Steiermark für Gesamtschul-Modellregion bereit

Quasi in den Startlöchern steht die Steiermark in Sachen Modellregion für die Gesamtschule. Wie Landesschulratsvizepräsident Wolfgang Erlitz (SPÖ) sagte, könne man „innerhalb kurzer Zeit“ starten.

Der ehemalige SPÖ-Landesrat Erlitz zeigte sich erfreut darüber, dass nun auch in der ÖVP die Gesamtschule offen diskutiert werde: „Endlich kommt Bewegung in die bezüglich Gesamtschule so starre ÖVP.“

Die Steiermark war schon bei der Einführung der Neuen Mittelschule Vorreiter.

Die steirischen ÖVP-Abgeordneten im Nationalrat sind gegen ein „Diskussionsverbot“ in Sachen Gesamtschule - der Koalitionspakt sei „nicht die Bibel“, sagte etwa der ÖVP-Mandatar Werner Amon dazu. Er will auch in der Steiermark Modellregionen für die Gesamtschule - mehr dazu auch in Amon will Gesamtschul-Modellregion für Steiermark.

„Brauchen keine jahrelange Vorbereitung“

Erlitz sieht die Steiermark prädestiniert, schon bald eine Modellregion zu starten: „Im Gegensatz zu Vorarlberg brauchen wir keine jahrelange Vorbereitung.“ Ein Vorteil sei auch, dass es ohnehin schon Regionen gebe, in denen so gut wie alle Volksschüler nach der vierten Klasse in eine Neue Mittelschule wechseln, um dann ab der neunten Schulstufe eine höhere Schule zu besuchen.

LSR-Präsidentin fordert offenes Angehen

Die Präsidentin des Landesschulrats Steiermark, Elisabeth Meixner - sie kommt ebenfalls aus der ÖVP -, fordert auch, dass das Thema offen angegangen wird: „Wir verschließen uns nicht, wir sind offen. Ich könnte mir eine Modellregion vorstellen, aber in guter Abstimmung mit den anderen Bundesländern, und selbstverständlich muss das von Wien aus koordiniert werden.“

Edlinger-Ploder: „Starrsinn“

Die steirische ÖVP-Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder kritisiert die Bundes-ÖVP in der Debatte rund um die Gesamtschule scharf. Mit den Worten „Mir ist jetzt der Kragen geplatzt“ wird Edlinger-Ploder im „Kurier“ (Freitag-Ausgabe) zitiert - Anlass ist, dass ÖVP-Chef Michael Spindelegger Nein zu einer Modellregion für eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen sagt, weil sie nicht im Koalitionspakt stehe. „Ein Starrsinn, der der ÖVP nicht gut tut“, so Edlinger-Ploder. Der steirische ÖVP-Chef Hermann Schützenhöfer wollte zum Thema Gesamtschule am Freitag nichts sagen, dass die Aussagen der Landesrätin nicht mit ihm akkordiert sind, ist allerdings schwer vorstellbar.

Auch Leitl für Gesamtschule

Auch Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl spricht sich grundsätzlich positiv zur gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen und für eine steirische Modellregion aus. Er will eine individuelle Begleitung von Talenten und Begabungen, dann wäre eine gemeinsame Schule keine Bedrohung, sondern eine Chance, so Leitl. Er ist damit der erste einflussreiche Bundespolitiker, der sich für die Gesamtschule ausspricht - mehr dazu auch in Leitl: Gesamtschule „eine Chance“ (news.ORF.at)

Grüne fordern „Nägel mit Köpfen“

Die grüne Landtagsabgeordnete Ingrid Lechner-Sonnek sagte: „Die Steiermark soll Nägel mit Köpfen machen und vom Bund die Genehmigung für eine Modellregion Gesamtschule einholen. Es gibt für die Landesregierung keinen Grund, weiter zuzuwarten und bloß über die Medien auszurichten, was man von der verantwortungslosen Bildungspolitik des Vizekanzlers hält. Die Haltung in der Steiermark ist eindeutig – und das seit Jahren. Es kann daher nicht sein, dass wir weitere fünf Jahre Stillstand in der Bildungspolitik hinnehmen.“

Machtprobe innerhalb der ÖVP

Die Volkspartei ist sichtlich bemüht, den seit Tagen parteiintern köchelnden Streit über die Gesamtschule wieder beizulegen. Nachdem vier Landesorganisationen zuletzt teils heftig gefordert hatten, Modellversuche zuzulassen, erhält ÖVP-Chef Vizekanzler Spindelegger nun wichtige Schützenhilfe: Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer rief alle parteiinternen Kritiker zu „Mäßigung“ auf - mehr dazu in Pühringer mahnt parteiinterne Kritiker (news.ORF.at).