer Eltern finden. Das ist das, was wir glauben.“

Mutter akzeptiert Entscheidung der Kinder

Die Kinder gehen in Paraguay zur Schule und leben bei ihrer Ziehmutter. Sollten sie sich entscheiden, dort zu bleiben, wird ihre Mutter das akzeptieren: „Das wird sicher sehr schwer für mich, aber wenn die Kinder das so sehen, muss ich das so respektieren. Ich kann sie nicht mit Gewalt nach Österreich zurückbringen.“