Polizeiposten: Sorge in den Gemeinden

Nachdem die Ankündigung, kleinere Polizeiinspektionen zu schließen, österreichweit für einige Aufregung gesorgt hat, melden sich nun Bürgermeister und Bezirkshauptleute zu Wort. Sie sorgen sich um die Sicherheit in ihren Regionen.

Am Dienstag wurde bekannt, dass in der Steiermark 23 Polizei-Dienststellen geschlossen werden - mehr dazu in 23 steirische Polizeiinspektionen vor dem Aus. Jetzt gehen in vielen der betroffenen Gemeinden die Wogen hoch: Vor allem kleine Randgemeinden fürchten, auch sicherheitsmäßig ins Abseits zu geraten.

Bis zu 40 Minuten Anfahrzeit

Ramsau im Bezirk Liezen etwa hat 2.700 Einwohner, aber knapp 10.000 Gästebetten - in der Hochsaison im Sommer und im Winter seien in der Region viele Wanderer bzw. Skifahrer unterwegs, sagt der Liezener Bezirkshauptmann Josef Dick, „und in diesem Zusammenhang sehe ich das schon ein bisschen skeptisch, in Ramsau den Posten zu schließen“.

Ähnlich stelle sich die Situation in Wildalpen dar: Der Ort sei für die europäische Paddlerszene ein touristischer Schwerpunkt, es komme immer wieder zu Unfällen und zu Einsätzen der Kriminalpolizei. Die Polizei müsse künftig aus Großreifling anrücken, das bedeute 40 Minuten Fahrzeit, sagt Bezirkshauptmann Dick.

Bürgermeister: „Katastrophe“, Angst um Betreuung

Die Bürgermeisterin von Wildalpen, Karin Gulas (SPÖ), spricht sogar von einer „Katastrophe“ - ohne Polizeiposten im Ort fürchtet sie um die Sicherheit: „Meistens passiert so etwas in der Nacht. Was macht man dann? Für uns ist das eigentlich eine Katastrophe.“

Liezener Bezirkshauptmann für Exposituren

Josef Dick wünscht sich, dass in Wildalpen und Ramsau Exposituren erhalten bleiben: „Das wäre eine kleine Dienststelle, wo ein bis zwei Beamte weiterhin Dienst versehen und sicherstellen, dass sie als Ansprechstelle fungieren und dass sie eine erste polizeiliche Reaktion setzen können.“

„Präsenz erforderlich“

Enttäuscht ist auch der Bürgermeister der südweststeirischen Gemeinde Soboth, Hubert Koller (SPÖ). Die Straße auf die Soboth am Dreiländereck Kärnten-Slowenien-Steiermark sei eine beliebte Verkehrsstrecke, vor allem für rasante Biker; ohne Polizeiposten, glaubt Koller, werde es zu Problemen kommen: „Da ist Präsenz erforderlich, und da haben wir unsere großen Sorgen, dass das dann nicht mehr so betreut werden kann.“

Polizeichefs beschwichtigen

In der Landespolizeidirektion will man dagegen mit neuen Maßnahmen die Sicherheitssorgen zerstreuen. So werde man etwa Notruftasten in den Orten installieren, sagte Generalmajor Manfred Komaricky. Direkten Kontakt sichern soll auch eine Art Dorfpolizist, der immer wieder in den Ort kommt: „Präventionsbeamte, Kontaktbeamte, das sind alles jene, die hier den unmittelbaren Kontakt mit der Bevölkerung pflegen“, sagte Landespolizeidirektor Josef Klamminger - mehr dazu in Begleitpläne zu Inspektionsschließungen (news.ORF.at).

Notrufstellen „im Handyzeitalter nicht sinnvoll“

Im Bezirk Murau werden mit Oberwölz und St. Lambrecht zwei Posten zugesperrt - ein Sicherheitsgewinn sei nicht erkennbar, so Bezirkshauptmann Florian Waldner. Von Notruftasten bzw. einem Dorfpolizisten als Ersatz hält er gar nichts: „Notrufstellen halte ich im Zeitalter, wo jeder ein Handy hat, nicht für sinnvoll - niemand wird ein Gebäude aufsuchen, um dann die Notrufnummer der Polizei zu wählen. Ich glaube, das kann man sich sparen. Und der Dorfpolizist, der in der Gemeinde sitzt, das halte ich überhaupt nicht für durchführbar, es gibt keine Sicherheitsvorkehrungen, der sitzt dort alleine. Das ist eine Beruhigungspille für die Gemeinden und die Bürgermeister, aber ich sehe da keinen Gewinn.“

Waldner kritisiert außerdem, dass die Bezirkshauptleute in die Diskussion nicht eingebunden worden seien und die Schließungsliste aus den Medien erfahren haben - immerhin seien sie aber Sicherheitsbehörde erster Instanz.

Treffen mit höheren Stellen

Einige Bürgermeister hoffen, dass das letzte Wort doch noch nicht gesprochen ist. Bürgermeister Koller aus Soboth will sich am Mittwoch mit hohen steirischen Polizeiverantwortlichen treffen, Bürgermeisterin Gulas aus Wildalpen hat sich ans Innenministerium gewandt - aber: „Ob es etwas nützt, wissen wir natürlich nicht. Wir können nur hoffen."